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Jürgen Rennebach mit neuen Werken in Kunsthalle Arnstadt

Gedanken zur Ausstellung

Mittwoch, 21. Juli 2021, 17:32 Uhr
Arnstadt und moderne Kunst? Für die meisten Bürger unserer Region ist die ‚Perlenschnur‘ der Kunststädte ein Begriff. Von Apolda – bis in den späten Herbst eine sehenswerte Ausstellung von Hundertwasser – über Weimar, Erfurt, Gotha bis hin zu Eisenach, all diese Städte sind Reiseziele von Kunstinteressierten, aber die Kunsthalle Arnstadt? Die Antwort liefert Dr. Wolfgang R. Pientka...


Dabei ist diese Halle oft Heimstätte moderner Kunst, vor allem für Künstler aus Thüringen. Mit Glück konnte man von Februar bis zum erzwungenen Schließen zu Beginn des Jahres 2020 u.a. aktuelle Werke von Gerd Mackensen schauen. Und nun, vom 18. Juli bis 5. September stellt Jürgen Rennebach mit dem Titel „Ins Offene“ aus.

Die meisten dieser sehr farbintensiven Bilder schuf er in der CORONA-Phase, also in einer Zeit, wo sich die meisten selbständigen Künstler in einem Zustand befanden, der nahe einer depressiven Phase war – sie schufen Werk und Werk, aber Gelegenheit zum Ausstellen, zum Präsentieren und zum Verkauf gab es (fast) nicht. Man konnte also überwiegend dunkle Töne erwarten, keine hellen, Fröhlichkeit und Lebensfreude ausstrahlende Bilder. Und genau das Gegenteil trifft zu! Wer Jürgen Rennebach kennt, den umtriebigen ‚Chef‘ des Museums Tabakspeicher mit seinen vielen Veranstaltungen, die in erster Linie seiner Aktivität zu verdanken sind, der hätte auch keine Melancholie erwartet.

Ganz typisch eines der neuesten Werke, betitelt „Der Wächter des Tals“ – ein in warmen Farben gehaltenes Motiv, in dessen Mitte ein Bussard oder Habicht auf einer Ansitzstange sitzt, die ganze, überwiegend ebene Landschaft prüfend im Auge behaltend. Ein wenig erinnert es an Rennebach, der immer auf Suche nach Veranstaltungen, nach Ausstellungen ist, die ‚sein‘ Museum mit Besuchern füllen. Nimmt man aber das Bild „In Nacht und Eis“, in dem ein Eisbrecher eine Fahrrinne in der fast einen Meter dicken Eisschicht schafft, dann ist auch dieses Schiff in hellen, warmen Farben – es wird weder angestrahlt noch kann das Mondlicht diesen Effekt bewirken – ein Ausdruck künstlerischer Freiheit, aber auch ein Ausdruck von Zuversicht in dem Jahr 2020, in dem Rennebach es schuf.
Genau wie die Lichtkegel der Scheinwerfer, die eigentlich auf das Eis, die zu schaffende Fahrrinne gerichtet sein müssten, bei Rennebach suchen sie am Himmel, den Horizont ab, vielleicht um die Spuren der ersten Helligkeit des kommenden Tages zu finden. Man könnte viel hineininterpretieren in die 40 Werke, die den Besucher gefangen nehmen, aber immer ist ein Strahlen, eine positive Helligkeit vorhanden, ob „Im wilden Hölzchen“ oder ganz besonders in „Tanke bei Nacht“.

Wären da nicht die roten Streifen der Rücklichter – ganz typisch bei Fotos mit langer Belichtungszeit – und die grell leuchtende Straßenlaterne, so könnte das Motiv auch bei Tag, bei blauem Himmel entstanden sein. Was viele, auch Bekannte Rennebachs nicht wissen, ist seine Liebe zur Musik, die in dem Porträt Beethovens zum Ausdruck kommt. Da ist der mächtige, alles dominierende Kopf des großen Meisters und sein Aus- und Anspruch „Ich bin ewig“, der scheinbar den zu seinen Füßen befindlichen Betrachter nicht wahrnimmt, denn er schaut in eine unendliche Ferne, in die ‚Ewigkeit‘. Ein Ausdruck der Kleinheit von uns Menschen gegenüber dem wirkmächtigen Meister, dessen Werk fast stellvertretend für klassische Musik steht!

Dieser Anspruch des großen Meisters inspirierte auch den Künstler Jürgen Rennebach zu diesem Porträt. Insgesamt eine gelungene Ausstellung, ein Panorama der aktuellen Schaffensphase! Ein Besuch lohnt also, die Kunsthalle lädt ein von Mittwoch bis Freitag und Sonntag, jeweils von 12 Uhr bis 18 Uhr. Man sollte nicht allzu lange warten, möglicherweise stehen Einschränkungen wegen CORONA 4.0 vor der Tür.
Dr. Wolfgang R. Pientka
Autor: psg

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