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Mi, 19:14 Uhr
26.07.2023

Deutschlands harte Glücksspielgesetze treiben Spieler in die Illegalität

In Deutschland ändern sich die Regeln für das Glücksspiel. Einerseits gibt es mehr Lizenzen, andererseits sind diese an sehr harte Bedingungen geknüpft. Diese harten Auflagen treiben Spieler zu illegalen Angeboten im Netz. Sollte eine diskutierte Steuer nun tatsächlich kommen, droht gar ein Scheitern der Liberalisierungspläne.


Härtere Glücksspielregeln treiben Spieler zu illegalen Seiten
Die vorgeschlagene Steuer in Höhe von 8% auf Einsätze bei Spielautomaten könnte die deutschen Pläne zur erfolgreichen Liberalisierung und Legalisierung des Glücksspielmarktes untergraben. Experten gehen davon aus, dass bei einer Einführung einer solchen Steuer in dieser Höhe Spieler in großer Zahl auf illegale Angebote ausweichen würden. Eine dieser Experten ist Dr. Justus Haucap vom Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE). Eine Arbeitsgruppe der Finanzministerien der Länder Hessen, NRW, Bayern und Berlin hat eine Steuer in Höhe von 8% auf Einsätze bei Online Slots vorgeschlagen. Für Einsätze bei Poker soll die Steuer 5,3% betragen.
Der deutsche Markt durchläuft derzeit eine Transformationsphase. Grund dafür ist der am 01.07.2021 in Kraft tretende neue Glücksspielstaatsvertrag (eigentlich Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag). Dieser legalisiert Online Slots, Tischspiele und Poker und erlaubt den Bundesländern, Lizenzen an Onlinecasinos zu vergeben. Der Glücksspielstaatsvertrag schließt allerdings die Besteuerung der Einsätze im Online Casino nicht aus.

Haucap resümiert in seiner Untersuchung, dass Steuern legales Glücksspiel nicht so unattraktiv für Spieler machten dürften, dass sie sich in illegale Märkte bewegten. Dem Experten zufolge würde eine Steuer in Höhe von 8% auf Slots genau dazu führen. Das Ziel, Glücksspiel zu legalen Anbietern zu kanalisieren und damit in weiten Teilen die Kontrolle über den Markt zu gewinnen, könnte dadurch konterkariert werden.

Auch ohne die Steuer gibt es bereits umfassende Auflagen. Diese fallen strenger aus als in den meisten anderen Ländern. Dazu gehören ein monatliches Einzahlungslimit von 1000 EUR über alle Anbieter hinweg und ein Einsatzlimit von 1 EUR bei Spielautomaten. Experten zufolge hätte die zusätzliche Einführung einer Steuer keinen Effekt im Hinblick auf den Spielerschutz – und zwar nicht einmal dann, wenn es keine Abwanderungseffekte zu illegalen Seiten gäbe.

Der Markt für illegales Glücksspiel in Deutschland
Der Markt für illegales Glücksspiel in Deutschland ist groß. Die bei Online Glücksspielen, Sportwetten und Pferdewetten erzielten Bruttospielerträge werden auf rund 3,2 Milliarden EUR geschätzt. Diese Zahl stammt aus dem Jahr 2019 – und lag um fast 25% höher als ein Jahr zuvor. Wohlgemerkt: Es handelt sich um den Bruttospielertrag und nicht etwa um den Umsatz. Der Bruttospielertrag versteht sich als die Summe der Einsätze abzüglich der Summe der Auszahlungen. Der deutsche Markt befand sich lange Zeit in einer Art Graubereich. Viele der in Deutschland präsenten Anbieter agieren mit einer Lizenz aus einem anderen EU Mitgliedstaat. Grundsätzlich gilt in der EU die Niederlassungsfreiheit von Unternehmen. Im Glücksspielbereich hat die Rechtsprechung jedoch Ausnahmen zugelassen.

Allzu erfolgreich waren die Maßnahmen des Staates gegen Anbieter aus dem EU Ausland nicht. Zuletzt wurde verstärkt versucht, über Druck auf die Zahlungsdiensteanbieter Kontrolle zu gewinnen. Allerdings können Kunden im Online Kasino mit einer Vielzahl von Zahlungsmitteln einzahlen.

Der deutsche Sportwettenmarkt
Der deutsche Sportwettenmarkt befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs. 2019 legten die Umsätze um 21% auf 9,3 Milliarden EUR zu. Der Staat verdiente 384 Millionen EUR durch Steuern. Ein Wachstum von 21% in einem Jahr ohne WM oder EM macht deutlich, wie ausgeprägt der Expansionspfad des Sportwettenmarktes in Deutschland ist. Schließlich gilt der Fußball als Umsatzbringer Nummer 1: 90% des Gesamtumsatzes wurden mit dem Abschluss von Fußballwetten erwirtschaftet. Dies jedenfalls berichtet der deutsche Sportwettenverband (DSGVO) in seinem Jahresbericht. Der Verband konstatierte anlässlich des Berichts, dass die Sportwette in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen und zur beliebten Freizeitbeschäftigung avanciert sei.

Auch ein großer Teil der Sportwetten in Deutschland wird über Anbieter mit Sitz im EU Ausland abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es Lizenzen aus dem Bundesland Schleswig-Holstein. Durch die neue Regulierung wird die frühere Beschränkung auf 20 Lizenzen für private Anbieter aufgehoben. Allerdings gelten auch für die Buchmacher anbieterübergreifende Einzahlungsdeckel. Zudem gibt es Einschränkungen bei den Wettarten. Über/Unter Wetten auf die Toranzahl wird es wohl nicht mehr geben.

Der deutsche Casinomarkt
Der deutsche Casinomarkt wächst seit Jahren deutlich. Im regulierten Glücksspielmarkt wurde zuletzt ein Bruttospielertrag von mehr als 11 Milliarden EUR erzielt. Damit liegt Deutschland im Trend. Weltweit wachsen seit Jahren die Umsätze der Onlinecasinos. Dieser Trend dürfte durch die Liberalisierung verstärkt werden. Ein Teil der potenziellen Kunden könnte sich an den ausländischen Lizenzen und der nicht 100-prozentig garantierten Rechtssicherheit gestört haben.

Dieser Teil der Kunden dürfte fortan häufiger zum Spielen an virtuellen Tischen bereit sein. Das Wachstum der Casinos könnte aufgrund hoher Investitionen in die Neukundengewinnung recht rasch vonstattengehen. So wirbt bereits jetzt – in der Übergangsphase bis zum offiziellen Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrages – ein Großteil der Anbieter mit Bonusangeboten. Immer häufiger können Spieler ein Casino ohne Einzahlung testen. Derart niedrige Hürden begünstigen schnelles Wachstum.

Zusammenfassung
Der deutsche Glücksspielmarkt besitzt großes Wachstumspotenzial. Dieses speist sich auch aus dem Weg vieler Spieler aus der Illegalität in legale Kanäle. Dazu trägt die Liberalisierung der Märkte durch den Gesetzgeber bei. Zu harte Auflagen und hohe Steuern könnten die erhoffte Wirkung jedoch konterkarieren.

Bei einigen Links handelt es sich um werbliche Inhalte
Autor: en

Kommentare
goldageclassic
17.03.2021, 17.07 Uhr
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