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Tag der Astronomie

Sternstunden am Stausee

Montag, 01. April 2019, 13:00 Uhr
Es gibt ein paar Dinge, die sind über Zeit und Raum hinweg universell. Der Blick in den Nachthimmel und das Nachsinnen über den Weg der Gestirne zieht sich durch unser aller Geschichte. Am Wochenende kamen moderne Sternenfreunde aus der Region am Stausee Kelbra zusammen, um in die Weite der Weltalls zu schauen...

Sternenstunde am Stausee Kelbra (Foto: Angelo Glashagel) Sternenstunde am Stausee Kelbra (Foto: Angelo Glashagel)

Von den alten Sumerern, die hoch oben auf ihren Ziggurats den Lauf der Himmelskörper beobachteten, zu den Schöpfern der Himmelsscheibe von Nebra, die auch die Pleiaden auf ihrem Artefakt festhielten, über Kepler, Galileo und Kopernikus bis zum Hubble-Weltraumteleskop und der modernen Raumfahrt - die Faszination der Sterne ist ungebrochen.

Am vergangenen Wochenende trafen sich die Sternengucker zwischen Südharz und Kyffhäuser am Stausee Kelbra zum Tag der Astronomie. "Wir können hier einen weiten Himmelsbogen überblicken, und haben eine ebene Fläche zum Westhorizont, das kriegen Sie hier sonst so nicht, da ist immer ein Berg im Weg", erzählt Dr. Peter Roskothen vom Verein der Sternenfreunde. Kurz vor dem Beginn der Sommerzeit wollte man am Samstag die Gelegenheit nutzen einen Blick ins Universum zu werfen.

Die Andromeda-Galaxie, den Orion-Nebel oder das Siebengestirn der Pleiaden zu fotografieren stellt für die modernen Teleskope der Hobby-Astronomen kein Problem dar. Statt mit einer Reihe von Linsen nach dem Galileo-Prinzip nutzen die "Newton-Teleskope" die man zum Stausee gebracht hat Spiegel, die das Licht der Sterne einfangen und auf ein Prisma fokussieren. Die modernen Geräte können bis zu 30.000 Objekte automatisch ansteuern und per parallaktischer Nachführung im Fokus halten. Praktischerweise kann die Spiegelreflexkamera direkt am Gerät angebracht werden.

Sternenfreunde am Stausee, v.l.: Alexander Pistorius, Daniel Schneider, Dr. Volker Gorges und Dr. Peter Roskothen (Foto: Angelo Glashagel) Sternenfreunde am Stausee, v.l.: Alexander Pistorius, Daniel Schneider, Dr. Volker Gorges und Dr. Peter Roskothen (Foto: Angelo Glashagel)

"Zu DDR-Zeiten haben wir unsere Teleskope noch selber zusammenschrauben müssen", erzählt Roskothen, die Sterne haben ihn schon als Kind fasziniert. Heute kann der Naturwissenschaftler ganze Expeditionen unternehmen um bestimmte Himmelsereignisse zu beobachten. "So etwas wie den Venus-Transit können Sie zu Lebzeiten nur ein einziges mal erleben", erzählt Roskothen, "und wenn das Wetter schlecht ist, dann muss man reisen". In Kenia war er schon und in Singapur, um den südlichen Sternenhimmel zu beobachten, für den Venus-Transit reiste er nach Polen.

Ihre Faszination für das Firmament wollen Roskothen und Freunde gerne weitergeben, seit gut 10 Jahren begeht man gemeinsam den Tag der Astronomie, zum 6. mal war man dafür an den Stausee gekommen und brachten ihre Teleskope mit.

Faszination weiter geben: Dr. Roskothen an seinem Newton-Teleskop (Foto: Angelo Glashagel) Faszination weiter geben: Dr. Roskothen an seinem Newton-Teleskop (Foto: Angelo Glashagel)

Für das erste Highlight des Abends reichte am Samstag das bloße Auge: kurz vor acht Uhr raste die internationale Raumstation ISS in einer Höhe von 470 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 27.000 km/h über den Nachthimmel. Die Station wird am frühen Abend noch von der Sonne beschienen auch wenn es am Boden bereits dunkel geworden ist und ist so gut zu erkennen. Kaum eine Minute vergeht, dann ist sie wieder verschwunden.

Den weiteren Blick in die Weite des Alls blieb den Besuchern aber verwehrt: das Wetter wollte nicht mitspielen, Wolken verdeckten den Sternenhimmel. Ärgerlich aber nicht zu ändern, die Astronomen hatten für die Eventualität freilich vorgesorgt und jede Menge Bilder und reichlich Sternenwissen mitgebracht. Und auch wenn es dieses mal nicht geklappt hat, die Sterne sind geduldig und werden auch nächstes Jahr noch da sein.
Angelo Glasahgel
Autor: red

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