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Neustädter Hospiz erhielt Unterstützung

Bei Zeiten an das Ende denken

Donnerstag, 21. Juni 2018, 14:45 Uhr
Der Tod gehört zum Leben. Steht man selbst oder ein geliebter Mensch vor der Schwelle zum Unbekannten, können Kraft und Mut versagen. Was ist zu tun? Was kann getan werden? Wie geht es weiter? Fragen, mit denen man sich im Neustädter Hospiz tagtäglich befassen muss. Doch nicht nur hier, eine palliative Versorgung funktioniere nur miteinander, weiß man in Neustadt...

v.l.: Hans-Christoph Wisch, Kersten Steinke, Margret Holzapfel (Foto: Angelo Glashagel) v.l.: Hans-Christoph Wisch, Kersten Steinke, Margret Holzapfel (Foto: Angelo Glashagel)

Foto: pixabay.coM/Bess-Hamiti

Patienten gibt es im christlichen Hospiz Neustadt nicht. Die Menschen hier, sie sind zu Gast, bleiben eine Weile und gehen wieder. In der Regel für immer. Zwölf Menschen betreut man hier aktuell und begleitet sie auf dem Weg aus dem Leben. Das Hospiz ist zumeist die letzte Station.

Die Betreuung am Lebensende sei ein komplexes Thema, erzählt Hospizleiter Hans-Christoph Wisch. "Es gibt einen medizinisch-pflegerischen Bedarf den Ärzte und Pflegekräfte abdecken und es gibt einen sozialen Bedarf auf den zunehmend gesellschaftliche Antworten gefunden werden müssen", erklärt der Hospizleiter, die familiären Strukturen die einem den Lebensabend in den eigenen vier Wänden ermöglichen seien nicht immer gegeben und wenn sie es sind heißt das nicht, dass den Verwandten gerade bei langen Erkrankungen nicht irgendwann selbst die Kräfte schwinden. Der Tod kann einen überfordern.

Man sollte bei Zeiten an das Ende denken, meint man am Neustädter Hospiz. Wohin kann man sich wenden, wenn es nicht mehr geht? Soll es ein Aufenthalt auf der Palliativ-Station sein um die richtige Medikation für einen schmerzfreien Lebensabend zu finden, möglichst in den eigenen vier Wänden? Kommt ein palliativer Dienst in Frage oder ist nicht doch der "Besuch" eines Hospizes die bessere Wahl für die Betroffenen? Wie weit soll die medizinische Versorgung im Ernstfall noch gehen? Und wie geht es weiter, wenn der Tod sein Werk verrichtet hat?

"Allein im stillen Kämmerlein kommt man nicht auf all die Gedanken", sagt Wisch. In Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen organisiert das Hospiz deswegen immer wieder öffentliche Veranstaltungen im ganzen Landkreis. Man will aufklären und den Menschen, seien sie nun zu Hause oder im Pflegeheim, zu autonomen Entscheidungen befähigen.

Im Bürgerhaus in Nordhausen habe man zuletzt 350 Besucher begrüßen dürfen, der Bedarf an Inforamtionen scheint also gegeben. In Neustadt organisiert man jedes Jahr das "Apfelfest" in Zusammenarbeit mit dem Kindergarten. Das Familienfest vor dem Hospiz helfe dabei, Hemmschwellen abzubauen, wenn auch nur in kleinen Schritten, erklärt Wisch. Hinzu kommt ein Open-Air Gottesdienst mit der Kirchgemeinde Neustadt/Ilfeld bei dem man in Gespräch komme.

Für die Ausrichtung beider Veranstaltungen erhielt das Hospiz jetzt Unterstützung aus Berlin. Die Bundestagsabgeordnete Kersten Steinke aus der Fraktion der Linken besuchte heute die Einrichtung und übergab für den Verein der Bundestagsfraktion einen Scheck in Höhe von 750 Euro. Zur Arbeit der Hospize gehöre es auch, den Menschen in einer schlimmen Situation Mut zu machen und sie zu entlasten, sagte die Abgeordnete.


v.l.: Hans-Christoph Wisch, Kersten Steinke, Margret Holzapfel

Den Kontakt zum Hospiz hatte die Nordhäuser Parteikollegin Sina Jana Hillemann hergestellt, die selber einige Zeit ehrenamtlich am Hospiz tätig war. Das Engagment der Mitbürger wird hier hoch geschätzt, aktuell sind acht Ehrenamtler an unterschiedlichsten Stellen im Hospiz tätig. "Wir haben da immer Bedarf", sagt Herr Wisch, "es reicht schon wenn man sich ein, zwei oder drei Stunden in der Woche Zeit nimmt, um zu helfen, etwa indem man Spaziergänge, Spiele oder kreative Dinge macht. Die Gäste nehmen das sehr gerne an, gerade diejenigen, die von weiter her kommen und vielleicht seltener Besuch erhalten".

Um die beste Fürsorge gewährleisten zu können, sei es wichtig das man in der Region immer im Gespräch bleibe, sowohl untereinander als auch auf der politischen Ebene, hieß es am Vormittag, denn eine gute Versorgung von Patienten und ihren Familien, das gehe nur im Miteinander.
Angelo Glashagel
Autor: red

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