nnz-online
Vom unsittlichen Kommunikationsmittel zur Wertschätzung

150 Jahre Postkarte

Sonnabend, 21. September 2019, 10:31 Uhr
Die Postkarte feiert am 01. Oktober dieses Jahres ihren 150. Geburtstag. Das nimmt die Postkarten-App Postando zum Anlass, die Geschichte der Kurznachricht des 19. und 20. Jahrhunderts Revue passieren zu lassen. Vom umstrittenen zum populärsten Kommunikationsmittel, dann durch digitale Konkurrenz geschwächt – aber längst nicht totzukriegen! Zum Jubiläum schenkt Postando allen Nutzern mit dem Code 150JAHRE die erste Postkarte über die App gratis.



Von der Correspondenz- zur Postkarte
Auf der Suche nach einer raschen, offenen Kommunikationsmöglichkeit wurde die Postkarte in Europa am 01.10.1869 in Österreich-Ungarn unter dem Namen „Correspondenz-Karte“ eingeführt. Mit zunehmender Mobilität gab es immer mehr Anlässe für kurze Mitteilungen, die einen aufwendigen Brief nicht lohnten. Die Correspondenz-Karte bat hierfür eine preiswerte und schnelle Lösung. In Deutschland hatte die Karte allerdings keinen leichten Start. Persönlicher Schriftverkehr, den jeder mitlesen konnte, der vielleicht gar anzügliche Nachrichten enthielt, galt als unsittlich. Aber nur ein Jahr später wurde sie auch in Deutschland und der Schweiz eingeführt. Den offiziellen Namen Postkarte vergab die Post in Deutschland erst am 1. März 1872. Um 1900 erfuhr die Postkarte einen regelrechten Boom – siebenmal täglich zugestellt, im Durschnitt innerhalb von zwei Stunden beim Empfänger. Vereine sowie Fachzeitschriften stießen hervor – und sogar Postkartenfachgeschäfte, in denen Kunden nicht nur Karten mit Motiven vor Ort, sondern aus aller Welt finden konnten. So waren Postkarten bis in die 1920er Jahre ein beliebtes Sammelobjekt und zogen eine ganze Zubehörindustrie nach sich.

Aussehen und Format der Postkarte über die Jahre
Zu Beginn prangte auf der einen Seite der Postkarte die persönliche Nachricht, während die andere für die Adresse reserviert war. Dann kam die große Veränderung: Auf der für den Text bestimmten Seite druckte man Zeichnungen und Grafiken, später dann sogar Fotografien. Der Text musste eng daneben gedrängelt werden oder schlängelte sich rund um das Bild. Denn die zweite Seite war weiterhin ausschließlich für die Adresse vorgesehen. Erst 1904 wurde der Teilungsstrich eingeführt: Fortan teilten sich Adresse und Text die Rückseite, vorne war Platz für das gedruckte Bild. Nicht eher als am 1. Oktober 1927 wurde das heute bekannte Standardformat für Postkarten eingeführt. Aber auch heute gibt es neben diesem noch weitere Formate, wie Herz- oder Panoramaformen sowie Postkarten mit gezackten Rändern und vieles mehr.

Motive und Anlässe im Zeichen der Zeit
Zunächst wurde die Postkarte hauptsächlich für geschäftliche Zwecke versendet. Mit neuen Druckverfahren und später dem Farbdruck war die Massenherstellung möglich. Ihren ersten Masseneinsatz hatte das neue Kommunikationsmittel im deutsch-französischen Krieg 1870-1871 als Feldpostkarte. In dieser Zeit wurden rund 10 Millionen von ihnen von der Front in die Heimat gesendet – unter anderem dank der Gratis-Zustellung für deutsche Truppen. Abgesehen davon konnten die Karten anfangs lediglich innerhalb des eigenen Landes verschickt werden. Mit der Gründung eines Weltpostvereins im Jahr 1875 war der Versand innerhalb Europas schließlich auch länderübergreifend möglich, ab 1878 weltweit.
Viele Motive zeigten Landschaften, Stadtansichten oder Schauspielerporträts. Um 1900 war die Erlebnisfotografie ein großes Thema und die Postkarte bekam eine Reportage-Funktion. Sie zeigte Bilder von Ereignissen, wie Unfällen oder Aufmärschen, denn sie erreichte den Adressaten meist schneller als eine Zeitung. Im 20. Jahrhundert erfreute sich die Postkarte immer größerer Beliebtheit für das Versenden von Urlaubsgrüßen, Liebesnachrichten, Glückwünschen zu Weihnachten oder zum Geburtstag sowie Beileidsbekundungen.

Postando macht die Postkarte fit für die Zukunft
In den 50er-Jahren bis in die 80er-Jahre stellte die Post jährlich relativ gleichbleibend rund 900 Millionen Postkarten zu. Mit Beginn des neuen Jahrtausends und neuen Technologien musste die Kurznachricht des 19. und 20. Jahrhunderts allerdings zurückstecken und wurde zumeist durch elektronische Rivalen wie zunächst SMS und E-Cards, dann WhatsApp & Co. ersetzt.
Aber ganz verschwunden ist sie nie und auch 2018 wurden nach, aus und innerhalb von Deutschland noch insgesamt 155 Millionen Postkarten versendet. „Mit Postkarten teilen Absender Erlebnisse und Erinnerungen auf enorm emotionale Art und Weise – ohne dass sie in der Flut an digitalen Nachrichten untergehen. Und das bekommt wieder einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft“, so Dennis Goetjes, Mitgründer von Postando. „Postkarten werden heute nachweislich ebenso emotional empfunden wie ein Geschenk, das man gerne noch lange aufbewahrt, an Kühlschrank oder Pinnwand heftet und in Erinnerung behält.“ Mit der Postkarten-App versenden Nutzer individuelle Post- und Grußkarten mit eigenen Fotos in nur vier einfachen Schritten vom Smartphone direkt in den Briefkasten der Liebsten. „Wir möchten, dass die Postkarte nicht in Vergessenheit gerät und haben mit Postando daher ihre Tradition mit neuen Technologien verbunden. Auch unsere Kinder sollen das Gefühl der Freude kennen, wenn sie zum Briefkasten gehen und darin eine Karte finden. Sie sollen wissen, dass es viel mehr gibt, als digitale Massenbotschaften über WhatsApp, Instagram und Facebook“, verrät Goetjes.
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de