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Sa, 19:50 Uhr
12.09.2009

Post von Luisa (7)

Luisa Schäfer, eine junge Frau aus Niedersachswerfen, schreibt in der nnz ein ungewöhnliches Tagebuch über ihre Erlebnisse am anderen Ende der Welt. Luisa mit einem ersten zusammenfassenden Bericht...

nun ist es also schon so weit und ich kann von meinen ersten Erlebnissen in Argentinien berichten. Es ist wirklich erstaunlich, dass die Zeit der Vorbereitungen für mein Auslandsjahr so schnell vorbei gegangen ist. Dann stand man auf einmal da und musste von allem was man kennt und liebt Abschied nehmen. Viel Zeit für Traurigkeit blieb aber nicht. Denn eine große Gruppe voll freudiger Baldfreiwilliger stellt schon eine gute Ablenkung da. So kamen mir auch die 14 Stunden Flug nicht wirklich lang vor.

Am Flughafen wurden wir dann sehr nett von den dortigen „Wiselern“ in Empfang genommen und in deren WGs gebracht. Am nächsten Tag blieb dann noch etwas Zeit um Buenos Aires ein wenig besser kennen zu lernen und die ersten Tangotänzer in den Einkaufsstraßen bewundern zu können. Dann ging es jedoch schon wieder mit dem Bus auf in Richtung der rovinz Jujuy, deren Hauptstadt San Salvador de Jujuy nun meine neue Heimat für das nächste Jahr darstellt. Die Fahrt war dank höchster Komfortklasse trotz der Dauer von 23 Stunden sehr angenehm.

Nun wurde es wirklich spannend, denn an dieser Stelle lernten wir unsere Vorgänger kennen, welche uns in den nächsten zehn Tagen Land und Leute näher bringen sollten. Die vier holten uns direkt vom Bahnhof ab und halfen mit, die schweren Koffer in die WG zu bringen. Für mein Gepäck ist dieser Ort aber noch nicht Endstation, denn für uns fünf neuen Freiwilligen sind die derzeitigen Wohnverhältnisse zu beengend. So sind nun meine Mitfreiwillige Nathalie und ich auf der Suche nach einer neuen Unterkunft, aber auch die wird sich sicher bald finden. Bis dahin leben wir nun zusammen in einer Wohnung, in der wir aber alle auf Grund eines sehr vollen Programms sehr selten sind. Wenn wir aber dann doch einmal dort sind, werden gleich einige Freunde zum Essen eingeladen.

Sonst gibt es sehr viel Neues zu erkunden. Ein wenig eroberten wir die Stadt schon während einer Rallye für uns, deren Ziel es war, eine möglichst informative Zeitung zu erstellen. Mit den eher geringen Sprachkenntnissen gar keine so leichte Aufgabe. Auch die verschiedenen und sehr vielfältigen Projekte lernten wir nach und nach kennen. Jeder von uns fünf Neuen hatte zwar schon sein Hauptprojekt, aber auf Grund des hohen Bedarfs ist es möglich ein Nebenprojekt auszuwählen. Wir hatten also die Qual der Wahl, denn die Kinder in allen Projekten sind sehr liebenswürdig und offen, so dass man sie sofort ins Herz schließt. Schließlich arbeite ich neben der Fundación Ceres (Gebäudekomplex verschiedener sozialer Einrichtungen) auch noch im Color Esperanza, einen Comedor (Essenausgabe) für die Kinder des Viertels.

Dort übernehme ich hauptsächlich die Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe sowie die spezielle fachliche Förderung der Kinder als Ergänzung zum Schulstoff. Wenn dann noch Zeit bleibt, werden die Spiele und Malvorlagen ausgepackt und der ganze Haufen streitet sich darum, wer was machen möchte. Ergänzend dazu bieten wir Freiwilligen bestimmte Tallers (Workshops) an. So werde ich mich in der nächsten Zeit damit beschäftigen, wie man am besten Kindern Englisch beibringt, Freundschaftsbänder knüpft und verschiedene Bastelaufgaben zusammenstellen. Insgesamt gibt es also sehr viel zu tun und vorzubereiten.

Die Arbeit macht mir aber sehr viel Spaß und die Kinder
sorgen dafür, dass man jeden Tag sehr gern ins Projekt geht. Neben diesen wichtigen Teil der Einführung hatten wir aber auch schon die Möglichkeit etwas von unserer Umgebung kennen zu lernen. Allerdings auf etwas anderer Weise als wir es uns vorgestellt hätten. An unserem zweiten Wochenende hier vor Ort besuchten wir eine Feria (Wochenmarkt).

Dort bekamen wir zu sehen wo all die Kleidung landet, welche man in Europa und der USA in die Kleiderspenden gibt. Überall türmten sich Berge von Highschooltrikots, Mallorcafantshirts und sonstige Klamotten. Diese können dann zwar billig aber dennoch käuflich von den Einheimischen erworben werden. Das hat natürlich zur Folge, dass der Absatz der hier hergestellten Produkte stark gemindert wird.

Nachdem wir dann die vielen Reihen voll von Lebensmitteln, Einrichtungsgegenständen und Kleidung abgelaufen hatten, war eine Stärkung dringend notwendig. Beim Essen fanden wir dann aber nicht so wirklich Ruhe, denn wir bekamen eröffnet, dass wir nun einen 3- Tages-Trip vor uns hatten. Dieser sollte nach Tilcara gehen, ein Andendorf, welches cirka 1,5 Stunden von Jujuy entfernt liegt. Bevor dort aber eigenständig hinreisen durften, mussten wir zunächst einige Aufgaben erledigen. Schließlich entwarfen wir also Werbung für die Stadt, schrieben ein kleines Theaterstück und machten uns Gedanken über den Sinn von Freiwilligendiensten.

Entsprechend ermüdet kamen wir dann schon im Dunkeln in dem Bergdorf an. Sofort fielen wir in die Betten, umziehen konnten wir uns eh nicht, da es uns von unseren Vorgängern nicht erlaubt war Wechselkleidung mitzunehmen. Für Thimo, den einzigen Jungen unter uns stellte das ein tolles Abenteuer da. Wir vier Mädchen waren eher damit beschäftigt uns darüber aufzuregen, dass wir weder Zahnbürste noch Handtuch und sonst etwas dabei haben durften. Zurückblickend kann ich nun aber sagen, man überlebt auch drei Tage ohne Dusche und persönliche Gegenstände.

Am nächsten Tag wanderten wir dann in den Anden und verbrachten mehrere Stunden in der glühenden Sonne damit, die Gargante del Diabolo aufzusteigen. Der grandiose Ausblick von dort entschädigt aber alle Anstrengung und so kehrten wir am nächsten Tag immer noch beseelt von den landschaftlichen Eindrücken zufrieden in unsere WG zurück und duschten.

In der nächsten Zeit wurde es bei uns immer ruhiger, denn nach und nach zogen die Ehemaligen aus. Der Großteil von ihnen hat es aber nicht sehr eilig und möchte die Stadt nicht so wirklich verlassen. Sie schließen Reisen quer durch Südamerika an ihre Zeit hier an. Für uns Neuen stand dann die nächste größere Herausforderung an. Wir lernten potenzielle Gastfamilien kennen und durften uns auswählen in welcher wir die nächsten Wochen verbringen wollten. Meine Wahl wurde von einem Dachschaden zunichte gemacht, aber auch ich konnte dann in eine neue Wohnung einziehen.

Im Moment lebe ich also mit Valeria zusammen. Sie ist 30 Jahre alt und ist nun also meine „Gastmama“. In ihrer Wohnung konnte ich dann nach längerer Zeit wieder in einem Bett schlafen und in einer Badewanne baden. Es heißt mir gefällt es dort sehr gut. Da sie sehr viel auf Reisen ist leistet mir derzeit ihre Freundin Gesellschaft. Besonders stolz bin ich darauf, dass diese mich halbwegs zu verstehen scheint und so habe ich schon einiges über das Leben der Leute hier erfahren können. Dank Valeria werde ich in der nächsten Zeit auch meine erste einheimische Feierlichkeit besuchen.

Es wird aber sicher nicht die letzte sein, denn hier feiert man alles. Feste für Kinder, Schönheitsköniginnenwahlen und Karneval. Ich werde also noch einiges zu berichten haben. Bis dahin konzentriere ich mich aber erst einmal auf meine Arbeit und lerne meine Projektschützlinge besser kennen.

An dieser Stelle hoffe ich nun, dass die Lektüre meines ersten Erfahrungsberichtes genau so interessant war wie das Schreiben des selbigen. Ich würde mich über Reaktionen darauf sehr freuen. Bis bald!
Eure Luisa
Autor: nnz

Kommentare
Peter59
13.09.2009, 08.42 Uhr
Wir sind gespannt...
Hallo, Luisa, viele Grüße aus der Heimat, wir lesen Deine Berichte mit Interesse und wünschen Dir bei der Bewältigung der Aufgaben viel Erfolg.Vielleicht kannst Du ein paar Bilder mit einfügen von Land und Leuten.
Dein Schreibstil ist unterhaltsam. Alles Gute.

Schüler Herdergymnasium Nordhausen
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