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Der Turmbau zu Rothesütte

Mehr Details zum Hexenreich

Montag, 13. Juli 2020, 19:15 Uhr
Der Landkreis will im Harz den großen Wurf in Sachen Tourismus wagen. Nachdem man in der vergangenen Woche zum Startschuss vor Ort geladen hatte, wurden heute einige weitere Details rund um das „Harzer Hexenreich“ bekannt gegeben…

Der 55 Meter hohe Aussichtsturm wird sich auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne befinden (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen) Der 55 Meter hohe Aussichtsturm wird sich auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne befinden (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen)

Als man in der vergangenen Woche nach Rothesütte lud, da fehlte eine essentiell wichtige Person - Dr. Michael Flagmeyer. Die Ausführungen des Architekten zum Bauvorhaben holte man heute in den Räumlichkeiten der Service-Gesellschaft in Nordhausen nach und lieferte neben weiterem Bildmaterial auch neue Details rund um den geplanten "Hexenbesen".

Zum Turm
Der Turm soll in seiner Gestaltung an einen Reisigbesen erinnern, dem prototypischen Fortbewegungsmittel der Brockenhexen. Die Gesamthöhe wird bei 55 Metern liegen, von der oberen Aussichtsplattform wird man den Ausblick von 35 Metern Höhe genießen können. Konstruiert wird der Turm in Form eines "Hyperboloids". Die geometrische Form ergibt sich aus der ineinander verschränkten Anordnung von insgesamt 32 Metallstreben, die jeweils gut 65 Meter lang sind und in Teilen vor Ort verschweißt werden
können.

Neuland betritt man damit nicht, sagt Architekt Flagmeyer, man hat nach bereits exisitierenden Vorbildern gesucht und war fündig geworden. Neben dem höchsten Turm dieser Bauweise, dem 600 Meter hohen "Canton Tower" in der chinesischen Stadt Guangzhou, würde sich der "Hexenbesen" wie ein Zwerg ausnehmen, für einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde könnte es aber dennoch reichen, schließlich soll das Stück Architektur einmal den "weltgrößten Hexenbesen" darstellen.

Architekt Dr. Michael Flagmeyer: "Das ist alles andere als Tagesgeschäft" (Foto: agl) Architekt Dr. Michael Flagmeyer: "Das ist alles andere als Tagesgeschäft" (Foto: agl) Für Flagmeyer ist der Turmbau zu Rothesütte eine einmalige Aufgabe, die er so wahrscheinlich nur einmal in seinem Leben als Architekt gestellt bekommt. "Normalerweise haben sie ein Raumprogramm nach dem man arbeitet. Hier fangen wir komplett bei Null an, das ist alles andere als das Tagesgeschäft". sagt Flagmeyer.

Die Grundfläche der Anlage wird rund 30 Meter im Durchmesser einnehmen und in den felsigen Untergrund hineingebaut. Ein paar Bäume mussten dem Vorhaben bereits weichen, ein paar weitere werden Folgen, insgesamt versuche man aber die Eingriffe in die umgebende Natur gering zu halten, erklärte Jessica Piper, die Vorsitzende des Tourismusverbandes Südharz-Kyffhäuser. "Wir reden nicht umsonst von einer "Walderlebniswelt" und werden nur das entnehmen, was absolut notwendig ist."

Das Innenleben
Der Turm wird über zwei Eingänge zugänglich sein. Ein erster, außen gelegener Eingang führt über eine Treppe zu den mittleren Plattformen und zur großen Außenrutsche. Die liegt auf 13 Metern Höhe. Mehr wäre nicht möglich gewesen, zum einen weil die Beschleunigung in der Röhre bei mehr Höhe zu groß geworden wäre, zum anderen weil die Architektur des Gerüstes sich zur Mitte hin verengt und nicht ausreichend Platz für weitere Windungen bietet. Die Rutsche wird zur Hälfte aus Plexiglas bestehen und ist sowohl für Jung wie auch für Alt konzipiert, Mama und Papa oder Oma und Opa können also gerne mitrutschen.

Drei Räume sind für den Innenbereich vorgesehen, der Eingangsbereich samt Kasse, die nötigen Örtlichkeiten sowie der Hauptraum. Hier sollen diverse digitale Angebote die Besucher locken. Angedacht sind interaktive Bildschirme sowie eine kleine Kinoecke. Außerdem kann sich der jüngere Nachwuchs auch bei schlechtem Wetter austoben, der Raum soll diverse Klettermöglichkeiten und eine kleine Rutsche bieten. Über den Innenbereich hat man auch Zugang zum Aufzug, der zu den zwei Aussichtsbereichen führt und barrierefrei zugänglich sein soll. Oben angekommen hat der Besucher zwei Möglichkeiten: entweder man hält sich im verglasten und beheizten Innebereich auf (auch hier sind digitale Schauwerte geplant) oder tritt hinaus auf den etwa 1,50 Meter breiten Rundgang und lässt sich den Wind um die Ohren wehen.

Parkplätze
Auf dem bestehenden Gelände der alten Grenzkaserne können rund 60 Parkplätze geschaffen werden, durch eine neue Zufahrt will man weitere 55 Plätze gewinnen. Hinzukommen eine Reihe Behindertenparkplätze. Die sollen so angelegt sein, dass der Weg hinauf zum Turm möglichst leicht und mit der minimal möglichen Steigung zu bewältigen ist.

Der Lageplan des "Harzer Hexenreiches" (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen) Der Lageplan des "Harzer Hexenreiches" (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen)

Grundsätzlich würde man es aber gerne sehen, wenn Besucher andere Wege nutzen würden, um zum Turm zu gelangen, erklärt Jessica Piper. Eine Möglichkeit ist der Wanderweg, der von der Haltestelle der Harzquerbahn in Sophienhof schon jetzt in Richtung Rothesütte führt. Neben Wanderlust und körperlicher Ertüchtigung soll sich das auch aus einem anderen Grund lohnen: auf Betreiben der "Interessengemeinschaft Rotwild" wird zwischen dem "Hexenreich" und Sophienhof eine Wildbeobachtungsstation eingerichtet werden.

Eine weitere Alternative soll das Projekt "E-Harz" bieten. Das sieht mehrere Ausleihstationen für Elektrofahrräder vor, die das Erkunden der Harzregion per Drahtesel deutlich vereinfachen würden. Ausleihstationen sind bis Ende des Jahres 2022 unter anderem an der Eisfelder Talmühle, in Sophienhof und in Rothesütte geplant.

Gaumenfreuden
Wer es nun, auf welchem Weg auch immer, bis zum "Hexenreich" geschafft hat, der wird auch verweilen können. Dafür wird man die bereits vorhandene gastronomische Infrastruktur ein wenig erweitern und einen kleinen Anbau an die alte Kaserne setzen. In der "Märchenschenke" soll die Besucher rustikales und thematisch passendes Ambiente erwarten, eingeteilt in drei Bereiche. Die Sitzplätze im "Märchenhaus" liegen noch im Licht, am "Hexenkessel", einem großen, beleuchteten Kupferkessel, der als Tisch fungiert, geht es bereits etwas düsterer zu und im "Zauberwald" will man die dunkleren Seite des Harzes aufnehmen. Große Gastronomie ist hier allerdings eher nicht zu erwarten, für die können und sollen die Wirte in Rothesütte sorgen.

In der alten Kaserne sollen perspektivisch Unterbringungen von bis zu 60 Personen möglich sein und das "Hexenreich" damit als Treffpunkt für Feierlichkeiten in größeren Gruppen attraktiv gemacht werden. Damit auch Großfamilien gemütlich beieinander sitzen können, soll auf dem Gelände zusätzlich eine Scheune entstehen, die ausreichend Raum und Sitzmöglichkeiten bieten wird.

Physisch greifbar ist von alledem bisher freilich nichts, noch existiert das "Hexenreich" nur im Computer. Recht anschaulich zwar, bis aus den Bits und Bytes aber ein realer Ort geworden ist, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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