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Zum heutigen Tag der Katze:

So unterscheiden sich Hauskatze und Wildkatze

Sonnabend, 08. August 2020, 08:08 Uhr
Kein Haustier lieben die Deutschen so, wie ihren Stubentiger. Rund 14,8 Millionen Katzen wohnen in deutschen Haushalten. Was viele nicht wissen: Von ihrer wilden Verwandten, den Europäischen Wildkatzen, gibt es nur rund 6.000 bis 8.000 Tiere, so Schätzungen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)...

„Besonders in den letzten Monaten erreichten uns jedoch viel häufiger als sonst Hinweise auf mögliche Wildkatzen“, so Thomas Mölich, Wildkatzenexperte beim BUND Thüringen. „Das kann auch damit zusammenhängen, dass in der Corona-Zeit mehr Menschen die Zeit zum Spazierengehen und Wandern in ihren Regionen genutzt haben. Bei einigen Hinweisen gehen wir davon aus, dass es sich tatsächlich um echte Wildkatzen handelt.“

Während die Hauskatze von der Falbkatze abstammt und erst mit den Römern nach Europa kam, ist die Wildkatze eine echte Ureinwohnerin unserer Wälder. Doch trotz der unterschiedlichen Abstammung ist es selbst für Fachleute nicht immer leicht, die Wildkatze von einer grau-getigerten Hauskatze zu unterscheiden. „Die wichtigsten Merkmale der Wildkatze sind ihr verwaschen gezeichnetes braun-graues Fell und der buschige Schwanz mit einer schwarzen Spitze und dunklen Ringen“, so Mölich. „Gerade die jungen Kätzchen sehen unseren Hauskatzen aber zum Verwechseln ähnlich.“

Die Wildkatze gehört in Deutschland zu den streng geschützten Arten. Den scheuen Jägerinnen macht besonders die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und große Ackerflächen zu schaffen. Mölich: „Um ihr und vielen anderen Arten zu helfen, braucht Deutschland ein Netz verbundener Lebensräume sowie viel mehr Grünbrücken und andere Querungsmöglichkeiten über Straßen.“ Heimisch ist die Wildkatze vor allem in den Wäldern Mittel- und Süddeutschlands. In Thüringen kommt die sie in den Waldgebieten Hohe Schrecke, Rhön, Kyffhäuser, Wind- und Hainleite, Dün, Ohmgebirge, Eichsfeld, Hainich und in Teilen des Thüringer Waldes und Schiefergebirges vor. Dass sich die Bestände der Wildkatze langsam wieder erholen, ist ein großer Erfolg, zu dem auch das „Rettungsnetz Wildkatze“ des BUND beigetragen hat. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet der Naturschutzverband bundesweit für den Schutz der Europäischen Wildkatze.

„Als wichtiger Lebensraum der Wildkatze kommt Waldsäumen eine besondere Bedeutung zu“, erklärt Mölich. „Solch strukturreiche Saumlebensräume sind Brennpunkte der Artenvielfalt. Ökologisch wertvolle Waldränder bieten Platz für etwa 40 Vogelarten, 20 Säugetierarten und 1.200 Kleintierarten.“ Im Projekt „Waldsäume sind Lebensräume“ kartiert der BUND Thüringen in Zusammenarbeit mit der AöR ThüringenForst landesweit zirka 700 km Waldränder und entwickelt einen Maßnahmenplan zur Wiederherstellung artenreicher Waldsäume, nicht nur für die Wildkatze.

Hinweis:
Sie glauben eine Wildkatze gesehen zu haben? Dann melden Sie sich bitte beim BUND: www.bund.net/wildkatzenkontakt

Hintergrund:
Der BUND setzt sich seit mehr als 15 Jahren mit seinem Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze in Deutschland ein. Bundesweit untersuchen Naturschützende die Entwicklung der Bestände und engagieren sich für die Vernetzung der Lebensräume der Wildkatze. So konnten bereits 26 Waldverbindungen („Grüne Korridore“) gepflanzt werden, damit die Wildkatze sich wieder ausbreiten kann. Gleichzeitig untersucht der BUND auch langfristig die Verbreitung der Wildkatze. Sichere Nachweise der Wildkatze bringen nur Haarproben, die genetisch untersucht werden können. Dazu setzt der BUND auf die störungsarme Methode des „Lockstocks“. Das sind Holzstäbe, die im Wald aufgestellt und mit Baldrian besprüht werden. Der Geruch zieht die Katzen an, die beim Reiben Haare hinterlassen, die anschließend eingesammelt und genetisch untersucht werden. Mehrere tausend Wildkatzennachweise konnte der BUND mit Unterstützung von vielen Ehrenamtlichen so bereits zusammentragen.
Autor: red

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