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30 Jahre Freundeskreis und 25 Jahre Partnerschaftsvertrag

Jubiläen mit polnischer Partnerstadt Ostrow-Wiekolopolski

Montag, 28. September 2020, 12:53 Uhr
Die polnische Partnerstadt Nordhausens ist im früheren Grenzgebiet zum preußischen und österreichischen Machtbereich gelegen und gehörte zwischen 1791 und 1918 gänzlich zu Preußen. Diese Ära endete mit dem vom späteren Bürgermeister Stefan Rowinski geleiteten Aufstand der Polen gegen die preußische Herrschaft...

Lebensnahe Statue des Ostrower Bürgermeisters Stefan Rowiński 1919/1920 auf dem Rynek (Foto: G. Wagner) Lebensnahe Statue des Ostrower Bürgermeisters Stefan Rowiński 1919/1920 auf dem Rynek (Foto: G. Wagner)


Dieser führte am 10. November 1918 zur Ausrufung der „Republik Ostrów“, einen Monat bevor der große Aufstand in der ganzen Provinz Posen die Vereinigung mit Polen herbeiführte. Deshalb legt man Wert auf die polnische Prägung, worauf auch der Namenszusatz „Wielkopolski“ (Großpolen) hinweisen soll.

In der neuen, Zweiten Polnischen Republik behielt die Stadt ihren Rang als wichtiger Eisenbahnknoten, Industriezentrum und Kreishauptstadt in der Woiwodschaft Poznan. Mit heute etwa 72 000 Einwohnern ist sie wichtiges Kultur- und Wirtschaftszentrum. Im Umkreis von 100 km befinden sich die Ballungsgebiete von Wrocław (Breslau), Poznan (Posen) und Lódz. Ostrów ist hinsichtlich Entwicklungstempo und Investitionsmöglichkeiten eine der attraktivsten Gemeinden Polens.

Insbesondere aber ist Ostrów die Kulturstadt der Region. Zwei Musikschulen, überregional bekannte Solisten und Chöre, das jährliche Chopin-Festival im nahegelegenen Jagdschloss Antonin, aber auch der Kreis der bildenden Künstler und die hervorragenden Kultureinrichtungen sind dafür Beispiele.
Die seit 1983 bestehende Partnerschaft mit Nordhausen wurde mit dem damaligen Rat des Kreises begründet und bis 1994 auf kulturellen, sportlichen und wirtschaftlichen Gebieten im Wesentlichen von den Kreisbehörden getragen. Die freundschaftlichen Beziehungen drohten zu verkümmern, als man sich nach der Wende 1990 mit der neugewonnen Reisefreiheit bevorzugt westlichen deutschen und europäischen Ländern zuwandte.
Diesem Trend entgegenzuwirken, gründete sich am 27. September 1990, vor nunmehr 30 Jahren, unter dem Vorsitz von Klaus Schleip-Ols der Freundeskreis Nordhausen – Ostrów Wlkp., der zunehmend von der Stadtverwaltung Nordhausen unterstützt wurde. Die Vereinschronik ist gefüllt mit Berichten von Ausstellungen und Auftritten von Künstlern in den beiden Städten, Chortreffen, Theaterworkshops, Sportwettkämpfen und Vermittlung von Kontakten zwischen Vereinen und Bürgern. Kontakte zwischen den Stadtverwaltungen entstanden auch durch die Beziehungen der Stadtwerke und freiwilligen Feuerwehren, die bis zur technischen Hilfe durch Überlassung von kommunaler und Löschtechnik reichen.

Besondere Verdienste bei der Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und Sponsorensuche erwarb sich dabei durch ihr unermüdliches Wirken über viele Jahre Frau Helga Winterstein, die dafür die Verdienstmedaille der Stadt Ostrow Wlkp. erhielt. Noch aktive Gründungsmitglieder sind Ulrich und Eleonore Deutsch. Bei einem Besuch der Ostrówer Verwaltungsspitze zum `93er Rolandsfest in Nordhausen wurde der beiderseitige Wunsch deutlich, einer offiziellen direkten Partnerschaft beider Städte eine vertragliche Grundlage zu geben. Nach entsprechenden Beschlüssen der Bürgervertretungen unterzeichnete Oberbürgermeisterin Barbara Rinke vor 25 Jahren, am 19. Mai 1995, gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Eberhard Linß in Ostrów Wlkp. den Partnerschaftsvertrag.

Damit erfuhr die Partnerschaft auch seitens der Verwaltungen eine Aufwertung und verstärkte Unterstützung. Auf polnischer Seite sind zu nennen: Herr Andrzej Leraczyk, langjähriger Leiter des Amtes für Kultur und Kunst, Frau Ewa Matecka, Leiterin des Jugendzentrums, später Leiterin des Amtes für... und Frau Ewa Janiczewska, Leiterin der Abteilung Europäische Integration und Stadtpromotion.
Das mit 80 Teilnehmern über 8 Stunden größte Bühnenprogramm der Partnerstädte während der Landesgartenschau 2004, das Jugendkunstprojekt „MaScuMa“, Internationale Chorfestivals der Partnerstädte Nordhausens, Teilnahme am jährlichen Jugend-Rock-Wettbewerb, zwei internationale Frauenkonferenzen, Austausch von Grund- und Regelschulen sowie der Gymnasien mit ihren Schulchören sind nur einige Beispiele des regen Austausches.

Jahrelang war Jost Rünger Vorsitzender des Freundeskreises. Vor 16 Jahren übernahm diese Funktion Peter Blonski, der für seine Verdienste bei der vielfältigen Pflege der Kontakte am 11. November 2010 zum Ehrenbürger der Stadt Ostrów Wielkopolski ernannt wurde.

An der Spitze der Stadtverwaltung Ostrów steht der/die Stadtpräsident/in. Seit 2014 ist dies, bereits in der 2. Amtszeit, Frau Beata Klimek, die für ihr eigenes Wahlkomitee gewählt wurde.
Sie ist, wie die meisten Ostrower, im Gegensatz zu manchen Tendenzen in Polen, eine glühende Europäerin. Die Stadt Ostrów erhielt den Titel „Europastadt“.

Leider können, coronabedingt, die beiden Jubiläen – 25 Jahre Städtepartnerschaft und 30 Jahre Freundeskreis – nicht entsprechend begangen werden. Dies wäre zu gegebener Zeit nachzuholen.
Günter Wagner
Autor: red

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