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Co-Working am Kiesteich

Experiment geglückt

Mittwoch, 28. Juli 2021, 21:40 Uhr
Vor einem guten Monat begann am Kiesschacht in Nordhausen ein kleines Experiment: Arbeitsplätze mit Seeblick im Mini-Format. Morgen endet der Versuch fürs Erste, die Bilanz der Organisatoren fällt positiv aus...

Feierabend am See: am Kiesschacht zog man heute Bilanz zum "Co-Working" Experiment mit Mini-Büro (Foto: agl) Feierabend am See: am Kiesschacht zog man heute Bilanz zum "Co-Working" Experiment mit Mini-Büro (Foto: agl)


Raus aus Home-Office und Büro und ab ans Wasser - Ende vergangenen Monats wurde am Nordhäuser Kiesschacht ein buchstäblich "kleines" Experiment in Sachen "Co-Working" gestartet. Eine handvoll Büroplätze mit Seeblick sollten nicht primär die reine Machbarkeit der etwas anderen Arbeitsweise untersuchen, sondern vor allem das Konzept an sich vorstellen.

Die Idee ist simpel und in den bundesdeutschen Ballungsgebieten bereits verbreitet: statt am heimischen Küchentisch oder im Großraumbüro vor dem Rechner zu sitzen soll "Co-Working" arbeiten am anderen Ort und den Austausch mit anderen Professionen und Personen ermöglichen. Ein ähnlicher Versuch war in Nordhausen vor einigen Jahren schon einmal im Sande verlaufen, nach den Erfahrungen des Corona-Jahres schien nun die Zeit gekommen, das Thema noch einmal anzugehen.

Federführend bei dem zeitlich begrenzten Feldversuch war das Regionalmanagement Nordthüringen, ein Zusammenschluss aus den Kreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich. Nach etwas weniger als vier Wochen fiel die Bilanz heute Abend positiv aus. Leerlauf habe man so gut wie gar nicht gehabt, zumindest mindestens eine Buchung habe es immer gegeben, konnte Julia Pietsch berichten. "Das hat sich herumgesprochen. Viele waren einmal da und manche haben gefallen daran gefunden und die Plätze gleich mehrfach gebucht. Außerdem hatten wir zwei Workshops mit 15 bis 20 Teilnehmern."

Das Zielpuplikum reichte vom Freischaffenden über Mitarbeiter in Unternehmen bis zu Studenten, die lieber am See als in der Bibliothek pauken wollten, erzählt Christian Soult, der das Angebot für die Genossenschaft
"Co-Work Land" vor Ort betreute. Soult ist selber seit gut 20 Jahren freischaffend, das Büro ist da, wo es WLAN gibt, "mobiles Arbeiten" im wortwörtlichen Sinne. Der Reiz der Co-Working Idee liege in der Freiheit und der ungezwungenen Atmosphäre und einer gewissen Grenzenlosigkeit. "Man muss nicht im Keller oder am Küchentisch sitzen, man trifft andere Leute, entdeckt neue Ideen, je nachdem wie es sich so findet sind den Möglichkeiten da eigentlich keine Grenzen gesetzt." Freiberufler und "Kreative" aber auch Menschen die reisend arbeiten müssen oder schlicht Angestellte die mal etwas anderes als das immer gleiche Büro sehen wollen würde der Ansatz ansprechen. Eine Dame, die das Angebot in Nordhausen genutzt hat, sei derart begeistert gewesen, dass sie am nächsten Tag gleich noch einmal mit der Chefetage vorbeikam, berichtet Soult.

Ein paar Haken hat die Sache freilich: das Angebot war zum einen kostenlos und zum anderen mit einem herausragend ansprechenden Standort gesegnet, der sich so außerhalb des "Experiments" nicht bieten würde. Aus Sicht des Regionalmanagements endet das Projekt an dieser Stelle auch erst einmal, im September werde es noch eine detaillierte Auswertung geben, sagt Pietsch. Den grundsätzlichen Impuls hat man damit gegeben, ob die Arbeit am anderen Ort in der Region Fuß fassen kann, liegt dann in anderer Hand. Und diese "Hände" gibt es. Der Kreisjugendring ist seit längeren am Thema interessiert und hat das "Up"-Netzwerk Thüringen mitbegründet. Der Zusammenschluss aus verschiedenen "Co-Working" Projekten im Freistaat habe vor allem erst einmal das Ziel, Erfahrungen zu machen und diese untereinander zu Teilen, erklärt KJR-Chef Thomas Herwig. Dazu konzentriert man sich auf singuläre Punkte oder "Spots", in denen über mehrere Monate Co-Working unter regulären Bedingungen ausprobiert wird. Aktuell steht das "KrämerLoft" in Erfurt im Fokus, Nordhausen und der Kreisjugendring könnten laut aktueller Planung dann 2022 dran sein.

Ob und wie die Idee im Landratsamt weiter verfolgt werden wird, muss die Zukunft zeigen. Im Regionalmanagement sieht man Potential für den modernen Arbeitsansatz und ein probates Lockmittel für kreative Köpfe, Nachwuchs der nicht nur hier studiert sondern auch hier bleibt und für mögliche "Rückkehrer". Das letzte Wort in Sachen "Co-Working" ist also nach dem kurzen Feldversuch noch nicht gesprochen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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