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Do, 15:00 Uhr
12.12.2024
Drainage am Biber-Damm gesetzt

Mit dem Biber leben lernen

Die Salza hat seit einiger Zeit neue Bewohner. In den Sommermonaten hat man von deren Anwesenheit nicht viel mitbekommen, im Winter hinterlässt der Biber nun nicht nur deutliche Spuren, sondern sorgt auch für viel Arbeit…

Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl) Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)


Im Oberlauf der Salza, nicht weit von der Quelle entfernt, haben sich die Tiere im Laufe des Jahres häuslich eingerichtet und ihre Baue irgendwo entlang des Ufers unterirdisch angelegt. Wie es die Natur vorgesehen hat, liegen deren Eingänge unter Wasser und tun sie es nicht, sorgt der fleißige Biber dafür, dass der Pegel ausreichend steigt indem er einen Damm errichtet. Damit hat der neue Flussbewohner zuletzt auch bei der menschlichen Nachbarschaft für Arbeit gesorgt, denn ließe man das Tier einfach machen, bekäme man auf der angrenzenden Wiese und den Gartenanlagen womöglich bald nasse Füße.

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„In den letzten Wochen mussten wir alle paar Tage anrücken, um den Damm abzutragen und den sicheren Abfluss zu gewährleisten“, erzählt Kai-Michael Urspruch, der Leiter des Gewässerunterhaltungsverbandes Helme - Ohne - Wipper (GUV). In Nordhausen, dem Kyffhäuserkreis und Teilen des Eichsfeldes ist man für die Gewässer zweiter Ordnung und darunter zuständig und damit auch für das, was der Biber dort so treibt. Zwischendurch war der Wasserstand hinter dem Damm in Salza bereits um einige Zentimeter gestiegen, man musste einschreiten. Doch was der Mensch abträgt, baut der Biber unweigerlich wieder auf.

Heute Vormittag wateten Urspruchs Kollegen einmal mehr durch die eisigen Fluten der Salza, diesmal allerdings mit Unterstützung durch schweres Gerät. Mit dem Bagger wurde der Damm weit genug abgetragen, um ein Rohr als Drainage verlegen zu können. An in den Boden gerammten Pfählen wurde die Konstruktion befestigt und mit einigen Löchern an den Seiten versehen, um den Durchfluss sicherzustellen. Damit Herr und Frau Biber das störende Element nicht sofort wieder verstopfen, wurde heute noch ein Gitter vor den Zufluss gesetzt.

Fleißig wie die Biber - die Mitarbeiter des GUV haben in den letzten Wochen den Damm immer wieder per Hand zurückbauen müssen. Für den Bau der Drainage nahm man schweres Gerät zu Hilfe. (Foto: agl) Fleißig wie die Biber - die Mitarbeiter des GUV haben in den letzten Wochen den Damm immer wieder per Hand zurückbauen müssen. Für den Bau der Drainage nahm man schweres Gerät zu Hilfe. (Foto: agl)


„Der Biber ist nicht dumm, der merkt schon wenn an seinem Damm etwas nicht stimmt und schreitet zur Tat. Die Drainage ist eine gute Lösung, in Bayern hat man mit solchen Konstruktionen inzwischen einige Erfahrung gesammelt und in den USA gibt es Drainagen noch in ganz anderen Größenordnungen, als wir das hier gemacht haben“, sagt Urspruch.

Zehn bestätigte Biber-Populationen zählt man inzwischen im Zuständigkeitsbereich des GUV. Die Tiere wandern über die größeren Flussläufe aus Süden und Osten auf der Suche nach eigenen Revieren in die niederen Gewässer ein. In Flüssen wie Zorge oder Helme oder am Stausee Kelbra ist das meist unproblematisch. „Wo der Wasserstand hoch genug ist, fängt der Biber gar nicht erst an Dämme zu bauen“, erklärt Matthias Piontek, der für die untere Naturschutzbehörde heute mit dabei ist. Der „Salza Biber“ ist wahrscheinlich bereits im Sommer eingezogen, nur hat es da kaum jemand mitbekommen. „Die Tiere ernähren sich in den warmen Monaten von Kräutern die sie links und rechts des Flusses finden, frei zugängliche Komposthaufen, wie es sie hier in den Gartenanlagen gibt, sind auch ein schönes Buffett. Erst wenn der Winter kommt und das Nahrungsangebot knapp wird, gehen die Biber an die Rinde und fangen an Bäume anzunagen.“ Weit weg vom Wasser bewegen sich die Tiere dabei in der Regel kaum, 95 Prozent aller „Biberschäden“ konzentrierten sich auf einen Bereich von etwa 20 Metern links und rechts der Flussläufe, erklärt Piontek.

Mit dem Gitter vor dem Zulauf sollen die Biber davon abgehalten werden, den Abfluss wieder zu verstopfen (Foto: agl) Mit dem Gitter vor dem Zulauf sollen die Biber davon abgehalten werden, den Abfluss wieder zu verstopfen (Foto: agl) Für das Biotop ist die Anwesenheit der Großnager eine gute Sache, in den angestauten Ruhezonen gedeiht Fischnachwuchs, was wiederum andere Tiere wie Eisvögel lockt, der Biologe spricht von Kaskadeneffekten. Natürliche Feinde hat der Biber indes kaum, nur Luchs und Wolf sind groß genug, um ausgewachsenen Tieren gefährlich werden zu können. Jungtiere hingegen schnappt sich auch schon mal der Greifvogel oder der Fuchs.

Neben nassen Füßen sind fallende Bäume für den Menschen das zweite, große Problem. Gegenmaßnahmen sind recht simpel und reichen vom engmaschigen Marderdraht (mit leichtem Abstand zum Stamm) bis zu mit Quarzsand versetzter Markierungsfarbe, die beim Biber für knirschende Zähne und Ungemach sorgt. Das sind aber nur temporäre Lösungen. Würde man alle Bäume entlang des Ufers derart behandeln, hätte das letztlich nur einen Verdrängungseffekt der die Tiere weiter vom Ufer weg nach neuer Nahrung suchen ließe.

Entlang der Salza hat Familie Rennebach mit den Folgen zu tun, sieht die Sacher aber notwendiger Weise gelassen. „Wir bekommen die Tiere selten zu Gesicht, im Sommer habe ich sie einmal kurz beobachten können, da waren es vier Biber. Die Spuren sind aber deutlich. Wir haben eine gefällte Weide liegen lassen, von der war nach ein paar Tagen kaum noch etwas übrig“, sagt Herr Rennebach. Eine geflutete Wiese ist keine Freude, bisher hat die Abstimmung mit den Behörden aber geklappt. Man steht im Austausch, die Kommunikation laufe gut, die Wege sind kurz.

Aufmerksamkeit und der Griff zum Telefon sind für Grundbesitzer, Anwohner und Gartenpächter der beste Weg, mit der neuen Nachbarschaft umzugehen. Bei Baumschäden ist das Grünamt der Stadt für die Ersteinschätzung und die Verkehrssicherung zuständig. Muss ein Baum gefällt werden, sollte das Kronenmaterial liegen bleiben, damit der Biber nicht direkt das nächste Gehölz angeht. Werden die Biberbauten im Wasser zum Problem, muss der GUV zur Tat schreiten.

Ein „vergrämen“ der Tiere oder gar ein Abschuss kommt nicht in Frage, die immer noch seltenen Nager genießen hohen Schutzstatus. Man wird lernen müssen, mit dem Biber zu leben. Auf keine Fall sollte man selbst Hand anlegen und versuchen, Biberdämme eigenhändig zu entfernen, mahnt Urspruch, illegale Eingriffe können sehr schnell sehr teuer werden. „Wir werden die Drainage jetzt jede Woche einmal überprüfen und sehen, ob der Eingriff so funktioniert. Für uns ist das gerade alles ein Lernprozess und wir werden eine Menge lernen“, sagt der GUV-Chef.
Angelo Glashagel
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Biberbau-Drainage in der Salza (Foto: agl)
Autor: red

Kommentare
Landru
12.12.2024, 16.57 Uhr
Tja....
der Biber ist halt ne echte Fachkraft! :-)
HisMastersVoise
12.12.2024, 20.05 Uhr
Gebt uns mehr davon !!
Nun hat der Biber seinen eigenen Bautrupp, der hinter ihm herräumt. Und wir freuen uns alle auch so richtig darüber. Wir sollen lernen, mit dem Biber zu leben. Das machen wir auch total gerne. Wir leben ja auch schon mit Wolf und Luchs und Kranich und Nilgans und Fischotter und Kormoran und Silberreiher und und und. Wann endlich fragt mal jemand uns, was wir von diesen Aktionen halten. Wo der Biber in einem so kleinen Einzugsgebiet auftritt, hinterlässt er ein Bild der Verwüstung. Wie oft eigentlich noch werden Tiere neu eingebürgert , nur um später als Problem erkannt zu werden. Dann ist das Geschrei groß und niemand will die Verantwortung übernehmen. Nebenbei gesagt zahlen wir alle für diese ach so tollen Wiederansiedlungsgeschichten. Haben wir wirklich keine anderen Projekte als dem Großnager den roten Teppich auszurollen ? Ich bin wirklich gespannt, wann die Biberfraktion die verursachten Schäden nicht mehr wegökologisieren kann. Oder vielleicht wird aus dem Landkreis Nordhausen ein großes Freigehege für Biber und Co. Die Menschen stören halt ein wenig, aber die sollen sich ja anpassen. Gehts noch !!!
Landru
12.12.2024, 20.46 Uhr
Naja....
vielleicht kann man das Gebiet um die Salza für einen Solarpark, oder ein paar Windräder nutzen?

Die ollen Viecher krepieren dann von alleine, oder hauen halt ab.
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