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Di, 10:49 Uhr
13.02.2018
Biosphärenreservat Südharz Kyffhäuser

Landwirte mit strikter Ablehnung

Am vergangenen Donnerstag gab es innerhalb des Moderationsprozesses zu einem eventuellen Biosphärenreservat eine Infoveranstaltung für Landwirte der Region. Dazu die Meinung des Kreisbauernverbandes als Berufsvertretung der Landwirte...

"Als Berufsvertretung der Landwirte haben wir uns dort klar und deutlich geäußert, dass sich unsere Meinung wie schon im September 2013 beim Anhörungsverfahren in Neustadt, nicht geändert hat. Wir Landwirte lehnen die Ausweisung eines Bioshärenrservates Südharz/Kyffhäuser vehement ab!

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Jetzt kann man wieder sagen, typisch Landwirtschaft – alles wird gleich abgelehnt und gemeckert…..! Jedoch hat sich von den sogenannten „Befürwortern“ bis hin zur politischen Ebene jemals einer gefragt, wen diese Ausweisung am meisten treffen/belasten wird- nämlich die Land- und Forstwirtschaft. Der Boden ist das wichtigste und wertvollste Produktionsmittel der Landwirte. Es sind die Bauern, die mit all den Auflagen/Schutzstatus- und gebieten klarkommen müssen, die übrigens jetzt schon im Landkreis Nordhausen und dem Kyffhäuserkreis mit beachtlichen 49 % der Vegetationsfläche zu Buche schlagen und es sind auch die Bauern die so ganz nebenbei noch für das tägliche Brot sorgen.

Man mag es kaum glauben, aber auch Landwirte und deren Familien wollen in einer artenreichen Natur leben und der Landkreis Nordhausen hat viel schöne Natur zu bieten. Jedoch sind es vor allem die Landwirte die zu einer solchen Natur beigetragen haben, durch kostenlose Kultur- und Landschaftpflege über Jahrhunderte hinweg! Landschaftsbilder, Strukturen unserer Kulturlandschaft sind Ergebnis der landwirtschaftlichen Nutzung und dazu gehört auch das Halten von Tieren mit allem wenn und aber!

Wir stellen hier die Frage, ist es nicht ein Frevel an der Natur, dass wir es uns in Deutschland leisten, täglich 66 Hektar an landwirtschaftliche Nutzfläche zu entziehen? Für unsere beiden Kreise bedeutet dies in den letzten zwei Jahren einen Flächenverlust von 348 ha! Hinzu kommt noch der Flächenverlust für die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Hier ist doch dringlichster Handlungsbedarf gefordert!

Seit der Wende haben sich die Nordhäuser Landwirtschaftsbetriebe zu wirtschaftlich erfolgreichen, im ländlichen Raum fest etablierten Betrieben entwickelt, die verantwortungsbewusst und gemäß der guten fachlichen Praxis konventionell wirtschaften. Durch die Ausweisung des Biosphärenreservates Südharz befürchten wir starke wirtschaftliche Einschränkungen für unsere Landwirtschaftsbetriebe und wir sind der Meinung, dass die fruchtbaren Böden auch für künftige Generationen erhalten werden sollten. Wir sehen einen Eingriff in das Eigentum, der einer Enteignung gleich kommt! (betrifft: Land – u. Forstbesitzer, Jagdgenossenschaften, Fischereien)

Es wird die Extensivierung der Flächen befürchtet, ohne dass der Landwirt noch selbst darüber entscheiden kann. So werden für die Tierhaltung ausreichend Futterflächen benötigt, insbesondere für Winterfutter. Wenn diese nicht zur Verfügung stehen, kann nicht wirtschaftlich gearbeitet werden. Teilweise gilt das auch für den Ackerbau. Dort werden Ergebnisse erzielt, die die Tierhaltung finanziell stützen kann. Allein durch ca. 1.500 ha Naturschutzgebiete, einem großflächigen Naturpark Südharz von ca. 26.700 ha, mit NATURA 2000- Gebieten und einigen Naturwaldparzellen, bedarf es keiner weiteren Ausweisung eines Biosphärenreservates, es ist durchaus ausreichender naturschutzrechtlicher Flächenschutz vorhanden!

Aus landwirtschaftlicher Sicht ist auch kein Mehrwert eines Biosphärenreservates zu erkennen. Aus unserer Sicht besteht allenfalls ein naturschutzfachlicher Mehrwert, die Wirtschaft wird dabei nachhaltig zurückgedrängt. Weiterhin befürchten wir, dass der Aufwand für die Ausweisung des Biosphärenreservats viel zu hoch sein wird. Eine zusätzliche Verwaltung kostet enorme Personal- und Sachkosten. Auch der Unterhalt eines Gebäudes als „Biosphärenreservats- Information“, wie es die UNESCO in anderen Biosphärenreservaten fordert, würde viel Geld kosten.

Erwähnen möchten wir zudem, dass für den Prozess in Thüringen auch relevant sein sollte, dass das Vorhaben UNESCO-Anerkennung in Sachsen-Anhalt gegenwärtig ruht. Gründe dafür sind, dass nicht alle Kommunen den Anerkennungsantrag bei der UNESCO unterstützt haben und Landwirte und Waldbesitzer sich vehement gegen das geplante UNESCO- Biosphärenreservat gewehrt haben. Für uns ist entscheidend, dass sich die am stärksten betroffene Einheitsgemeinde Südharz im Frühjahr 2013 mit einer großen Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder gegen die Beantragung des UNESCO- Status ausgesprochen hat.

Allein diese Tatsache in unserem benachbarten Bundesland bestärkt uns in unserem Denken und Handeln. Unsere Agrarstrukturen ähneln einander, die Agrarstruktur der Rhön (was man uns immer so als positives Beispiel aufzeigt) jedoch kann man keinesfalls mit dem Südharz vergleichen.
Susann Goldhammer, Kreisbauernverband Nordhausen
Autor: red

Kommentare
Katzengreis
13.02.2018, 20.36 Uhr
Landwirtschaft und Natur
Sie schreiben das über Jahrhunderte die Landschaft durch bäuerliche Landschaftspflege enstanden ist. Dies ist richtig. Nur ist mir nicht bekannt das Ihre Vorfahren den Boden mit Nitrat verseucht haben. Ich konnte auch nirgends recherchieren das früher das Leben auf und um die Felder mittels Gift platt gemacht wurde.
Dieses "unsere Vorfahren" begegnet einem ziemlich oft in der Debatte um das Biosphärenreservat. Stellt irgend jemand die Leistung der Vorfahren in Frage? Nein, denn diese Vorfahren haben diese Landschaft entwickelt. Nun muss sie erhalten werden. Zweifelsohne haben auch die Landwirte von heute einen riesigen Anteil am Erhalt dieser Landschaft.
Sie stellen hier auch dar das es nur noch schwierige Tierhaltung geben soll wenn es ein BR gibt. Wie kommen Sie darauf? Was meinen Sie mit Tierhaltung ohne wenn und aber?
Wieder mal ganz viele Geschichten die den Leuten als Fakt verkauft werden.
Was hat ein BR mit dem , wie Sie schreiben, täglichen Entzug aus der landwirtschaftlichen Nutzung von 66 Hektar zu tun? Dieser Verlust wird doch durch Windparks, Bebauung usw. verursacht.
Die Behauptung der Enteignung führen Sie hier auch wieder an. Wo ist dies festgelegt das irgend jemand enteignet werden soll oder muss?
Wie viele Landwirte wurde im Sachsen Anhaltischen Südharz denn Enteignet?
Fragen über Fragen, denn so einfach wie es sich die Gegner und Befürworter des BR machen ist es dann doch nicht.
Vermutungen und Behauptungen immer als Fakt zu verkaufen nervt in dieser Debatte und ist wenig hilfreich.
Von Chancen schreiben Sie leider nichts. Gibt es tatsächlich keine oder wollen Sie einfach keine sehen?
Hans Dittmar
13.02.2018, 23.03 Uhr
Landwirte gegen Biosphärenreservat
@ Katzenkreis
Nitrate werden von Pflanzen als Nährstoffe verwertet und in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt. Sie können direkt von pflanzlichen Organismen als Stickstoffquelle aufgenommen und verwertet werden.
Als Lebensmittelzusatzstoff wird Natriumnitrat (E 251) und Kaliumnitrat (E 252) als Konservierungsmittel z. B. zum Pökeln von Fleisch- und Wurstwaren verwendet, da es über die Bildung von Nitrit das Wachstum anaerober Keime hemmt.
Nitrate werden auch in der Medizin verwendet, unter anderem die Medikamente Nitroglyzerin oder
Isosorbidmononitrat zur Gefäßerweiterung.

In der Landwirtschaft werden Nitrate als Dünger, auch in Form von Gülle eingesetzt. Diese Wirtschaftsdünger enthalten Stickstoff zum Teil als Nitrat (Calciumnitrat in Blaukorn) und zum Teil als Ammonium­verbindungen (Ammoniumnitrat, Ammoniumphosphat), oft aber auch in Form von organischen Stickstoffverbindungen (Proteine, Amine, Harnstoff).
Natürlicher Dünger, Ausscheidungen von Mensch und Tier, ist der Stoff, der in der Landwirtschaft am längsten für eine Steigerung der Erntemenge verwendet wird.
Spätestens seit Pferde und Rinder den Pflug über die Felder zogen, sahen die Bauern, dass tierische Ausscheidungen die Fruchtbarkeit des Bodens erhöhten.

In China wurden schon Jahrtausende vor der Zeitenwende menschliche Exkremente gesammelt
und auf den Feldern verteilt.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verschärfte sich dieses Problem. Das Wort von der "Altersschwäche des Bodens" ging um.
Katastrophale Missernten und Hungersnöte rückten das brennende Problem in den öffentlichen Focus.
Spätmittelalterliche Alchimisten begannen mit einer Forschung, wie man künstlich die Erträge in der Landwirtschaft steigern konnte. In der Neuzeit wurde daraus die wissenschaftliche Disziplin der sogenannten Agrikulturchemie: die Untersuchung der Ernährungsphysiologie der Pflanze und des
Nährstoffangebots des Bodens.

Gerade im 19.Jahrhundert gelang der große Durchbruch von chemischen Düngern in der Landwirtschaft. Und auch das hatte seine Geschichte. Sie konnten heute auch in der NNZ lesen, dass Millionen von Europäern nach Amerika siedelten, weil die Bauern Missernten auf den Feldern hatten und die Bevölkerung hungerte. Selbst die im 18. Jahrhundert eingeführte Kartoffel verfaulte in weiten Teilen Europas in den Äckern.

Jetzt den Bauern den schwarzen Peter zuzuschieben ist da einfach nicht angebracht. Natürlich muß man umdenken, dass geht aber nur im ganzen Europa, sonst vernichten wir unsere Bauern und machen uns abhängig. Und die Bauern haben Recht, was haben wir von einen Biosphärenreservat? Den Gipsabbau hält es nicht auf, den das Bergrecht steht über allen, dass haben wir nun seit RRG in Thüringen regiert gelernt.

Unsere Bauern haben in den letzten 25 Jahren riesige Flächen an Äckern verloren. Denken wir nur an Straßenerweiterungen, Autobahnbau, Gewerbe- und Industriegebiete.

Es gibt nun mal Bereiche, da hat die Politik keine Ahnung und wie man sieht betrifft das nicht nur die Asylpolitik.
Kauz
14.02.2018, 00.20 Uhr
Marketing-Förderinstrument
- nicht mehr und nicht weniger wird angeboten mit dem Unesco-Biosphärenreservat-Konzept, nachlesbar in 40 Seiten im Internet. Wegen ihrer Naturbesonderheiten können als "hot-spots" erkannte Regionen wirtschaftliche Förderungen erhalten. Und das hier in Nordthüringen ohne jegliche Einschränkungen für Land-oder Forstwirtschaft bzw. kommunale Bauplanungen - weil die benötigten Flächen für Kernzonen bereits komplett sich mit Wald in Landesbesitz schon jetzt außerhalb jeglicher Nutzung befinden und für die Pflegezonen - mit 99,9%-iger Wahrscheinlichkeit (dies richtet sich auch nach der evtl. realisierbaren Größe des Biores innerhalb des fast doppelt so großen Suchraums!) ebenfalls bereits die benötigten Flächen bereits als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind bzw. sich seit Jahren im Ausweisungsprozess befinden.

Es geht also weder um zusätzlichen Naturschutz, noch um weitere Restriktionen, sondern allein um das Angebot einer Hilfe zur Vermarktung von Produkten und/oder Dienstleistungen. Natürlich werden auch über ein Biores keine "gebratenen Hähnchen" automatisch in offene Münder fliegen! Deshalb ist es wichtig, abzulassen von sachfremden Argumenten und parteipolitischem Taktieren und sich stattdessen aktiv einzubringen bei den Moderations-AGs, wo es um Konkretisierung, aber auch Wünsche zur Abgrenzung gehen kann, denn es ist ja ein offener Prozess.

Anmelde-Adresse und bisher-dokumentiertes zu finden unter:
https://www.moderation-biosphärenreservat.de/
Übrigens: ich gehöre weder dem Ministerium noch dem Moderatorenteam an, sondern bringe mich lediglich als Bürgerin ohne Ambitionen auf ein Amt, Honorar oder Belobigung o.ä. ein, auch, weil ich aufgrund eigenen Miterlebens von verschiedenen (!) äußerst positiven, d.h. wirtschaftsbelebenden BioRes-Region-Entwicklungen überzeugt bin, daß es bei diesem - nur freiwillig zu ergreifenden - Angebot sich um eine Riesenchance für den Südharz handelt.
Andreas Dittmar
14.02.2018, 00.57 Uhr
Die Reaktionen waren leider so zu erwarten
Katzengreis ihr Zitat: "Vermutungen und Behauptungen immer als Fakt zu verkaufen nervt " bringt es genau auf den Punkt. Vermutungen und Behauptungen beruhen allerdings zum großen Teil auf fehlenden Informationen. So wie ich es bei den Befürwortern tue, so machen sie es bei den Gegnern. Sie hinterfragen die Aussagen, um sich einen konkreten Überblick zu verschaffen. Das ist genau der richtige Weg um letztendlich eine Entscheidung treffen zu können. Die Landesregierung hingegen versucht nun schon im zweiten Anlauf für ihr BiR zu werben. Wie aus dem Artikel hervorgeht, ruht auch im Nachbarland die Anerkennung als BiR seit 2013, weil die Gemeinde Südharz dagegen klagte. Wurde darauf Seitens der Akteure näher eingegangen oder soll hier gleich im Vorfeld mit finanziellen Mitteln das OK eingekauft werden?

Was hat Frau Sigismund zusammen mit ihren Akteuren bis jetzt in ihrem Dialog mit der Bevölkerung geliefert?

- 4,5 Mio Euro Fördermittelzusagen
- Notwendigkeit des Schutzes und der Entwicklung einer einzigartigen Kulturlandschaft
- Möglichkeiten der Werbung mit dem internationalen Schutzstatus

Welche Informationen fehlen noch für Betroffene um eine wichtig Entscheidung zu treffen?

- Natur- und Landschaftsschutz
- Zonenaufteilung, Agenda
- Verwaltung und Personalkosten
- Einschränkungen und Vorteile

Für mich sind die Reaktionen hier im Artikel nachvollziehbar und besonders das daraus resultierende Fazit für die Landwirte leuchtet ein: "Aus landwirtschaftlicher Sicht ist auch kein Mehrwert eines Biosphärenreservates zu erkennen." Wenn man nach einer Infoveranstaltung dieses Fazit zieht, waren die Informationen nicht ausreichend oder die Auswirkungen nicht akzeptabel. Mit Enteignung ist aus meiner Sicht auch nicht unbedingt der Entzug der Flächen, sondern eher die Einschränkungen bei der Nutzung gemeint. Auch das geht aus dem Artikel hervor.

Die Diskussion hat mich dazu bewegt, mich etwas näher mit dem Thema zu beschäftigen. So ein BiR muss, damit es anerkannt wird, bestimmte Kriterien erfüllen. Werden bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt, oder erzielt man keine Einigung mit der Bevölkerung, kann der Schutzstatus auch nachträglich wieder aberkannt werden. Das ist im BiR Bayrischer Wald passiert. Hier konnte man sich nicht über die Ausweisung der Pflegezone einigen.

Über die Kernzone definiert sich das eigentliche BiR. Man kann also kein BiR "Karstlandschaft" ausrufen und ein paar Hektar Waldgebiet als Kernzone ausweisen. Da sollte schon ein direkter Zusammenhang bestehen. In der Kernzone gibt man der Natur die Möglichkeit sich ohne Eingriff durch den Menschen selbst zu erhalten. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, die mit Sicherheit so gewollt sind. Würde man zB. Hochgebirgsregionen mit ihrer sensiblen Tier- und Pflanzenwelt als BiR ausweisen, ist die traditionelle Weidewirtschaft fester Bestandteil der Kernzone. Die Kernzone wird von der Pflegezone umschlossen. Hier wird durch schonende ökologische Landnutzung ein harter Übergang zwischen Wildnis und Bereichen mit konventioneller Bewirtschaftung verhindert. Den Rest des BiR bildet die Entwicklungszone. Hier findet mit Modellprojekten die eigentliche Bewirtschaftung des BiR, die Förderung, Werbung und die Vermarktung der Produkte statt. Für das ganze Projekt muss eine Agenda ausgearbeitet werden, wo Maßnahmen und Ziele definiert werden.
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