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Do, 09:02 Uhr
24.05.2018
WAR ES NUR JÄGERLATEIN?

Der Räuber kam zurück

Alf Grabinski führt hauptberuflich unter anderem ein Cafe in Nordhausen. In seiner Freizeit geht er zur Jagd. So saß er dieser Tage wieder auf einem Hochsitz. Im Fürstenholz bei Auleben. Einen Bock wollte er erlegen. Daraus wurde nichts...

Luchs-Sichtung bei Auleben (Foto: privat) Luchs-Sichtung bei Auleben (Foto: privat)
Aus nur wenigen Metern Entfernung will Alf Grabinski diesen Luchs fotografiert haben, als er gerade ein Reh riss. Foto: privat

Auleben. Gegen 19.30 Uhr bestieg er die Kanzel. Nichts rührte sich. Nur ein paar Vogelstimmen waren zu hören. Die Sonne schickte letzte wärmende Strahlen, bevor sie verschwand und das Zepter der herannahenden Nacht überließ. Mit dem Fernglas überflog Grabinski das Gelände. Plötzlich stutzte er. Die Spannung stieg. Kein Zweifel: Was er in etwa 200 Meter Entfernung erblickte war ein Luchs. Die Katze hatte soeben ein Reh gerissen. Den Vorgang hatte der Jäger beobachtet. Kurz und schmerzlos muss es wohl für das Tier gewesen sein.

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Der Jäger stieg vom Hochsitz herab in sein Auto. Den Riss musste er sich aus der Nähe betrachten. Unbedingt. Als er sich näherte, flüchtete das Raubtier. Ohne Beute. Grabinski verharrte im Wagen. Ob der Räuber wohl zurückkommen würde? Er kam. Vorsichtig schleichend näherte er sich auf weichen Sohlen seinem Opfer. „Ich war ziemlich nah dran“, sagt der Weidmann und versicherte: „Aus nur wenigen Metern Entfernung nahm ich das Tier mit meinem Handy auf“.

Ein Einzelfall oder schon die Regel in Südharzer Waldgebieten? Ein Einzelfall sei das nicht, sagt Revierförster Wolfhard Gerlach aus Obersachswerfen. Der Luchs sei komplett da, wenn auch nur als Durchreisender. Rehrisse habe es aber auch in seinem Revier gegeben. So im Hagen, einem Buchenwald zwischen Günzerode und Steinsee. Auch im Kohnstein war man fündig geworden, bestätigte auch Christian Büchting aus dem Vorstand der Kreisjägerschaft. Ein weibliches Tier mit Nachwuchs sei allerdings noch nicht gesichtet worden, bemerkt Revierförster Gerlach.

Weder sei ihm ein Luchs begegnet noch habe er einen Riss ausmachen können, versichert Carsten Wiegleb, Revierförster in Heringen. Ein Vorkommen im Harzvorland sei unwahrscheinlich, ist er überzeugt. Die Raubkatze sei ein scheues Tier, das den Menschen meide und große Waldgebiete beanspruche. Die Beobachtungen, die Alf Grabinski machte, seien außergewöhnlich. Jägerlatein? Mitnichten, möglich sei so ein Erlebnis schon. Ein Luchs im Fürstenholz? Bestätigen könne er das nicht, da er nicht in diesem Gebiet zur Jagd gehe.

Als Durchzügler ist der Luchs auch hierzulande zuweilen anzutreffen. Ein fester Einstand ist bislang nicht erwiesen. Foto. Nationalpark Harz

Dass der Luchs auch mal ein Reh töte entspreche der Lebensweise des Tieres. Übertreiben sollte man die Sache aber nicht. Meint Torsten Meißner, als Vorsitzender der Kreisjägerschaft zugleich ihr oberster Weidmann. Nur eine einzige Meldung über einen Riss sei ihm 2017 bekannt geworden. Ein einziger Fall erst in diesem Jahr bei Wernrode.

Über Luchsrisse müsste eigentlich der Luchsbeauftragte der Kreisjägerschaft bestens informiert sein. Doch Sandro Demme bleibt unerreichbar. Nach jedem Anruf diese Auskunft: „Vorübergehend nicht zu erreichen“. „Vorübergehend?“ Ein Dauerzustand. Dabei gibt die Kreisjägerschaft auf ihrer Internetseite unter anderem bekannt:

„Zur Überwachung und Erhebung von Daten über Luchsbeobachtungen und zur Entschädigungserfassung von aufgefundenen Wildkörpern und auch Haustieren wie Schaf und Ziege ist es erforderlich, den im Landkreis Nordhausen zur Verfügung stehenden Luchsbeauftragten zu informieren“. Weiter heißt es: “Die Information muss so erfolgen, dass eine Spurensicherung und Fotos möglich sind. Die von uns beauftragten Sachverständigen setzten sich dann mit den verantwortlichen Personen im Nationalpark Harz zusammen“. Wie soll das geschehen, wenn der Sachverständige, der Luchsbeauftragte der
Jägerschaft des Kreises, unerreichbar bleibt?

Tötet der Luchs mehr Rehe im Jahr als die Jäger erlegen? Belegt ist das nicht. Es ist wohl die Meinung von Leuten, die in der großen Katze einen Jagdkonkurrenten sehen. Davon ist Ole Anders, der das Luchsprojekt ins Leben rief und 2000 die ersten Großkatzen auswilderte, überzeugt. Anders ist selbst Jäger und meint: Der Luchs hat ein Bleiberecht!
Kurt Frank
Autor: red

Kommentare
tropensturm
24.05.2018, 20.46 Uhr
Luchs reißt Reh in Auleben
Auf dem Foto sieht es eher aus, als hätte der Luchs einen Fuchs gerissen. ???
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