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Mi, 11:33 Uhr
26.10.2016
Wertschöpfung in Wald und Flur

Tafelsilber des Naturschutzes

Es sei der erste Schritt einer "umfassenden Akzeptanzinitiative", mit diesen Worten eröffnete Thüringens Umweltministerin Anja Siegismund heute in Neustadt die Vorstellung einer Studie zu den ökonomischen Möglichkeiten von Biosphärenreservaten. Die Untersuchung wurde andernorts schon durchgeführt, nun soll auch die Nordthüringer Region analysiert werden...

Südharz und Kyffhäuser müssten schon um ihrer Selbst willen geschützt werden, als einer von 30 "Hotspots" der biologischen Vielfalt sei die Region ein "Schatzkästchen der Natur" und gleichzeitig das "Tafelsilber des Naturschutzes", sagte Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund heute morgen im gut besuchten Hohensteinsaal zu Neustadt. Ihr Ministerium arbeite intensiv daran, den Winkelberg bei Nordhausen als Naturschutzgebiet zu etablieren.

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Der Gipskonflikt im Südharz schwelt schon lange, das Argument der Arbeitsplätze führen dabei beide Seiten an. Sie habe Verständnis für wirtschaftliche Interessen, diese aber dürften nicht einseitig und als unwiderbringlich erachtet werden. Von Natura 2000 Flächen und Flora-Fauna-Habitaten gelte es die Hände zu lassen. Wie die Wertschöpfung auf Seiten der Industrie aussieht ist bekannt, das auch Tourismus und Naturschutz für Arbeit und Profit sorgen können, bleibt bisher ein spärlich untermauertes Gegenargument von Seiten des Naturschutzes.

Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund - Südharz und Kyffhäuser sind das "Tafelsilber des Naturschutzes" (Foto: Angelo Glashagel) Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund - Südharz und Kyffhäuser sind das "Tafelsilber des Naturschutzes" (Foto: Angelo Glashagel) Um das für die Region Südharz und Kyffhäuser wissenschaftlich fundiert zu klären wird Prof. Dr. Hubert Job von der Universität Würzburg in den kommenden anderthalb Jahren eine entsprechende Studie erstellen. Ähnliche Untersuchungen hat sein Institut in anderen, Landkreis und Länderübergreifenden Schutzgebieten durchgeführt, etwa in der Rhönregion.

Prof. Job betrachtet dabei direkte, indirekte und Opportunitätskosten und -nutzen sowie die Organisationsstrukturen und deren Auswirkungen auf die Akteure und Interessenten. Die Studie versteht Umweltministerin Siegesmund als ersten Schritt einer groß angelegten Akzeptanzinitiative für die Biosphärenreservate. In einem zweiten Schritt will man einen moderierten Diskussionsprozess in Gang setzen. "Wir wollen aus Akteuren Beteiligte machen und Skeptiker für die Argumente öffnen", sagte Siegesmund. Dabei soll nicht allein diskutiert werden, man wolle auch Vorschläge für konkrete Umsetzungsmöglichkeiten erarbeiten.

Der Hohnsteinsaal in Neustadt war gut besucht (Foto: Angelo Glashagel) Der Hohnsteinsaal in Neustadt war gut besucht (Foto: Angelo Glashagel)

Das alles wird Zeit brauchen, die Aufgabe sei nicht in einer Legislaturperiode zu bewältigen, sagte Siegesmund, "der Weg ist das Ziel". Der erste Schritt allein wird mehr als ein Jahr dauern, bis der Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen, Naturschutz und alternativen Wegen der Wertschöpfung ausgeglichen werden kann, wird es wohl noch länger dauern.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Fönix
26.10.2016, 15.32 Uhr
Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld ...
Umfangreiche Untersuchungen zu einem Biosphärenreservat in Nordthüringen gab es schon in den Neunziger Jahren, übrigens wurde damals ein ortsansässiges Ingenieurbüro beauftragt.
Haben sich Natur und Landschaft im Südharz seitdem so gravierend verändert, dass schon wieder große Mengen an Steuergeldern ausgegeben werden müssen ? Welche neuen Erkenntnisse werden denn von einem neuen Gutachten erwartet ?

Viel wichtiger wäre es, die regionalpolitischen Rahmenbedingungen zu beleuchten. Hier gibt es nach meiner Wahrnehmung immer noch die größten Defizite, denn in den Köpfen der meisten bekannten Hauptakteure endet ein potentielles Biosphärenreservat Südharz am Südrand des Zechsteingürtels.

Die Bedeutung dieser geologischen Formation ist unbestritten. Die Besonderheit (andere nennen es Alleinstellungsmerkmal) eines Biosphärenreservates im Südharz würde sich aber erst mit der Betrachtung der geomorphologischen Vielfalt zwischen Kyffhäuser, Hainleite und Oberharz ergeben. Die Vielfalt der Habitate und dementsprechend auch der Biozönosen auf engstem Raum (insbesondere im Verlauf der Nord-Süd-Achsen) ist einzigartig. Insofern ist es zu begrüßen, dass zumindest der Kyffhäuser mit einbezogen werden soll. Vielleicht erkennen die Experten ja sogar noch rechtzeitig, dass auch Buntsandstein und Muschelkalk im Südharz präsent sind.

In der gesamten Region die Wechselwirkungen zwischen der freien Naturraumentwicklung und der anthropogenen Nutzung zu untersuchen und Handlungsempfehlungen für eine angemessene und ausgewogene Entwicklung der Kulturlandschaft auszusprechen (nichts anderes bedeutet die Ausweisung eines Biosphärenreservates !)ist zweifelsohne wichtig, aber eben auch nichts Neues.

Umfangreiche und teure neue Gutachten bringen uns hier wohl kaum weiter, wenn die kommunalpolitische Kleinstaaterei in Nordthüringen weiter so gepflegt wird wie bisher. Vom Einfluss politisch bedeutsamer Lobbygruppen wie der Landwirtschaft und ihrer selbsternannten Umweltexperten ganz zu schweigen.

Fönix
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