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Plötzlich Naturschützer?

Sonnabend, 11. September 2021, 09:08 Uhr
Am kommenden Sonntag lädt die FDP zu einer Baumpflanzaktion bei Rothesütte ein. Bodo Schwarzberg sieht darin eine Wahlkampfaktion, mit der vom eigentlichen Versagen der Politik abgelenkt werden soll...

Solche Aktionen, wie die für Sonntag geplante Baumpflanzwahlveranstaltung kann nur der auf wenige heiße Wochen befristete, von Bildern statt von Inhalten lebende Wahlkampf hervorbringen und ebenso das grüne Mäntelchen, dass sich heute selbst die Unternehmerpartei FDP umhängen muss, um auch von der Masse noch wahrgenommen zu werden.

Das Pflanzen von Bäumen ist eventuell sinnvoll, wenn die richtigen Baumarten (allen voran verschiedene heimische Laubhölzer) ausgewählt werden. Leider steht davon im obigen Beitrag nichts, und auch nicht von den tieferen Ursachen des immer baumloseren Harzes, die nämlich im von der FDP gern vertretenen freien, unbegrenzt wachsenden Markt und dessen ungehemmter Ressourcenverschleuderung im Zuge der Globalisierung zu suchen sind. Diese Ursachen sind es, die die schnell wachsenden und nun dem Borkenkäfer zum Fraß vorgeworfenen Fichtenäcker erst möglich machten, aber ebenso jene globalen Emmissionen, die pro Sekunde Millionen Tonnen Eis abschmelzen, den Meeresspiegel steigen und eben auch weltweit Wälder verbrennen oder vertrocknen lassen.

"Es ist fünf vor 12", schrieb die FDP am 10.09. in der nnz. - Deswegen sollte sie vielleicht die Natur aufforsten lassen? - Das tut letztere zum Beispiel im Kellwassertal zwischen Altenau und Torfhaus sichtbar effektiv. - Die Aufnahme entstand am 31.07.21 um 5:39. bei der Langstreckenwanderung 15. Harz-Hunderter Extrem von Seesen nach Eisleben über den ganzen weithin baumlos gewordenen Harz (Foto: Bodo Schwarzberg) "Es ist fünf vor 12", schrieb die FDP am 10.09. in der nnz. - Deswegen sollte sie vielleicht die Natur aufforsten lassen? - Das tut letztere zum Beispiel im Kellwassertal zwischen Altenau und Torfhaus sichtbar effektiv. - Die Aufnahme entstand am 31.07.21 um 5:39. bei der Langstreckenwanderung 15. Harz-Hunderter Extrem von Seesen nach Eisleben über den ganzen weithin baumlos gewordenen Harz (Foto: Bodo Schwarzberg)


Über die Hintergründe der Baumpflanzaktion spricht die FDP ebenso wenig, wie darüber, wie denn die jungen Rothesütter Bäumchen über die nächsten, besonders sensiblen Jahre gebracht werden sollen. Hat die Partei denn vor, auch noch in zwei oder drei Jahren an die am 12.09.2021 gepflanzten Jungbäume nicht nur zu denken sondern diese gegebenenfalls auch noch (ohne Wahlkampfdruck) zu gießen? Wohl kaum. Zumindest aber fehlen auch dazu Informationen im gestrigen nnz-Beitrag.

Denn: Kommt wieder ein von den Klimaforschern zunehmend für normal gehaltenes "Jahrhundert"-Dürrejahr wie 2018, könnten die meisten gepflanzten Bäume, wie in den vergangenen Jahren oft geschehen, vertrocknen, sofern man sie nicht aufwändig und vielleicht über viele Monate wässert. Das aber ist kaum zu finanzieren und wenig praktikabel. Und es stand nichts dazu in der Einladung zum Bäumepflanzen.

Was bleibt also unter dem Strich? - Die für Sonntag geplante Veranstaltung scheint mir nichts anderes als plakatives, nach schnellen Stimmen lechzendes Wahlkampfgetöse einer Wirtschaftspartei zu sein.

Übrigens: Da der Mensch doch nun sein Zerstörungswerk allerorten auf diesem Planeten unter Beweis stellt, könnte er vielleicht auch mal die Natur die Aufforstung des Harzes bewerkstelligen lassen? Sie wählt die Baumarten so standortgerecht aus, wie sie der Mensch bzw. irgendeine Partei nie auswählen könnte, liebe FDP. - Und vor allem unbeeinflusst von einem Wahlkampf.

Wie schön die Natur das kann, ist übrigens auf niedersächsischer Seite zwischen Altenau und Torfhaus zu beobachten, wo die Forstwirtschaft im Kellwassertal hunderte Baumleichen stehen ließ. In ihrem Restschatten kommen, ohne Wahlkampf, vielfach Buchen, aber auch Fichten und Ebereschen auf, tausende, oft dicht an dicht. Dazu kostenlos und zukunftsträchtig. Und vom Menschen kaum direkt beeinflusst.
Bodo Schwarzberg
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Autor: red

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