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Linke „Wölfin im Schafspelz“?

Sonntag, 28. Februar 2021, 19:10 Uhr
Seit vergangenem Samstag hat die Partei DIE LINKE eine neue Führung. Auf dem online-Parteitag in Berlin wählten die Delegierten das Duo Janine Wissler (38) und Susanne Hennig-Wellsow (43) an die Spitze der Bundespartei. Über die Personalien hat sich Hans-Georg Backhaus so seine Gedanken gemacht...

Wissler erhielt 84,2 Prozent, für Hennig-Wellsow votierten 70,5 Prozent der Delegierten. Wer sind eigentlich diese beiden Frauen, und welche politische Richtung vertreten sie? Die nnz versucht Antworten zu geben…

Spätestens seit Februar vergangenen Jahres ist der Name Susanne Hennig-Wellsow bundesweit in aller Munde. Sie machte damals unmittelbar nach der umstrittenen Wahl von Thomas Kemmerich zum neuen Thüringer Ministerpräsidenten Schlagzeilen, als sie dem FDP-Mann einen Blumenstrauß vor die Füße warf.

Seit einigen Jahren ist die ehemalige Leistungssportlerin und studierte Pädagogin Landesvorsitzende und Fraktionschefin ihrer Partei im Thüringer Landtag, gilt als engste Vertraute von Ministerpräsident Bodo Ramelow. Zudem strebt sie, ähnlich wie derzeit noch im Land Thüringen aktiv, auch im Bund ein Rot/Rot/Grünes Bündnis an und hat dies auch auf der Delegiertenversammlung bekräftigt. Innerhalb wie außerhalb ihrer Partei wird sie als konsequente, aber auch als prakmatisch agierende Politikerin wahrgenommen.

Und Janine Wissler? Sie wurde 1981 in Langen (Bundesland Hessen) geboren. Sie wuchs in einer von der Idee des Kommunismus beseelten Familie auf. Ihre Mutter gehörte der DKP an – einem westdeutschen Ableger der SED in der DDR und von ihr ideologisch und finanziell alimentiert. Die studierte Diplom-Politologin engagierte sich zunächst in der WASG, einer linksgerichteten Partei.

Nach der Vereinigung dieser Gruppierung mit der PDS, der Nachfolgerin der SED, kam sie 2007 zur Partei DIE LINKE. 2008 zog sie bereits in den Hessischen Landtag ein und eroberte schon bald den Fraktionsvorsitz. Doch das reichte ihr nicht. Zweimal bewarb sie sich um den OB-Posten in der Main-Metropole – scheiterte aber stets.

Politisch beheimatet fühlte sie sich beim trotzkistisch ausgerichteten Netzwerk „Marx21“, das auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Laut Aussagen ihrer Partei steht sie „für ein klares linkes Profil für Frieden und soziale Gerechtigkeit“. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wäre dies die ganze Wahrheit. Aber das ist sie nicht, denn – auch wenn Wissler der Gruppierung „Marx21“ inzwischen formal den Rücken gekehrt hat – macht sie sich weiterhin für „extrem linke Ideen“ stark und lehnt den Kapitalismus ab.

Eine aus ihrer Sicht angestrebte „klassenlose Gesellschaft“ will sie nicht auf demokratischen Wege (Wahlen) erreichen, sondern durch Revolution. Ihr Ziel ist eine „sozialistische Welt“, propagiert gar eine sogenannte „Räterepublik“. Da verwundert es nicht, das sie – im Gegensatz zu Henning-Wellsow – kein Interesse an einer Regierungsbeteiligung hat.

In früheren Verlautbarungen hat sie der SPD gar eine Mitschuld an der Ermordung der Arbeiterführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht unterstellt. Und über ihre eigentliche Gesinnung schweigt sie sich seit einiger Zeit aus, passt halt nicht ins gegenwärtige Bild. Noch nicht.

In einem Interview mit den ARD-Tagesthemen am vergangenen Freitag sprach sie sich mit deutlichen Worten für einen Abzug der Bundeswehr aus sämtlichen Auslandseinsätzen aus und hatte dabei vor allem Afghanistan im Blick. In diesem Punkt herrscht zwischen den beiden LINKE-Frauen Einigkeit. Beide verkennen hier offensichtlich, dass die deutsche Armee bei ihren Einsätzen keine Länder erobert, sondern für Menschen in Not entsprechende Hilfsdienste – und sei es die Gewährung von mehr Sicherheit – erbringt. Doch wider besseres Wissen sprechen beide von „Kriegseinsätzen“.

Warum in genannter Nachrichtensendung und auch in weiteren Interviews noch vor dem Parteitag Frau Wissler von Moderatorinnen bzw. Moderatoren angesichts ihrer bekannten extrem linken Gesinnung geradezu mit „Samthandschuhen“ angefasst wurde, bleibt das Geheimnis der Nachrichtenleute vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen, zumal bei anderen Politikern nicht selten kräftig „nachgestochen“ wird.

Zusammenfassend darf gesagt werden, dass mit der Wahl von Janine Wissler an die Spitze der Partei sich die DIE LINKE keinen Gefallen getan hat, zumal sie derzeit in Umfragen zwischen 5 und 7 Prozent herum dünkelt. Die von verschiedenen Seiten in der Vergangenheit ins Spiel gebrachte Option auf Rot/Rot/Grün auf Bundesebene dürfte sich spätestens seit Samstag erledigt haben. Und der Bundes-SPD ist angesichts der veränderten Lage an der Spitze der Linkspartei nur zu raten: Nicht mit denen!
Hans-Georg Backhaus
Anmerkung der Redaktion:
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Autor: red

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