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Ein Spatenstich und seine Geschichte

Biotech made in Nordhausen

Dienstag, 14. September 2021, 21:07 Uhr
Nordhausen hat seine Erfolgsgeschichten, man hört sie nur sehr selten. Heute war Gelegenheit dazu, die Firma „AHN Biotechnologie“ feierte Spatenstich für eine substantielle Betriebserweiterung. Seit 1999 beliefert man von Nordhausen aus Labore in aller Welt, inzwischen mit Unterstützung aus Indien…

TiRO Geschäftsführer Nils Neu und Shah Schirag aus Indien beim Spatenstich zur Betrieberweiterung der AHN Biotechnologie. Deren Gründer und Chef Torsten Buchwald steht im Hintergrund neben Oberbürgermeister Buchmann und Landrat Jendricke (Foto: agl) TiRO Geschäftsführer Nils Neu und Shah Schirag aus Indien beim Spatenstich zur Betrieberweiterung der AHN Biotechnologie. Deren Gründer und Chef Torsten Buchwald steht im Hintergrund neben Oberbürgermeister Buchmann und Landrat Jendricke (Foto: agl)


Spatenstich unter zwei Nachbarn - die Firma AHN Biotechnologie residiert seit über 20 Jahren am Uthleber Weg am Rande Nordhausens und teilt sich das Areal mit dem Betriebsgelände der Tiefbauexperten von „TiRO“. Gemeinsam lud man heute zum Spatenstich für eine neue Werkshalle.

Es ist nicht die erste Erweiterung, was Ende der 90er mit der Gründung durch Angelika und Jürgen Hoffmann begann ist heute eine international agierende Firma 130 Mitarbeitern. Über sechs Gebäude verfügt man inzwischen, ein siebentes soll bis Ende kommenden Jahres hinzu kommen und aus dem alten DDR-Fabrikhof einen „Biotechnologie-Campus“ machen, führte TiRo Chef Nils Neu heute aus, der die Bauarbeiten übernehmen wird.

Entstehen sollen rund 4.000 Quadratmeter Produktionsfläche. Die Anforderungen sind dabei etwas spezifischer als bei einer gemeinen Produktionshalle. Für die sensiblen Fabrikate der AHN braucht es spezielle Anlagen wie Reinräume und so wird man für den Bau rund sechs Millionen Euro auf den Tisch legen müssen.

4.000 Quadratmeter Produktionsfläche will die Firma AHN Biotechnologie durch den Neubau hinzugewinnen (Foto: Architektin Petra Flagmeyer) 4.000 Quadratmeter Produktionsfläche will die Firma AHN Biotechnologie durch den Neubau hinzugewinnen (Foto: Architektin Petra Flagmeyer)


Eine beachtliche Summer aber auch eine, die man Angesichts der Entwicklung der Firma stemmen kann. 2012 gab es einen ersten Gesellschafterwechsel, berichtete sich heute AHN Geschäftsführer Torsten Buchwald. Amerikaner stiegen bei ein, man entwickelte unter anderem rauchlose Zigaretten. Lange hält die Partnerschaft nicht, 2016 steigen die Amerikaner aus und Shah Chirag ein. Buchwald und Chirag kennen sich da schon lange, seit 2003 wie sich der indische Unternehmer erinnert. Bereits 2012 war der Nordhäuser zuerst an ihn herangetreten aber da fehlten noch die nötigen Mittel. 2016 klappt der Deal doch noch und er habe die Entscheidung keine Sekunde bereut, meint Chirag. Er schätzt die Verlässlichkeit und absolute Gründlichkeit der deutschen Kollegen. Er ist selten in Deutschland, hat es über die Jahre aber schon 15 mal nach Nordhausen geschafft. Um die 130 Mitarbeiter hier müsse er sich weniger Sorgen machen als um die 1.300 in Indien, erzählt der Unternehmer.

Das Spezialgebiet der „Biotech“ Firma sind Laborgeräte und Verbrauchsmaterialien. Die reichen vom Mikroskop bis zur High-Tech Pipette. „Liquid handling“, also der Umgang mit Flüssigkeiten gehört zur Expertise der Nordhäuser. Mit den Plastikröhrchen aus dem Schulunterricht hat das wenig bis nichts zu tun, man fertigt Präzisionsinstrumente für klinische Labore, die Pharmabranche und Universitäten. Weltweit gäbe es nur wenige Länder, in denen das überhaupt möglich sei und selbst in Deutschland zählt Chirag nur „drei bis vier Player“. Hauptabnehmer sind die USA, aber in Deutschland und der europäischen Nachbarschaft liefert man aus.

Mit der Corona-Pandemie hat die Nachfrage zugenommen. Das spiegeln auch die Zahlen wieder. 2019 verzeichnete man ein Umsatzplus von 6,8 Millionen Euro, 2020 knackte man 11 Millionen und 2021 soll noch einmal deutlich besser werden. Für die Nordhäuser heißt das aber auch: es wird eng. Insgesamt 80 neue Mitarbeiter werden in der neuen Halle Platz finden, sagt Buchwald. Ein Teil der neuen Kollegen wird sich dann wie das aktuelle, vergleichsweise junge Team, aus den Absolventen der Hochschule rekrutieren.

Hochtechnologie, wirtschaftlicher Erfolg, anhaltende Investitionstätigkeit, neue Arbeitsplätze - solche Geschichten bekommt man selten zu hören, was aber nicht heißt, dass es sie nicht gibt.
Angelo Glashagel
Autor: red

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