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IFFLAND: LOBBYIST FÜR NORDHAUSEN

Die Christdemokratie hat Nordhausen gut getan

Montag, 11. März 2019, 07:00 Uhr
In diesem Jahr wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In Interviews wird nnz Personen vorstellen, die für den Landtag kandidieren, über ihre Beweggründe und darüber informieren, was sie in Erfurt für Stadt und Landkreis Nordhausen tun wollen. Nach Katja Mitteldorf (Die Linken) sprechen wir heute mit einem CDU-Mann...


Steffen Iffland ist ein bekannter Mann. Er gilt als umgänglich und ruhig. Der heute 46-Jährige ist verheiratet und hat eine zwölfjährige Tochter. Iffland arbeitete als Maschinen- und Anlagenmonteur, Rettungssanitäter, Bestatter. Heute ist er Ahnenforscher, Verleger, Autor, CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Kreistagsmitglied und Direktkandidat seiner Partei für die Thüringer Landtagswahl. Kurt Frank sprach mit ihm.

Steffen Iffland will in den Landtag einziehen (Foto: Scarlett Iffland) Steffen Iffland will in den Landtag einziehen (Foto: Scarlett Iffland) Steffen Iffland (CDU) ist der Nordhäuser Direktkandidat seiner Partei für den Landtag.
nnz: Herr Iffland, Sie sind außerdem auch Vorsitzender des Salzaer Heimatvereins und Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung in Nordhausen. Reicht das nicht schon aus? Warum wollen Sie noch in den Landtag?

Steffen Iffland: Mitgliedschaft in Vereinen bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einer Stadt. Gleichzeitig bedeutet es auch, „das Ohr an der Masse“ zu haben, zu wissen, was die Mitmenschen bewegt. Ich habe Freude am Gestalten, am Kontakt mit den Menschen. Ich bin sehr neugierig - und ich habe Nordhausen sehr, sehr gern und glaube, die Stadt sehr gut zu kennen wie auch das Lebensgefühl der Leute, denen Nordhausen eine Heimat ist. Hinzu trat schon in meiner Kindheit das Interesse an der Geschichte von Nordhausen, den Schicksalen und der Dramatik dieser Stadt. All dies mündete dann letztlich in meiner Entscheidung, die Geschicke Nordhausens aktiv mitgestalten zu wollen. Das tue ich seit knapp zwei Jahrzehnten an verschiedenen Stellen in verschiedenen stadthistorischen Vereinen, Stiftungen und Interessensgruppen - und eben auch in Stadtrat und Kreistag. Mit meiner Bewerbung bei den Wählern, mich in den Landtag zu schicken, möchte ich meinem Engagement für meine Heimatstadt eine neue Facette geben.

nnz: Die Christdemokratie habe Nordhausen gut getan, sagen Sie. Wie gut?

Steffen Iffland: Sehr gut! Und das seit Jahrzehnten. Und an entscheidenden Stellen und zu wichtigen Zeitpunkten. Das lässt sich schon bis zu Dr. Manfred Schröter zurückverfolgen, dem ersten frei gewählten Bürgermeister nach der Wende. In unübersichtlichen Zeiten des Umbruchs Anfang der 90-iger Jahre hat er erkannt: Nordhausen braucht eine starke Kommunalwirtschaft, weil an ihr nicht unwesentlich das Schicksal der Stadt hängt. Klug, mit dem richtigen Instinkt und äußerst viel Lokalpatriotismus hat er es geschafft, für Nordhausen eigene Stadtwerke aufzubauen. Vielleicht genauso wichtig: Es ist ihm - auch durch harte Kämpfe - gelungen, dass Nordhausen seine eigenen Stromnetze zurück übertragen bekam, diese also nicht in die Hände fremder Konzerne wanderten. Mit beiden Weichenstellungen hat er die Basis für einen gewissen Wohlstand Nordhausens gelegt - bis heute.

nnz: Prägten nicht auch andere Persönlichkeiten die Stadt nachhaltig?

Steffen Iffland: Natürlich. Auch Dietrich Beyse, Inge Klaan und Dr. Klaus Zeh haben die Stadt nachhaltig geprägt. Stadtumbau, Landesgartenschau, die Gesundung der städtischen Finanzen und die Belebung der Altstadt tragen also deutlich christdemokratische Handschrift. Gleiches gilt - und sollte nicht unterschätzt werden - für die Nordhäuser Ortsteile, von denen viele und über viele Jahre von christdemokratischen Bürgermeistern gestaltet und geprägt wurden. Last but not least: Die Nordhäuser Hochschule, Nordhausen als Standort eines Rettungshubschraubers, die erfolgreiche Entwicklung des Klinikums zu einer hochmodernen Einrichtung, die 2. Thüringer Landesgartenschau in Nordhausen und einiges mehr ist durch das Wirken von Nordhäuser Christdemokraten im Thüringer Landtag möglich gemacht worden, oft dezent im Hintergrund, ohne großes Aufhebens davon zu machen. Und eines verbindet die Nordhäuser Christdemokraten: Sie haben stets mehr getan als Nordhausen nur zu verwalten. Sie wollten alle gestalten - mit Hand, Kopf und Herzblut. In genau dieser Tradition sehe ich mich auch.

nnz: Sie wollen als Mitglied des Landtages Lobbyist für Nordhausen in Erfurt sein. Wie ist das zu verstehen?

Steffen Iffland: In Erfurt fallen sehr wichtige und vor allem grundlegende Entscheidungen, die Wohl und Wehe von Nordhausen direkt beeinflussen. Im Landtag wird entschieden, wie die Finanzausstattung der Kommunen aussieht; im Landtag wird entschieden, wieviel Polizei in Nordhausen auf der Straße ist; im Landtag wird entschieden, ob Nordhausen sein Theater behalten darf oder nicht; und ob es genug Lehrkräfte an den Nordhäuser Grund- und Regelschulen gibt und ob Investoren auf das Industriegebiet gelenkt werden oder nicht.

nnz: Lobbyist für Nordhausen - das bedeutet auch und vor allem, sich für die Erschließung neuer Ressourcen für die Stadt einzusetzen. Woher nehmen Sie, salopp gefragt, ihren "Treibstoff".

Steffen Iffland: Stichwort Ressourcen. Als Vertreter im Stadtrat und Kreistag habe ich bisher Ressourcen verteilt (die oft sehr knapp bemessen waren). Als Abgeordneter im Landtag möchte ich für Nordhausen neue und angemessene Ressourcen erschließen. Meinen "Treibstoff" dafür ziehe ich aus der oben erwähnten Zuneigung zu Nordhausen, den Menschen hier und meiner Kenntnis der sehr dramatisch verlaufenen und äußerst spannenden Nordhäuser Stadtgeschichte. An der Nordhäuser Talsperre gibt es eine Tafel mit dem Zitat eines Philosophen: "Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." In diesen Sätzen finde ich mich in Bezug auf Nordhausen und meine Bewerbung um ein Mandat gut wieder.

nnz: Matthias Jendricke (SPD) setzt sich als Landrat auch in Erfurt für den Südharz ein. Wenn das parteiübergreifend ohne „Hintergedanken“ erfolgt, kann nur ein gemeinsamer Gewinn am Ende stehen. Die Bebauung des ehemaligen Gaswerk-Geländes mit Wohnungen wäre ein solcher. Müsste nicht auch die CDU Feuer und Flamme für diese Vision Jendrickes sein?

Steffen Iffland: Da gebe ich Ihnen Recht. Mir ging und und geht es nicht um politische Reibereien, mir geht es um sachliche Politik. Das zeigt auch meine Arbeit in den zurückliegenden Jahren. Ich habe immer mit allen Fraktionen eng zusammen gearbeitet, war immer Gesprächspartner über die Parteigrenzen hinaus und so leiten sich am Ende auch die Ergebnisse daraus ab, dass über 90 Prozent der gesamten Beschlüsse im Stadtrat parteiübergreifend getragen wurden. „Feuer und Flamme“ mit Blick auf das ehemalige Gaswerk, ist ein gelungenes Sprachbild. Aber im Ernst: Wieso sollte die CDU gegen den Wohnstandort ehemaliges Gaswerk sein? Das sind wir nicht, auch im Kreistag hat die CDU dem zugestimmt. Vor wenigen Wochen habe ich mit Blick auf die "Arbeitsgruppe Wohnen" klar gesagt, dass Nordhausen von innen nach außen wachsen sollte, dass zuerst bestehende Brachflächen bebaut werden sollten, um eine Zersiedlung zu vermeiden. Der Landkreis ist Eigentümer des Areals und kann erstmal nach eigenem Gusto darüber verfügen. Wenn dort Wohnungen entstehen: Umso besser. Die vom Stadtrat verabschiedeten städtischen Planungsziele müssen natürlich eingehalten werden. Das ist Kern der kommunalen Selbstverwaltung.

nnz: Die Christdemokratie sei für Sie politische Heimat, weil Sie sich hier frei fühlen. Ohne ideologische Vorgaben oder Zwänge in der Parteiführung. Sehen Sie darin einen entscheidenden Unterschied zu anderen Parteien?

Steffen Iffland: Ja, einen deutlichen. Vorab: Ich komme aus einer 'knallroten' Familie, schließlich stamme ich ja auch aus dem 'roten' Salza. Doch ich bin gereift, und vor 14 Jahren bin ich der CDU beigetreten. Ich identifiziere mich sehr mit den Wurzeln der CDU: der christlich-sozialen, der liberalen und der konservativen. Alle drei schließen sich nicht aus, sondern bilden eine Einheit, die letztlich in Freiheit für ziemlich viele mündet. Jede einzelne Wurzel bedeutet: Keine Denkverbote (liberal); kein hektischer Wettlauf um den Zeitgeist (konservativ); Normen und Werten und dem Sozialen verpflichtet (christlich-sozial.). Jeder kann nach seiner Fasson in unserer Partei also relativ glücklich werden.

nnz: Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Ziel der CDU ist es, Rot-Rot-Grün als Regierungspartei in Erfurt abzulösen. Aber auch die Christdemokraten hatten sich nicht mit Ruhm überhäuft. Was sollte die CDU besser machen?

Steffen Iffland: Topthema ist die Bildungspolitik. Keiner hätte gedacht, dass man diese so schlecht macht, wie unter Rot-Rot-Grün. Wir sind ja inzwischen soweit, dass in diesen Tagen ganze Schulen aus Lehrermangel schließen. Hier muss eine grundsätzliche Kehrtwende eintreten. Das geht nur mit der CDU. Denn nur diese betreibt eine pragmatische und ideologiefreie Bildungspolitik. Mit uns wir es auch künftig Förderschulen geben, damit auch bei den Schwächsten die jeweiligen Stärken gefördert werden und sie nach der Schule selbstbestimmend ihr Leben gestalten können. Es ist für mich unbegreiflich, dass Errungenschaften im Bildungssystem, welche von Gelehrten wie den Pädagogen Fröbel und Pestalozzi bereits im 19. Jahrhundert vorangebracht wurden, einfach ausgekehrt werden, ja die Bildungspolitik somit 200 Jahre zurück geworfen wird.

nnz: Sehen Sie eine Gefahr für den Bestand kleiner Schulen im ländlichen Raum?

Steffen Iffland: Die Gefahr sehe ich. Gerade mit Blick auf Nordhausen und die Ortsteile: Hände weg von den kleinen Schulen in den dünner besiedelten Gebieten. Es gilt: „Kurze Beine – kurze Wege“. Unsere Schulkinder sollen nicht jeden Tag drei Stunden Schulbus fahren, sondern ordentlich lernen können.Die rot-rot-grünen Schulpläne bedeuten das Aus für viele kleine Schulen im ländlichen Raum. Und wenn ich schon das Wort „Kooperation“ höre, dann weiß ich, dass am Ende die Schulschließung steht. Ich als Vater weiß, von was ich bei Bildungspolitik rede. Was aktuell auf diesem Gebiet vor sich geht, kann nicht der Wunsch der Thüringerinnen und Thüringer sein. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele Nordhäuserinnen und Nordhäuser diese Ansicht teilen, mir einen Vertrauensvorschuss geben und mich mit Ihrer Stimme auf den Weg in den Thüringer Landtag unterstützen.

nnz: Herr Iffland, wir danken für das Gespräch
Autor: red

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