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Hat die Stadt noch Visionen?

Montag, 28. September 2020, 11:57 Uhr
nnz-Leser Christian Marx bedauert das Ende des "mobeno"-Car-Sharings in Nordhausen und rechnet mit der Entwicklung in Stadt und Verwatlung der letzten Jahre ab. In vielen Bereichen würde man die "Zeichen der Zeit" nicht erkennen...

Es ist sehr bedauerlich, dass ein Projekt wie Mobeno in dieser Stadt die Notbremse ziehen muss und seinen Dienst einstellt. Natürlich sind es in erster Linie betriebswirtschaftliche Erwägungen, die dazu führen müssen, aber leider muss man auch den Eindruck haben, dass die Stadt Nordhausen einfach nicht reif für ein innovatives Start Up wie dieses ist.

Die in vielen Bereichen die Zeichen der Zeit nicht erkennt, weil sie viel zu sehr mit ihren Kleinkriegen in ihren Strukturen beschäftigt ist. Hier werden keine Weichen gestellt, die auch das Konsumverhalten ihrer Bürger beeinflussen können, denn darum geht es letztlich.

Beispiele gefällig?
  • Während für Stadtplaner in anderen Städten Elektromobilität ganz oben auf der Tagesordnung steht und manche Städte hierfür sogar eigene Förderprogramme aufgelegt haben, streitet die Stadt Nordhausen über ein neues Parkhaus auf dem Bebelplatz. Mehr noch, es gibt Bestrebungen im Rathaus, die Straßenbahn als Beispiel für traditionelle aber kostenintensive „Elektromobilität“ an den Landkreis loszuwerden. Muss man sich dann noch wundern, wenn e-Auto-Sharing bei den Stadtwerken offenbar auf taube Ohren stößt?
  • Keine Spur mehr von Ideen, wie sie für den Wettbewerb „Zukunftsstadt“ gesammelt wurden, bei dem die Stadt 2016 leider ausschied. Damals entstand bei mir der Eindruck, dass Vertreter der stadteigenen Holding hauptsächlich Sorge hatten, dass ihre traditionellen Geschäftsfelder nicht Konkurrenz bekamen. Vieles von diesem Schwung einer Ideensammlung hätte man trotzdem durchaus weiter verfolgen können, doch leider setzte der absolute Stillstand ein.
  • Ein Oberbürgermeister, der aus Protest gewählt wurde und bei dem ich leider bis heute keine eigene Agenda erkennen kann. Nichts da vom strategischen Ausloten von politischen Mehrheiten für zukunftsweisende Projekte.
  • Ein Projekt z.B., wie die evtl. geplante Ausweisung einer Biosphärenregion, das im Stadtrat einfach so bei Seite gewischt wird, weil im Rathaus (anders als in den vergangenen Jahren) dazu keine Meinung wahrzunehmen war
  • Der durchaus löbliche Wegebau im Gehege. Der Außenstandort Park Hohenrode für die Bundesgartenschau ist der Stadt unter Verweis auf die Haushaltslage bis 2021 ganze 41000 Euro wert. Was fehlt ist ein gesamtes Entwicklungskonzept.
  • Während anderenorts plötzlich „Pop up“ Radwege entstehen, fühlt man sich in dieser Stadt als Radfahrer seit Jahren als ein „Nichts“- keine Spur davon, etwa Radwege neu zu planen oder wenigstens Einbahnstrassen als Radwege freizumachen oder Radwege (wie z.B. in der Töpferstrasse) -sehr wichtig und leicht umsetzbar- auch für Fußgänger deutlich sichtbar als solche optisch zu markieren und ein symbolisches Zeichen für: „Ja wir nehmen Euch ernst“. Die Verkehrsplanung liegt diesbezüglich über Jahrzehnte zurück. Eigentlich traditionelle „Grüne Politik“, wenn man so will, jedoch sind selbst die Grünen im Stadtrat und in der Öffentlichkeit diesbezüglich kaum wahrnehmbar, von den anderen Parteien ganz zu schweigen.

Corona und die Klimakrise ändern alles und fordern die Zukunft heraus. Was ändert sich in dieser Stadt? Was sind die Visionen in dieser Stadt? Gibt es überhaupt welche? Hierzu vermisse ich Diskussionen und Impulse, im Rathaus und im Stadtrat.
Christian Marx
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Autor: red

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