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Fr, 10:44 Uhr
14.02.2025
Ehrung des Kunsterziehers und Kunstlehrers

Günter Groh zum Hundertsten

Am 14. März 2025 jährt sich zum hundertsten Male der Geburtstag Günther Grohs, der in Markkleeberg bei Leipzig geboren wurde. Die Flohburg zeigt noch bis zum 16. März eine Auswahl seiner Bilder. Mehr zu Groh und seinem Leben und Wirken kann Heidelore Kneffel berichten...

Ich war gespannt, welches Plakat man aus diesem Anlass für ihn gestaltet hatte, in der Stadt entdeckte ich keines. Konnte ich auch nicht, es ist keines gedruckt worden wegen Geldmangels.

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Hätte es in Nordhausen, seiner jahrzehntelangen Wirkungsstätte, keine Möglichkeit der Geldbeschaffung in der Bürgerschaft gegeben, hätte man darum gebeten? Er war zum Ehrenbürger ernannt worden, als er 90 Jahre wurde! Nun hoffte ich, die Gestalt Grohs in Form einer Büste zu erblicken, die Peter Genßler, Bildhauer, Grafiker, Maler, einst Schüler von ihm, in zweifacher Ausführung 2015 geschaffen hatte. Sie war leider nicht zu sehen, man hatte sie nicht erbeten.

Peter Genßler, Porträtstudie Günther Grohs 2015 (Foto: Kneffel) Peter Genßler, Porträtstudie Günther Grohs 2015 (Foto: Kneffel)


Groh hatte damals erfahren, dass er Ehrenbürger werden würde und hatte Genßler, mit dem er sich verbunden fühlte, gebeten, ein Porträt von ihm zu malen. Der Künstler holte ihn nach Bleicherode in sein Haus und erlebte, wie sein einstiger Lehrmeiser beim Zusammensitzen bei Kaffee und Kuchen und einem angenehmen Gespräch auftaute und Genßler Lust verspürte, ihn auch als Büste zu erfassen. Die Arbeit ging zügig voran, zwei Büsten entstanden, aber zu einer zweiten Sitzung kam es nicht mehr. Die Büsten und das Farbporträt waren am 18.10.2015 im Bürgersaal ausgestellt. Letzteres wurde dem Sohn übergeben, die Büsten nahm Genßler wieder mit nach Bleicherode, wo sie heute noch stehen.

Mit einem Bekannten aus der Jugendzeit, der die Ausstellung gleichfalls sehen wollte, besah ich die Bilderschau in der Flohburg. Wir begannen mit den Motiven, die Groh über den Wiederaufbau Nordhausens geschaffen hat, nachdem er 1955 hierherzog. Ich greife ein Motiv heraus, was mir schon länger bekannt ist und mich wiederum sehr ansprach, eine Domdarstellung. Ich habe durch Recherche herausgefunden, dass der Dachstuhl des Gotteshauses bei der Bombardierung 1945 abgebrannt war, das hohe Steildach behelfsmäßig abgedeckt wurde, bis es um 1964 repariert werden konnte.

Günter Groh, Zeichnung des Domes mit abgebranntem Steildach vor 1964 inmitten der Altstadt (Foto: Kneffel) Günter Groh, Zeichnung des Domes mit abgebranntem Steildach vor 1964 inmitten der Altstadt (Foto: Kneffel)


Als wir dann an den Bilderwänden entlangschritten, sahen wir an der linken Seite vor allem Landschaftsdarstellungen. Hätte mir dabei mehr Motive gewünscht, die aus der Schenkung des Sohnes nach dem Tode des Vaters an die Stadt stammen. Einige von diesen entdeckten wir, sie zeigen auch Stadtparkmotive, die an die Malweise des Impressionismus erinnern, die Groh besonders liebte. Oft sah man ihn in der Stadt auf Motivsuche. Besonders liebte er die Parkanlagen, also Landschaftsmotive in jeder Jahreszeit.

Ich kannte ihn seit Mitte der 1950 Jahre, als ich von der Wiedigsburgschule nach der 8. Klasse an die EOS wechselte, erlebte ihn also von Anfang an als engagierten Kunstunterrichtslehrer. Irgendwann nannte ihn jemand den Stadtpark-Picasso. Sicherlich meinte der Schreiber, ihm damit eine Freude zu bereiten, denn Picasso galt für ihn wohl als der Inbegriff eines Künstlers. Groh hatte andere Vorbilder. Die Impressionisten waren bei ihm favorisiert, eine Kunstrichtung, die besonders Eindrücke festhält, die ein Motiv beim Betrachter hinterlässt, eine Momentaufnahme also.

Günther Grohs impressionistischer Kyffhäuserblick (nicht in der Ausstellung) (Foto: Archiv Kneffel) Günther Grohs impressionistischer Kyffhäuserblick (nicht in der Ausstellung) (Foto: Archiv Kneffel)


Ich erinnere mich mit Freude bis heute daran, wie er uns diese Epoche des Malens nahebrachte. Er zeigte uns Reproduktionen von Bildern Claude Monets, darunter „Mohnfeld bei Argenteuil“.

Ich höre noch, mit welchen begeisterten Worten er die „Luftigkeit“ der vor allem durch Mohnblüten überzogenen Landschaft pries, wie herrlich die leuchtenden Blüten auf die Leinwand getupft wären, trotzdem kraftvoll wirkten in ihrem Flimmern. Eine Baumreihe trennte die Wiesenfläche vom frühsommerlichen blauen Himmel mit den weißen Wolken. Leichtigkeit lag über der Landschaft. Groh erwartete Schüler, die aufmerksam zu hörten. Merkte er bei jemanden ein Zerstreut sein, unterbrach er seinen Vortrag, blickte auf den Störenden, führte dann weiter aus. Niemand brauchte sich bei ihm untalentiert zu fühlen, er half in der Regel mit Worten. Hatten wir Kunsttheorie, also z. B. über die griechische Kunst oder die Gotik, so war es angebracht, das Aufgeschriebene zu lernen. Fleiß gehörte schon dazu, wenn man Künstlerisches begreifen wollte, das war ja sein Ziel.

Groh verlor ich beim Studium der Fächer Deutsch und Kunsterziehung in Erfurt und einem Lehrereinsatzes im Grenzgebiet des Eichsfeldes aus meinen Augen. Als ich 1971 nach Nordhausen an die neuerbaute Engelsschule kam, freute er sich und wir hatten manches miteinander zu bereden.

Durch Groh erlebte man in Nordhausen in den siebziger Jahren dank seiner Beziehungen zu Museen zahlreiche Kunstausstellungen im Meyenburgmuseum, damals unter der Leitung von Frau Lappin, man sah z. B. Grafiken von Hans Grundig. Das Museum für Bildende Kunst Leipzig war ein bevorzugter Leihgeber, ich nenne das Dürerjahr mit Faksimile – Reproduktionen, dann Niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, Grafiken deutscher Impressionisten wie Liebermann, Corinth, Slevogt, Sterl und Hans Meid. Wobei letzterer ein Lehrmeister von Eva-Maria Groh, geb. Beger, 1923-2008, war, seiner Frau, die sich vor allem einen Namen gemacht hatte mit Illustrationen von Märchen und der Weltliteratur, er sah sie als talentierter an als sich selbst.

Eva Groh, Pinselzeichnung aus einem Skizzenbuch (Foto: Archiv H. Kneffel) Eva Groh, Pinselzeichnung aus einem Skizzenbuch (Foto: Archiv H. Kneffel)


Groh, der sich im wahrsten Sinn als Kunsterzieher sah, erstellte auch Ausstellungen über graphische Techniken wie den Holzschnitt, die Radierung, den Kupferstich und Steindruck. Er fragte sich immer wieder, was davon in Nordhausen gewirkt hätte.

Er war 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, nahm ein Studium an der Pädagogischen Fakultät der Universität in Greifswald auf, ein Glücksfall für ihn, er lernte bei dem Künstler Herbert Wegehaupt, 1905-1959. Dessen Art des künstlerischen Gestaltens, seine hohen geistigen Gaben ohne Allüren, sein menschlicher Umgangston blieben für ihn vorbildlich. Aussprüche Wegehaupts verinnerlichte Groh in seinem Unterricht: „In der Anschauung des lebendigen Miteinanders der Dinge gewinnt alles Alltägliche eine beglückende Würde, eben den Charakter der Kunst.“ Oder „Man stellt nicht nur die Natur selbst dar, sondern zugleich auch sich selbst; und man erlebt nicht nur die Natur, sondern zugleich auch sich selbst beim künstlerischen Schaffen.“

Wegehaupt, Katalogreproduktion: „Liebe zum Leben und Achtung vor der Würde des Lebendigen“ (Foto: Baumstudie Weiden) Wegehaupt, Katalogreproduktion: „Liebe zum Leben und Achtung vor der Würde des Lebendigen“ (Foto: Baumstudie Weiden)


Bücher waren ein wichtiges Merkmal der Wohnung der Familie Groh Am Petersberg 4 in Nordhausen, die ich nach 1971 in unregelmäßigen Abständen besuchte. Gespräche waren für ihn, seine Frau Eva und mich ein wichtiges Lebenselement. Zuerst fiel der Blick auf die Wände, um zu sehen, was sie diesmal an Kunst zeigten, auf dem Tisch lagen die neusten Bücher, vor allem künstlerischen Inhalts, oft eine Zeitung aus Dresden, von der Familie des Sohnes geschickt. So kam die größere Welt zu ihnen nach Hause.
Kurz vor seinem Tod am 10. Mai 2015 war er gestürzt, ich besuchte ihn im DRK-Heim, fand ihn heiter mit blauem Gesicht. Da er wusste, dass ich immer einen Fotoapparat bei mir hatte, bat er um ein Foto für seine Familie. Er fragte sich, wo er zukünftig wohnen würde. Die Antwort wurde ihm vom Tod abgenommen.

Roland Obst, 2015, Günter Groh im Wohnzimmer, Am Petersberg 4 (Foto: Roland Obst) Roland Obst, 2015, Günter Groh im Wohnzimmer, Am Petersberg 4 (Foto: Roland Obst)


In der Flohburgausstellung steht ein ausdrucksstarkes Foto Grohs von Roland Obst, 2015 aufgenommen in der Wohnung. Damit beende ich meinen Artikel für die Leserschaft.
Autor: red

Kommentare
Brockenzug
14.02.2025, 14.58 Uhr
Kein Geld für Plakat für Hr. Groh
Diese Stadtverwaltung verkommt immer mehr zur Schießbude. Da gibts noch nicht mal ein paar Euro für Plakate zur Würdigung des 100. Jubiläums des Ehrenbürgers. Traditionspflege und Anstand - Fremdwörter im Hause Buhmann. 🥳
hannes07
14.02.2025, 15.19 Uhr
Danke ...
Danke für die Würdigung von Günter Groh.
CeN
14.02.2025, 18.46 Uhr
In memoriam
Vielen Dank für den würdigen Betrag im Gedenken an diesen herzensguten Künstler und Lehrer .
Nur warum ehrt die Stadt sein künstlerisches Werk in der Flohburg und nicht im MeyenburgKunstMuseum ?
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