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Der Stadtrat hat die Wahl

Gesucht sind nicht nur Nordhäuser Gewächse

Montag, 29. November 2021, 10:38 Uhr
Neben der Amtsinhaberin Jutta Krauth und ihrer Genossin aus den Reihen der SPD stellt sich am kommenden Dienstag auch Annette Merz dem Votum des Stadtrates um Nordhäuser Bürgermeisterin zu werden. Wir haben der Verwaltungsjuristin aus Niedersachsen im Vorfeld ein paar Fragen gestellt…

Annette Merz stellt sich im Stadtrat als Nordhäuser Bürgemeisterin zur Wahl (Foto: Frank Baumgart) Annette Merz stellt sich im Stadtrat als Nordhäuser Bürgemeisterin zur Wahl (Foto: Frank Baumgart)


nnz: Frau Merz, Sie haben sich für den Posten der Bürgermeisterin in Nordhausen beworben sind für die Menschen vor Ort aber eine Unbekannte. Berichten Sie uns ein wenig zu ihrer vita.

Annette Merz: Ich bin eigentlich gebürtige Hannoveranerin arbeite aber schon seit 1992 im Rechtsamt der Stadt Wolfsburg. Meine Staatsexamen habe ich in Kiel und Celle gemacht, danach habe ich eine Zeit lang in einer wirtschaftsrechtlichen Kanzlei gearbeitet bevor ich nach Wolfsburg kam. Hier kümmere ich mich vor allem um die juristische Betreuung der Stadt. Im Jahr 2015 wurde eine Zentrale Vergabestelle eingerichtet, die an den heutigen Geschäftsbereich Rats- und Rechtsangelegenheiten angebunden wurde. Es wurde eine entsprechende Abteilung eingerichtet, deren Leitung ich seit 2016 innehabe mit der dazugehörigen Personalverantwortung. Außerdem bin ich nebenamtlich Lehrbeauftragte im Niedersächsischen Studieninstitut. Das Institut hat auch eine Consulting-Stelle die Kommunen in rechtlichen Fragen berät, da bin ich auch dabei.

nnz: Das klingt nach einer ganzen Menge. Warum bewirbt man sich da auf eine Stelle im Norden Thüringens?

Merz: Ich habe schon eine Weile nach einer passenden Aufgabe in der Umgebung gesucht aber Dezernentenstellen werden nicht oft ausgeschrieben. In einem Fachblatt für Juristen bin ich dann auf die Ausschreibung zum ersten Beigeordneten gestoßen und habe mir gedacht da werden dann ja sicher nicht nur „Nordhäuser Gewächse“ gesucht. Gerade bei Dezernenten ist das nicht unüblich dass die Leute nicht aus der Region stammen und das muss ja auch nichts schädliches sein. Unter meinen Kollegen in der Wolfsburger Verwaltung gibt es viele, die keine Einheimischen sind. Ich habe schon gemerkt das dass in Nordhausen ein Thema zu sein scheint aber nein, Verbindungen zu Nordhausen habe ich eigentlich nicht. Wohl aber zu Thüringen, da meine Tochter in Jena studiert.

nnz: Welche Aufgabenfelder sehen Sie als vorrangig für die Entwicklung einer modernen Stadt?

Merz: Ich denke die Wirtschaftsförderung sollte ganz oben auf der Agenda stehen. Ohne Gewerbesteuereinnahmen kann man die schönsten Träume schlicht nicht finanzieren. Das geht jeder Kommune so. Außerdem dürfte der Tiefbau ein Thema sein, da die Straßen eher in mäßigen Zustand sein sollen aber letztendlich kommt es darauf an ob und wie die Dezernate im Rathaus neu zugeschnitten werden. Man muss sich breit aufstellen, sehen wo man hin will, wissen wo man schon ist und dann sehen was man tun kann.

nnz: Wie wollen Sie als Bürgermeisterin die Arbeit Ihrer Vorgängerin fortsetzten? Welche neuen Akzente möchten Sie mit Ihrem Wirken setzen?

Merz: Zur Arbeit von Frau Krauth kann ich nicht viel sagen. Die Kommunikation scheint mir ein Thema zu sein. Ich bin seit einigen Jahren selber in der Kommunalpolitik und ich weiß inzwischen das man da Sachen anders sieht als in der Verwaltung. Ich denke ich könnte da als Mittlerin dienen, weil ich beide Welten kenne und ein Sprachrohr finden, um besser kommunizieren zu können. Außerdem würde ich mehr Präsenz zeigen wollen, das scheint mir auch ein Problem zu sein.

nnz: Sie haben die Kommunalpolitik erwähnt. In Sassenburg wollten Sie Bürgermeisterin werden und sind gescheitert wurden aber Ortsbürgermeisterin in Westerbeck.

Merz: Ich bin 2014 über die CDU in die Politik gekommen und habe mich in Sassenburg zur Wahl gestellt und musste dabei gegen den amtierenden Hauptverwaltungsbeamten antreten. Die Sassenburger haben dann den Amtsinhaber gewählt. Ich bin da am Anfang sicher etwas blauäugig reingegangen aber das war eine interessante Erfahrung.

nnz: Im Mai hatten Sie es dann in Lehrte als Stadträtin versucht (Anm. d. Red.: entspricht in etwa dem Posten des Beigeordneten), scheiterten aber knapp und im September wurden Sie in ihrem eigenen Kommunalparlament abgewählt. Wie kommt man da dazu, es in der Fremde zu versuchen?

Merz: In Lehrte habe ich mich im Assessmentcenter als Beste behaupten können und habe mich als einzig verbliebene Kandidatin dem Stadtrat zur Wahl gestellt. Aufgrund der dortigen Mehrheitsverhältnissse ging die Wahl mit 20 zu 21 Stimmen zu meinen Ungunsten aus. Die SPD wollte mich partout nicht, wahrscheinlich wegen des CDU-Tickets. Und in unserem Ortsrat bin ich nicht mehr, das stimmt. Aber der hat nur fünf Plätze und wir haben fünf Parteien im Ort. Am Ende hat sich ein jüngerer Kollege aus der CDU durchgesetzt und das ist prima. Im Gemeinderat bin ich weiter tätig und hier stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU und Vorsitzende des Finanzausschusses. Aber ich bin auch noch nicht so alt das ich sagen müsste, „Oh Gott, ich muss da bleiben wo ich verwurzelt bin“. Ich möchte mich der Herausforderung stellen und alles noch einmal auf Links krempeln.

nnz: Frau Merz, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Angelo Glashagel
Autor: red

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