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Aus dem Rat der Landgemeinde Bleicherode

Die Summe der Teile

Donnerstag, 24. September 2020, 21:45 Uhr
Der Rat der Landgemeinde Bleicherode besiegelte heute den letzten Akt der kommunalen Neuordnung. Die 14 einzelnen Teile der Großgemeinde mussten Rechenschaft ablegen und entlastet werden. Zudem gab es Informationen zur Wasserqualität, dem kommunalen Wald, dem Weihnachtsfest und der neuen Webpräsenz der Landgemeinde…

Die heutige Tagesordnung konnte in ihrer Länge fast mit der des Nordhäuser Stadtrates mithalten, allerdings war die Vielfalt der Themen eher übersichtlich. Im Fokus stand der letzte Akt des Zusammenschlusses zur Landgemeinde.

Doch zunächst war Bürgermeister Frank Rostek mit den allgemeinen Informationen dran und griff zunächst eine Bürgeranfrage aus der letzten Sitzung auf, die sich mit der Wasserqualität der Gemeinde befasste. Der Hintergrund: im Trinkwasser Bleicherodes finden sich leicht erhöhte Sulfatgehalte. Zumindest gelten sie seit 2012 als erhöht, denn da wurden die Richtlinen angepasst, erläuterte Rostek. Tatsächlich seien die Werte laut einer Stellungnahme des Wasserverbandes nicht höher als früher. Die Geologie bringe die höheren Sulfatwerte mit sich, nichts neues also. Eine Gefahr für den Menschen bestünde nicht, man könne das Wasser wie eh und je sicher und ruhigen Gewissens trinken. Problematisch seien die Sulfate eher für die Rohrleitungen. Man werde daher in der nächsten Dekade peu á peu an einer Verbesserung der Qualität arbeiten müssen.

Weiter im Wald: zur Landgemeinde gehören inzwischen 835 Hektar kommunaler Wald. Der hat wie überall in der Region unter der Trockenheit der letzten Jahre gelitten. „Die Fichte wird abgängig sein, das ist klar. Auch wenn wir in diesem Jahr etwas mehr Regen hatten sind die Schäden weiter im Gang“, sagte Rostek. Um die zu begutachten und Wiederaufforstungsmaßnahmen zu diskutieren war man jüngst zum vor Ort Termin mit dem Forstamt geladen, berichtete der Bürgermeister. Die Wiederaufforstung soll zunächst auf rund sieben Hektar begonnen werden.

Sitzung des Bleicheröder Landgemeinderates in Obergebra (Foto: agl) Sitzung des Bleicheröder Landgemeinderates in Obergebra (Foto: agl)

Weiter lobte Rostek den Einsatz und die gute Zusammenarbeit der freiwilligen Wehren beim jüngsten Großbrand in Bleicherode.
Fragezeichen stellt indes die Weihnachtszeit, genauer die Ausgestaltung der Weihnachtsmärkte unter Corona. Mit den Ortsteilen und ansässigen Vereinen habe man dazu Rücksprachen gehalten. Im Moment sieht der Plan vor, Veranstaltungen in der Weihnachtszeit zu „entzerren“ und auszudehnen. Statt die Festivitäten wie üblich am Zierbrunnen in Bleicherode zu zentrieren will man 10 bis 15 Stellen aussuchen, an denen Hütten aufgestellt werden. „Nach drei Glühwein ist das mit den Abstandsregeln sicher nicht mehr so einfach“, sagte Rostek, da sei es gut, wenn jeder ein wenig „auf seiner Scholle“, bleibe. Damit den Marktbesuchern dennoch nicht langweilig wird sei denkbar, Kulturschaffende von Stelle zu Stelle wandern zu lassen.

Unverhofft und reichlich spät erreichten die Landgemeinde jüngst Fördermittel des Bundes in Höhe von fünf Millionen Euro, die dem Sportpark zu Gute kommen sollen. Um die Unterstützung hatte man schon im November 2015 gebeten, am Hauptplatz und den Sanitäranlagen sollte Hand angelegt werden. Dem Ansinnen wurde 2016 nicht stattgegeben und man behalf sich bisher mit kleinem Budget und der Hilfe ehrenamtlicher Kräfte. Die Mittel aus Berlin kamen nun unerwartet, sagte Rostek. Als „Hartz IV Kommune“ in der Haushaltssicherung müsse man sich nun ehrlich in die Augen schauen und entscheiden, was mit dem Geld geschehen soll: nutzen oder zurückgeben? Denn in der Regel gehen Fördermittel mit einem Eigenanteil einher und den muss man sich leisten können.

Tom Landsiedel vom Büro Landsiedel, Müller, Flagmeyer präsentierte den Räten den Stand der Dinge zur neuen Homepage der Landgemeinde. Die Programmierer stehen mit einem Bein in Bleicherode und haben vor gut zehn Jahren schon die Vorgängerseite ans Netz gebracht. Seitdem hat sich technisch einiges getan, zumindest bei den Standards im Internet. In Obergebra musste Landsiedel noch auf die altbekannte Hardware zurückgreifen, mit der er schon damals die alte Webpräsenz präsentierte. Die neue Seite wird adaptiv auf modernen Endgeräten angezeigt werden können und Dank diverser Features wie Schriftgrößen- und Kontrastveränderungen barrierearm zugänglich sein. Neu sind in Veranstaltungskalender, ein Ratsinformationssystem sowie Einblicke in die einzelnen Gemeinden. Öffentlich zugänglich ist die Seite noch nicht, die Homepage soll in rund vier Wochen „scharf“ geschaltet werden.

Weitere Schritte in Richung digitale Verwaltung will man mit dem beschlossenen Beitritt zum kommunalen IT-Dienstleister "KIV" und der Anschaffung des Dokumentenmanagementsystems "Regisafe" gehen.

Die Summer der Einzelteile


Damit konnte man zur eigentlichen Aufgabenstellung des Abends übergeben. Kämmerin Kerstin Cassube eröffnete den Reigen mit einem Blick auf die Jahresabrechnung des Jahres 2019. Die fiel in der Gesamtschau besser aus als gedacht, fasst die Kämmerin zusammen. „Wir sind noch nicht durch das Tal hindurch und finden uns noch aber wir sind auf dem richtigen Weg“.

Der finale Akt des Tages würde auch der längste sein: alle 14 Gemeinden müssen noch ein letztes mal Rechenschaft über die letzten zwei Jahre ablegen und ihre Bürgermeister entlasten. Die bürokratische Pflichtaufgabe wurde in den einzelnen Orten und den zuständigen Ausschüssen bereits vorbesprochen, was für die Ratssitzung verbleibt ist vor allem Formalie. Aber eine die nach Recht und Ordnung ausgeführt sein will und das braucht Zeit. Mit größeren Verwerfungen und Diskussionen rechneten die Räte nicht, wohl aber mit einem Sitzungsschluss nicht vor 23 Uhr.
Angelo Glashagel
Autor: red

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