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Do, 15:06 Uhr
24.05.2018
POE-tische Lesung

Da stockte Besuchern der Atem

Was in der heutigen Zeit mit neudeutsch „breathtaking“ (atemberaubend) umschrieben wird, konnte man am vergangenen Donnerstag erleben, wenn man die Lesung und Bildbetrachtung besuchte, zu der der KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein gestern um 19 Uhr eingeladen hatte...

Lesung (Foto: privat) Lesung (Foto: privat)
Edgar Allen Poe - wenn man sein Werk mit Schlagworten beschreiben wollte, so wären diese: das Unheimliche, das Nachtstück, das Grauen, der Alptraum, die Nervenkrise, die Flucht ins Jenseits des Grabes, das Überwirkliche, das Kriminelle, die messerscharfe Analyse des Verbrechens, die zynische Grausamkeit, die Krankheit, die Schauer des biologischen Untergangs, das Leben voll magischer Rätsel.

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Poe flüchtete in seinem kurzen Leben – er wurde nur 40 Jahre alt – in seine Visionen und hielt seiner inhumanen Mitwelt einen düsteren Groteskspiegel vor. Passend in die momentan laufende Ausstellung „Der schöne Sensenmann – Der Tod in der Kunst“ fügte sich die Lesung ein, in der Anja Eisner in ihrer mitreißenden Art des Lesens zwei Geschichten vortrug, in der sich geradezu typisch die oben erwähnten Charakteristika wiederfinden lassen.

„Grube und Pendel“ ist im Wesentlichen eine Horrorgeschichte, die bei Leser Angst aufkommen lässt, Angst vor der Inquisition, Angst vor der Bestrafung, die die Spannung ins Unerträgliche steigert, um dann in ein befreiendes Ende zu münden. "Die schwarze Katze" liefert alle gespenstischen Elemente, die eine schreckliche und eindringliche Geschichte ausmachen. Diese besondere dunkle Kurzgeschichte verbindet Angst und Schuld mit Brutalität und Gewalt, was letztlich zum Mord an der Frau des Erzählers führt.

Allerdings erforscht es auch die Themen der Tiefen der Mängel im menschlichen Geist, einschließlich der Kämpfe mit dem Alkoholismus, die Gefahren der häuslichen Gewalt und das endgültige Urteil, das den abscheulichsten Sünden folgt. In der Pause zwischen den Lesungen, die eigentlich keine wahre Pause war, wandelte Susanne Hinsching die Zuhörer zu Betrachtern, in dem sie unter anderem das Bild erklärte, das den Anlass, die Initialzündung zu dieser Ausstellung gab - Max Klingers „Amor, Tod und Jenseits“.

Dargestellt sind Eros und Tod auf einem Vehikel, bestehend aus einem Sarg als Sitz des Todes und einem davor gespannten, damals modernen Hochrad, dem Amor mit Katapult aufsitzt. Angetrieben wird dieses durch Flügel (des Amor). Hinter ihnen folgt ein verhülltes, auf einem Stier reitendes unheimliches Wesen. Sie nähern sich einer flachen Gewässerlandschaft mit Pappelhain und weitem Horizont. Romantik und Grauen, Idyll und Abgrund liegen bei Klinger oft eng beieinander. Die Verbindung von Liebe und Tod steigert Klinger in "Eros, Tod und das Jenseits" zu einer albtraumhaften Horrorvision. Klinger, als Künstler dem Symbolismus zuzurechnen, übte einen großen Einfluss auf die Moderne aus - gerade in diesem Werk spürt man einen Hauch von Dali – und wenn man der Betrachtung weiter nachspürt bis in die „Neue Leipziger Schule“ eines Neo Rauch.

Die Besucher dankten Anja Eisner und Susanne Hinsching mit anhaltendem Applaus für diese packenden zwei Stunden, in denen man an der Sitzhaltung, der Körperspannung bis hin zur Atmung das Mitgehen der Besucher fühlen, sehen konnte. Wer sich näher mit dem „Tod in der Kunst“ einlassen möchte, der sei eingeladen zur nächsten Führung am 27. Mai um 11 Uhr oder zum Besuch der Ausstellung, die erst am 10. Juni beendet sein wird.
Dr. Wolfgang R. Pientka
Autor: red

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