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Fr, 07:46 Uhr
09.10.2009

nnz-Interview: Kneippen

Gestern hatte die nnz die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Sanierung des alten Gutshauses in Bielen dargestellt. In diesem zweiten Teil der Betrachtung soll es um den Inhalt gehen.


Frank Jeschke im Gespräch mit Sonja Fahrland, stellvertretende Vorsitzende des DRK Kreisverbandes in Nordhausen als Träger der Einrichtung und Monika Hildebrandt, Leiterin der Kindertagesstätte (Kita) in Bielen.

Die Kita zur Zeit (Foto: F. Jeschke) Die Kita zur Zeit (Foto: F. Jeschke)

nnz: Welche Aufgaben hat das DRK als Träger von Kindertagesstätten allgemein und der Kita in Bielen im Besonderen? Wofür trägt das DRK in Bezug auf die Kitas Verantwortung?

S. Fahrland: Als Träger von Kindereinrichtungen übernimmt das Deutsche Rote Kreuz alle Rechte und Pflichten, die sich aus einer solchen Trägerschaft ergeben. Insbesondere sind dabei die einschlägigen Bestimmungen der Thüringer Gesetze über Bildung, Erziehung und Betreuung gemäß Thüringer Kita Gesetz vom 16.12.2005 sowie des Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzes (KJHG) (SGB VIII) vom 26.06.1990 in der jeweils gültigen Fassung zu beachten. Gleiches gilt für einschlägige Rechtsverordnungen. Desweiteren bietet das DRK regelmäßige Fort- und Weiterbildungen zu allen neu auftretenden Gesetzgebungen mit den erforderlichen Umsetzungsstrategien an. Fach- und Dienstaufsicht aller Kindertagesstätten wird durch das Deutsche Rote Kreuz gewährleistet zum Wohle der Kinder und Mitarbeiter.

nnz: Wie lange besteht der Kindergarten schon in Bielen und wie kam er zu dem jetzigen Namen?

M. Hildebrandt: 1949 -Eröffnung mit dem Namen Erntekindergarten- Unterbringung bis zum Neubau, jetzige Kita. 1983 in verschiedenen Gebäuden, unter anderem 2 Gruppen im Gutshaus, der damaligen Gemeindeverwaltung. Insgesamt wurden damals 90 Kinder betreut. Die Namensgebung erfolgte durch Vorschläge und Abstimmung mit Eltern und Kinder.

nnz: Ob das Huhn oder das Ei zuerst da war, ist nun die Frage, stand aus Ihrer Sicht zuerst die Suche nach einer Möglichkeit zur Erweiterung oder das Angebot der Stadt Nordhausen, in das Gutshaus umzuziehen, als Erstes zur Debatte? Eine kostenintensive Renovierung des jetzigen Gebäudes stand ja ohnehin in einiger Zeit an.

S. Fahrland: Tatsache ist, dass in der nächsten Zeit im Kindergarten Investitionen angestanden hätten, wie z. B. in eine neue Heizungsanlage und die Sanierung der Fassade. Fakt ist auch, dass das denkmalgeschützte Gutshaus als 200 Jahre altes Wohnhaus der Familie von Biela erhaltungswürdig ist und nach Aussagen von Dr. Lietz / Denkmalpflege so schnell nicht aufgegeben werden würde. Ausschlaggebend war die räumliche Nähe zwischen dem jetzigen Kita-Gebäude und dem Gutshaus. So kann der bestehende Spielplatz in die neue Konzeption mit aufgenommen werden.

nnz: Betrachten sie es als „Glücksfall“, im Gutshaus sich zu entfalten und die angestrebte „Kneipp-Konzeption“ sozusagen ausleben zu können?

M. Hildebrandt: Natürlich freuen wir uns über die nachhaltige sinnvolle Nutzung des alten Gebäudes und auf eine schöne Kindertagesstätte. In Vorbereitung auf den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr werden die Krippenplätze erweitert, um dem steigenden Bedarf gerecht werden zu können. Wir konzentrieren unsere Konzeption nicht allein nach Kneipp.

nnz Weiß man denn schon, wie die zukünftige Freifläche der Kita bzw. die Grundstücksfläche einmal aussehen wird, auch in Bezug auf die neue Konzeption.

S. Fahrland: Die Planung der Außenfläche der Kindertagesstätte liegt in Händen der Stadt Nordhausen, natürlich in Absprache mit uns, dem Träger. Um die Außenanlagen dem Konzept entsprechend nutzen zu können bedarf es weiterer Absprachen. Diese und auch die Frage nach dem alten Gebäude kann sicher die Eigentümerin besser beantworten als wir.

nnz: Welches ist das derzeitige Konzept Ihrer Einrichtung?

M. Hildebrandt: Arbeitsgrundlage für unsere pädagogische Arbeit ist der "Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre". Unsere derzeitige pädagogische Konzeption ist der "Situationsorienierte Ansatz", der unseren Kindern viel Freiraum bietet.

nnz: Wieviel Kinder und Gruppen sind jetzt in der Kita und wie gestaltet sich ihr Personalschlüssel, also das Verhältnis der Anzahl der Kinder zu einer Erzieherin und muß dieser der neuen Konzeption angepaßt werden?

S. Fahrland: Anzahl betreute Kinder: 46, Anzahl Gruppen: 3 (Kinder im Alter von 1 Jahr bis zum Schuleintritt). Der Personalschlüssel muss der neuen Konzeption nur insoweit angepasst werden, als es für die Erweiterung der Krippenplätze notwendig wird. Eine Erweiterung des Personals nur aus Gründen des Konzeptes ist nicht vorgesehen. Auch bedingt durch die größere Fläche ist keine Erhöhung des pädagogischen Fachpersonals erforderlich, da sich der Personalschlüssel nach der Anzahl der Kinder in den unterschiedlichen Altersstrukturen laut Thüringer Kita Gesetz errechnet.

Dieser Personalschlüssel ist unserer Meinung nach entschieden zu eng bemessen. Das hat die Politik wohl jetzt erkannt und in einem ersten Ansatz die Förderrichtlinie zur Weiterentwicklung der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren in Thüringer Kita auf den Weg gebracht. Diese Förderrichtlinie sollte jedoch noch einmal auf den Prüfstand, da Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stehen.

nnz: Wieviel Kinder und Gruppen werden es dann im Gutshaus sein? Es hieß, daß auf Grund des größeren Platzangebotes im Grippen-Bereich um eine Gruppe aufgestockt wird?

S. Fahrland: Das größere Platzangebot wird unseren Kindern insbesondere bei der Entfaltung Ihrer kreativen Fähigkeiten mit allen möglichen kindgerechten Facetten zur Verfügung stehen. Es wird keine zusätzliche Gruppe geben, sondern die Kapazität des Krippenbereiches wird erweitert, um hier den zahlreichen Nachfragen der Eltern Rechnung tragen zu können. Dies war bisher nicht möglich, da die Räumlichkeiten das Aufstellen der erforderlichen zusätzlichen Kinderbetten nicht hergaben.

nnz: Da kommen in Zukunft bestimmt einige Weiterbildungen auf Ihre Erzieherinnen zu, denn das Kneipp-Konzept sollte von therapeutisch geschulten Erzieherinnen begleitet werden. Oder verfügen sie, durch die vorteilhafte Trägerschaft des DRK, bereits über pädagogische Heilpraktiker?

S. Fahrland: Die Mitarbeiter unseres Verbandes bilden sich regelmäßig weiter, lebenslanges Lernen gehört für uns dazu, insbesondere jedoch die pädagogischen Fachkräfte erhalten jährlich umfassende Weiter- und Fortbildungen in vielfältigen Themenschwerpunkten durch das Fachreferat des DRK Landesverbandes Thüringen und das Landratsamt des Landkreises Nordhausen. Themenschwerpunkt der Aus- und Weiterbildungen in der Zeit bis zur Eröffnung unserer neuen Einrichtung werden die Grundlagen nach Kneipp sein, um allen Mitarbeiterinnen das entsprechende notwendige Wissen der Kneipp‘schen Konzeption zu vermitteln. Dazu arbeiten wir mit Kooperationspartnern zusammen.

nnz: Aus den verschiedenen Bildungsbereichen in der Kita, haben sie sich für „Körper, Bewegung und Gesundheit“ entschieden und ein sehr anspruchsvolles Konzept ausgesucht. Wie müssen sich die Eltern Ihrer Sprößlinge dieses „Kneipp-Konzept“ vorstellen?

S. Fahrland: Die ganzheitliche Gesundheitslehre von Sebastian Kneipp ist zur vorbeugenden Gesundheitserziehung sehr gut geeignet. Kindergartenkinder können spielerisch und alltäglich lernen, Eigenverantwortung für die Gesundheit zu übernehmen. Nach der Kneipp’schen Lehre ruhen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auf fünf Säulen wie Wassertherapie, Bewegung, Ernährung, Pflanzenheilkunde und Lebensordnung.

Die fünf Wirkprinzipien nach Kneipp lassen sich gut mit unserer ganzheitlichen Erziehung und allen weiteren Förderbereichen des Erziehungs- und Bildungsplanes vereinbaren.

M. Hildebrandt: Das sieht in der Praxis wie folgt aus:
  • Wasseranwendung im Haus: Tretbecken, Hand und Armwaschungen mit kalten und warmen Wasser.
  • Wasseranwendungen außen: Barfußpfad, Aussendusche(Sommer), Hand und Armwaschungen ebenfalls wieder mit kalten und warmen Wasser, Tau- und Schneetreten.
  • Bewegung: Turnraum – für Sportübungen
  • Freiflächen für Spiele und sportliche Aktivitäten.
  • Ernährung und Pflanzenheilkunde: Anbau und Pflege von Kräutern, Hochbeeten, Anbau von Obst und Gemüse, Gemeinsame Verarbeitung nach der Ernte.
  • Lebensordnung: Geregelte Abläufe mit viel Freiraum, Spannungs- und Entspannungsübungen sind ein weiteres wichtiges Angebot für unsere Kinder.

nnz: Vielen Dank für dieses Gespräch.
Autor: nnz

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