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Klimastreik in Nordhausen

Es dürfen auch ein paar Grad mehr sein...

Freitag, 29. November 2019, 15:25 Uhr
Eigentlich war das Wetter nicht so schlecht, um für einen Klimastreik durchzuführen. Anfang November, ein wenig Wind, fliegendes Laub und 4 Grad plus - das passte irgendwie zusammen. Und trotzdem: "Es sind viel weniger als erwartet gekommen", sagte Jan-Niklas Reiche zu Beginn des Streiks...

Klimastreik in Nordhausen (Foto: nnz) Klimastreik in Nordhausen (Foto: nnz)
In Ermangelung des vorweihnachtlich drappierten Platzes vor dem Nordhäuser Rathaus als Streikfläche, mussten die Organisatoren des heutigen Streiks auf eine Fläche entlang der Weberstraße ausweichen.

Begrüßt wurden die Streikenden, darunter auch Vertreter der Gewerkschaft und der Splitterpartei MLPD, von Heidi Schell vom BUND. Sie wollte die Aufstellung der Streikenden ein wenig verändert haben, damit die "mehr als 20 Leute" sich etwas verteilen und übergab sodann an Jan-Niklas Reiche, der schlechtes Wetter als Grund für die mangelnde Beteiligung ausmachte.

In seiner Eingangsrede gab sich Reiche global und bundesdeutsch. Er sprach von einem zu erwartenden Zerfall ganzer Gesellschaften und davon, dass eine Tonne Kohlendioxid mehr als 100 Euro koste. Woher dieser Preis kommt, das verschwieg er jedoch. Dafür forderte Reiche die Ausrufung des Klimanotstandes in Nordhausen, sagte, dass der Gipsabbau ganze Regionen bedrohe und der Öffentliche Personennahverkehr unmittelbar für Kinder und Jugendliche kostenfrei sein sollte, denn: "Es ist nicht so leicht für uns als Jugendliche und Schüler, die noch kein Auto haben, sich in Nordhausen und im Landkreis zu bewegen."

Danach sprach Superintendent Andreas Schwarze von der Rettung des Klimas, in dem alle leben, aber es gehe hier eben auch um die Schöpfung und schließlich sollten wir alle unsere Konsumverhalten überprüfen, vor allem am Black Friday.

Die nächste Rednerin, Eva Meißner von der Nordhäuser Ortsgruppe der "extinction rebellion", berichtete von verschiedenen Formen des Protestes gegen die Bedrohung des Klimas und erhielt Beifall, als sie voller Stolz verkündete, dass auch Mitglieder von "extinction rebellion" morgen die Infrastruktur des Braunkohleabbaus in der Lausitz blockieren werden, damit keine Kohlendioxid in die Luft gepustet werden könne.

Darüber hinaus plädierte Meißner für die Einführung einer Bürgerversammlung in diesem Land als ein neues Gremium innerhalb der Demokratie als neuer Form derselben. Zufällig ausgewählte Bürger sollten sich von Wissenschaftlern schulen lassen und dann vermutlich eine Regierung oder sowas bilden. Für sie eine Form, die man auch auf kommunaler Ebene ausprobieren könne. Tolle Idee, finde ich, dann werden Ausschussitzungen endlich richtig öffentlich und lebhaft.

Den von Eva Meißner ausgerollten Polit-Faden nahm ein Mann der MLPD gern auf und meinte, dass nur der Sozialismus die Einheit von Ökonomie und Ökologie herstellen könne. Vermutlich kannte er Bitterfeld, die Wismut, Leuna oder Buna nicht so genau. Machte nichts, er bekam trotzdem Beifall der Streikenden, auch weil den Level der zu erwartenden Erderwärmung gleich mal auf 4 Grad Celsius hochhob. Oder waren es 5?.

Nicht vergessen wollen wir das Statement von Theaterintendant Daniel Klajner, der im Gegensatz des Superintendentensohnes nicht im Second-Hand-Laden kauft und sich wagt ein Auto zu fahren. Er habe sich im Vorfeld seines Statements, um das er gebeten wurde, gefragt, was hier hier sagen soll. Das, was ihm im Vorfeld, Zuhause bei seiner Familie, klar wurde, formulierte er so: "Ich habe gelernt, dass wir alle den Blick schärfen sollten, für das was zu tun ist für das Klima und wir sollten uns dabei gegenseitig Mut machen. Aber es sei auch die Frage erlaubt, wie kommt Greta Thunberg von New York zurück nach Hause?"

Nach all den Reden, zogen die Streikenden schließlich über die Rautenstraße zum Bahnofsplatz, wo es weitere Reden und Ansprachen geben sollte.
Peter-Stefan Greiner


Protestzug
Autor: red

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