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Vor zwanzig Jahren eröffnete Nordthüringens größtes Erlebnisbad

Nordhäuser Badehaus ist kein Teenie mehr

Sonntag, 28. Februar 2021, 07:31 Uhr
Schon 1891 wurde vom Nordhäuser Magistrat ein „Aufruf zur Errichtung einer Schwimm- und Badeanstalt“ proklamiert. 1907 wurde es nach den Plänen des Nordhäuser Architekten Gustav Ricken am Stadtrand am Ufer der Zorge errichtet. Diese „städtische Wasch- und Badeanstalt“ ist heute noch Bestandteil des modernen Badehauses …

Wo die meisten Nordhäuser schwimmen lernten: Das historische Jugendstilbad (Foto: Badehaus Nordhausen) Wo die meisten Nordhäuser schwimmen lernten: Das historische Jugendstilbad (Foto: Badehaus Nordhausen)


776 Schwimmkurse, 635 Aquasportkurse, 21.565 Massagen, 1.041 Clubmitglieder, 2.363 Kindergeburtstage und 46.035 Kinder mit einer Körpergröße von unter einem Meter wurden seit dem 2. März 2001 im um- und angebauten Badehaus in der Grimmelallee gezählt. Und weil die Kollegen dort sehr geründlich zählen wissen wir auch, dass sagenhafte 20.419 Ham- bzw. Cheeseburger über den Bistrotresen gingen und 44.816 Portionen Pommes frites im Gastronomiebereich verzehrt wurden.

Von den seither 176 hier angestellten städtischen Mitarbeitern sind immer noch sechs im Betrieb, darunter Geschäftsführer Jens Eisenschmidt, der nach einem vierjährigen Studium Anfang der Neunziger Jahre schon die gesamte Vorbereitung und den Umbau als verantwortlicher Betriebsleiter miterlebte. Als das nach einer Namensumfrage in der Nordhäuser Bevölkerung zum „Badehaus“ erkorene Objekt schließlich am 2. März 2001 eröffnet wurde, war auch die „nnz schon aktiv, wenn auch noch sehr jung am Markt.

Heute blickt Jens Eisenschmidt auf zwei Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit zurück und rückt besonders gern die alljährlichen Geburtstagsfeiern mit zahlreichen Aktionen für groß und klein in den Vordergrund seiner liebsten Erinnerungen. Stolz ist er auf die vielen Auszubildenden, die hier ihre Lehre absolvierten, so wie gegenwärtig auch wieder junge Leute, die trotz Corona-Einschränkungen in diesem Jahr ihren Berufsabschluss absolvieren. Richtige Tiefpunkte habe er in dieser Zeit nicht erlebt, sagt Eisenschmidt, das Badehaus hätte sich kontinuierlich entwickelt.

Das Erlebnisbecken im Außenbereich in seiner Entstehngsphase Ende der neunziger Jahre (Foto: Badehaus Nordhausen) Das Erlebnisbecken im Außenbereich in seiner Entstehngsphase Ende der neunziger Jahre (Foto: Badehaus Nordhausen)

Jetzt stehen 30 Mitarbeiter für die täglichen Gäste am und hinterm Beckenrand bereit, um den Aufenthalt in dem einzigartigen Ensemble aus klassischem Jugenstilbad und moderner Schwimmhalle mit Wettkampfbecken und Außenbereich so angenehm wie möglich zu machen. Viele von ihnen sind leider momentan in Kurzarbeit, denn durch den Lockdown ist der Badebetrieb inzwischen fast ein Jahr lang ausgesetzt. Mit den betroffenen Kollegen hält Jens Eisenschmidt regelmäßig Kontakt, will ihnen Mut machen, weil sie sofort wieder gebraucht werden, wenn die Pandemie vorbei ist. „Es sind alle sehr gute Mitarbeiter, die wir gerne bei uns halten wollen“, betont der Geschäftsführer.

Innerhalb von zwei Tagen ließe sich der Betrieb des Hauses wieder hochfahren, die Mitarbeiter stehen sozusagen auf den Startblöcken. Die besucherfreie Zeit wurde genutzt, um einen 400 000 Euro schwere Investition in die Lüftungsanlage des Bades zu tätigen. Nun ist die altehrwürdige Einrichtung auch richtig klimafreundlichmit einem verringerten CO2-Ausstoß.

Die November- und Dezemberhilfen der Bundesregierung zur Bewältigung der Corona-Ausfälle habe man unbürokratisch und schnell erhalten, ansonsten sei der Betrieb als kommunales Unternehmen aber aus den Hilfsprogramm von Bund und Land ausgeschlossen. „Wir können sehr froh sein, dass unsere Verluste, die sich jetzt ergeben, von den städtischen Unternehmen innerhalb des Stadtwerkeverbundes so gut aufgefangen werden.“ Der Sportwissenschaftler Jens Eisenschmidt, einst ein angesehener Regionalligafußballer beim FSV Wacker 90, hofft nach dem Ende des Lockdowns auf den Lokalpatriotismus der Nordhäuser, auf dass sie die Angebote in der Region wieder rege nutzen mögen und mit ihren Unternehmen zusammenstehen in dieser schwierigen Zeit. „Wir müssen jetzt alle positiv in die Zukunft schauen und sehen, dass wir für unsere Region etwas bewegen können“, ruft er sich selbst und allen anderen ins Bewusstsein.

Die digitale Fototechnik steckte noch in den Kinderschuhen, aber die Rolandgruppe stand schon am Beckenrand (Foto: Archiv Badehaus Nordhausen) Die digitale Fototechnik steckte noch in den Kinderschuhen, aber die Rolandgruppe stand schon am Beckenrand (Foto: Archiv Badehaus Nordhausen)

Aufgrund der aktuellen Situation wird der Badehaus-Geburtstag dieses Jahr nicht wie gewohnt gefeiert. Aber das ganze Badehaus-Team stellt klar: Die Geburtstagsparty fällt nicht aus!
„Ein neuer Termin wird bekanntgegeben sobald es die rechtlichen Vorschriften zulassen. Alle Gäste können sich dann auf eine „ausgefallene“ Geburtstagsparty freuen“, sagte Jens Eisenschmidt.

Hoffentlich schon sehr bald! Die nnz gratuliert dem frisch gebackenen, schmucken Twen in der Grimmelallee schon jetzt und wünscht viel Erfolg auch in den nächsten zwanzig Jahren.
Olaf Schulze

Geschichtlicher Hintergrund und statistische Informationen zum Badehaus
  • 1891:Der Nordhäuser Magistrat erlässt einen „Aufruf zur Errichtung einer Schwimm- und Badeanstalt“.
  • 1907 wird das Objekt „Städtische Wasch- und Badeanstalt“ nach den Plänen des Nordhäuser Architekten Gustav Ricken am Stadtrand am Ufer der Zorge errichtet.
  • Die dekorative Gestaltung der Fassade und der Schwimmhalle wurde in klaren Jugendstilformen ausgeführt. Am 3. Juli 1907 fand die Eröffnung statt.
  • In den Jahren 1926, 1933 und 1938 erfolgten Um- und Erweiterungsbauten. Danach wurden lediglich noch Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, die auf die praktische Nutzung ausgerichtet waren.
  • Im Jahre 1994 setzte die Stadt mit der Ausschreibung eines Architektenwettbewerbes die umfangreichste Rekonstruktion des Komplexes in seiner Geschichte in Gang. Aus 48 Entwürfen vergab die eingesetzte Jury am 15.03.1996 den 1. Preis an das Architektur- und Ingenieurbüro Dr. Krieger, Velbert.
  • Am 28.05.1997 entschied der Stadtrat dann auf der Grundlage des überarbeiteten Entwurfes zur Kostensenkung über den Planungsauftrag
  • Am 03.06.1999 begannen die ersten Abrissarbeiten durch die Schachtbau Nordhausen GmbH. Mit einer Abschlussveranstaltung wurde das Hallenbad am 30.06.1999 geschlossen. Der offizielle Baubeginn durch die HOCHTIEF AG erfolgte am 26.10.1999. Nach nur 17-monatiger Bauzeit öffnete das Badehaus am 02.03. 2001 seine Pforten.
  • Seitdem hat das schönste Familien- und Erlebnisbad im Norden Thüringens ganzjährig geöffnet. Der umbaute Raum für den Alt- und Neubau beträgt heute 28.500 m³. Die Nutzfläche inklusive Technik umfasst 5.100 m², die Wasserfläche von ca. 750 m² ist auf 4 unterschiedlich tiefe Schwimmbecken aufgeteilt. Die Kapazität des Badehauses, gemessen an Umkleiden und Schränken, ist ausreichend für 570 Besucher.
  • Jährlich nutzen ca. 150.000 Gäste die vielfältigen Angebote des Badehauses. Das Highlight für die jungen, aber auch „erfahrenen“ Gäste ist die 58 m – lange Black-Hole-Rutsche, auf der mit unterschiedlichen Lichteffekten und mit einer Zeitnahme gerutscht werden kann.
  • Im Obergeschoss des Hauses wartet die großzügige Saunalandschaft auf die Schwitzenden mit fünf unterschiedlich thematisierten Räumen, welche zum Entspannen, zur Gesundheitsvorbeugung und zum Wohlfühlen einladen.
Autor: osch

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