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Do, 15:11 Uhr
10.07.2014

Bleichröder wollen neues Wahrzeichen schaffen

Man kann es als Zeichen des Aufbruchs verstehen, als Verbindung von Vergangenheit und Zukunft oder auch als Bindeglied zur eigenen Heimat: mit der Gestaltung des alten Turms der Stiehlwerke soll, weithin sichtbar, ein neues Wahrzeichen Bleicherodes geschaffen werden...

VIel ist nicht geblieben von den alten Bleicheröder Stiehlwerken. Lediglich der Turm überragt die inzwischen grüne Industriebrache, umgeben von neuen Einfamilienhäusern. Vieles hat Bleicherode nach der Wende verloren - das verschwinden von Bergbau und Industrie hinterließ Spuren in der alten Kali-Stadt, die noch heute zu sehen sind.

Doch anstatt trübsinnig dem Verfall des alten zuzusehen, bemüht man sich, nach vorne zu blicken und das zu bewahren, was des Bewahrens Wert erscheint. Vieles hat sich schon getan in Bleicherode und alte Wunden und die Zeichen des Niedergangs im Sozialismus verschwinden, nach und nach. Das Leben geht weiter und die Bleicheröder zeigen, das man nach dem Fall auch wieder aufstehen, sich neu erfinden kann.

Als weithin sichtbares Zeichen dieses Gedankens könnte Bleicherode in den kommenden Monaten und Jahren ein neues Wahrzeichen bekommen. Der alte Turm der Stiehl-Werke, gut 19 Meter hoch, soll umgestaltet werden. Da angesichts klammer Kassen Ausschreibungen, Entwürfe von Architekten- und Künstlern außer Frage stehen, hat man sich entschieden, das Vorhaben selbst in die Hand zu nehmen.

Der Turm der Stiehl Werke (Foto: Angelo Glashagel) Der Turm der Stiehl Werke (Foto: Angelo Glashagel)

Der Turm war beim Abriss der Stiehl Werke bewusst stehen gelassen worden

Auf Inititative des Schiller-Gymnasiums wurden Ideen entwickelt, wie die Bleicheröder, allen voran die Schüler der Stadt, den alten Turm neu gestalten könnten. Heute fand das erste Treffen statt, bei dem es für die Schüler darum ging, ein Gefühl für das zu bekommen, was sie schaffen wollen. Denn der Turm soll nicht einfach angepinselt oder besprüht werden.

Der grundsätzliche Angriffsplan steht nämlich schon: der quadratische Turm soll an allen Seiten mit einem Mosaik aus Platten versehen werden. Jede Platte wird dabei von einem Schüler gestaltet. Aus jedem Blickwinkel würde der Turm anders aussehen. "Wir müssen um die Ecke denken", sagte Bleicheröder Künstler Peter Genßler, der das Projekt als Fachmann betreut, "es soll sich im Fluss befinden, ähnlich einer Melodieführung in der Musik."

Peter Genßler steht mit Rat und Tat zur Seite (Foto: Angelo Glashagel) Peter Genßler steht mit Rat und Tat zur Seite (Foto: Angelo Glashagel)
Genßler geht es darum, dass etwas entwickelt wird, das Bestand haben kann und "nicht in irgendeiner Schublade verschwindet". Das Vorhaben sei konstruiert und ernsthaft, man wolle keinen "Wildwuchs", sondern etwas, "das gut aussieht und auffällt". Die Platten könnten nach belieben ausgestauscht werden, sodass keine "tote Farbfläche" entstünde, wie bei der Sanierung von Reihenhäusern in pastellfarbener Langeweile. Ein Rythmus soll entstehen, der immer wieder etwas neues bietet. Genßler vergleicht die Pläne mit dem berühmten "Fensterrecht" das Hundertwasser propagierte: jeder sollte die Front seines Hauses soweit selbst gestalten können, wie er mit dem Arm aus dem Fenster reicht.

Ein Hundertwasser-Turm soll es zwar nicht werden, aber wenn das Vorhaben gelingt, könnte jede Bleicheröder Schülergeneration ihre Spuren am Turm hinterlassen. Ein Wahrzeichen beständigen Wandels.

Deswegen ging es heute nicht allein darum, das die Schülerinnen der Bleicheröder Regelschule ein paar Zeichnungen anfertigten. Bürgermeister Frank Rosteck war da und malte Ziel und Zweck des Projektes in leuchtenden Farben aus, man redete über gängige Materialien und denkbare Alternativen, die Anbringung der Platten, Beleuchtung und natürlich Visionen. So könnte das neue Wahrzeichen durch solarbetriebene LED's beleuchtet werden. Die Idee dazu stammt von einem Bleicheröder. "Wir wollen möglichst viele Bürger erreichen, nicht nur unsere Schüler", erklärte Jana Kleinewalter. Die Schulsozialarbeitern des Horizont ist an der Regelschule tätig und selber Bleicheröderin. Sie begleitete heute ihre Schar Freiwilliger aus der 6. und 7. Klassenstufe zum Workshop im Freizeittreff des Horizont Vereins. Aber sie sind nicht die einzigen, die sich ehrlich für das Projekt begeistern. "Jeder kann mitmachen und seine Ideen einfließen lassen", sagte Kleinewalter "dann kann etwas dauerhaftes werden, von dem alle etwas haben."

Planen, beraten, kreativ sein (Foto: Angelo Glashagel) Planen, beraten, kreativ sein (Foto: Angelo Glashagel)

Historische Bezüge, Sozialraumpflege, Kunst und Kultur kann das Projekt miteinander vereinen, wenn es denn gelingt.
Der Elefant im Raum ist das leidige Geld. Die Frage der Finanzierung des ehrgezigen Unterfangens muss geklärt werden. Die Breite des Projektes könnte es den treibenden Kräften ermöglichen, viele kleine Fördertöpfe anzuzapfen. Doch obwohl die Wörter "Dschungel" und "Hürdenparcours" heute fielen, zeigten sich sowohl Genßler als auch Kleinewalter zuversichtlich. "Wir haben viele Unterstützer mit im Boot, die aus verschiedensten Bereichen kommen und ihre Erfahrungen mit einfließen lassen", sagte Genßler. Das könne dann auch bei der Fördermittelbeantragung helfen.
Über Spenden von Privatpersonen oder Firmen würde man sich freuen. Auch die Möglichkeit von Sponsorings wird in Betracht gezogen.

Einen konkreten Zeitplan gibt es deswegen noch nicht. Die Zeitfenster um Mittel zu beantragen sind so regelmäßig und verschieden wie die Jahreszeiten, sodass die Mittelakquise wohl ständiger Begleiter sein wird. Genßler hofft aber dennoch, dass die Schüler Bleicherodes neues Wahrzeichen in etwa einem Jahr präsentieren können.
Angelo Glashagel
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Erster Workshop zum neuen Wahrzeichen (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

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