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Dr. Werner Greiner leitet seit 30 Jahren junge Philatelisten an

Ein Hobby, das sich auszahlt

Freitag, 03. Dezember 2021, 09:45 Uhr
Weil er als Zehnjähriger immer nur draußen war und Fußball spielte, schenkte ihm seine Mutter zehn Postwertzeichen und forderte ihn auf, doch mit dem Briefmarkensammeln zu beginnen. Dabei ist es bis heute geblieben und die mütterliche Empfehlung ist inzwischen über siebzig Jahre her …

Dr. Werner Greiner beim Einsortieren der neuen Marken aus Markenspenden für eine Rundsendung für die Kindergruppenmitglieder.     (Foto: privat) Dr. Werner Greiner beim Einsortieren der neuen Marken aus Markenspenden für eine Rundsendung für die Kindergruppenmitglieder. (Foto: privat)

Werner Greiner ist Briefmarkensammler und gehört damit einer Spezies an, von der viele der jüngeren Leser wahrscheinlich noch nie gehört haben. Und genau um diese jungen Menschen, die vielleicht ja doch Interesse am Briefmarkensammeln zeigen, kümmert sich der pensionierte Diplomlehrer seit nunmehr dreißig Jahren. Die Rede ist von einer Kinder- und Jugendgruppe im Nordhäuser Briefmarkenverein „Heinrich von Stephan“, dem Greiner seit Jahrzehnten schon angehört.

Bevor er die heutige Jugendgruppe anleitete erwarb der passionierte Sammler in den 1960er Jahren schon Erfahrung mit der Sammelleidenschaft junger Menschen. Seine Kollegen im Verein forderten ihn damals auf, da er nun mit seinem Studium fertig sei und als Sportlehrer arbeite, könne er eine Kinder- und Jugendgruppe leiten. Für den engagierten Sportsmann, der außerschulisch noch die Radrennfahrer der Stadt Nordhausen trainierte, war diese Herausforderung interessant und fünf Jahre lang verschrieb er sich der Aufgabe im Briefmarkenverein. Ein bisschen vielleicht auch mit einem schlechten Gewissen, gibt er zu, denn es kam eine Zeit da der junge Werner Greiner außer an Briefmarken auch an Mädchen und später an seiner Ausbildung und seinem Beruf so viel Gefallen fand, dass die Marken in seinen Alben eine längere Verschnaufpause bekamen.

Als er sich 1970 von seiner Kindergruppe verabschiedete verkündete er seinen Vereinsfreunden etwas leichtsinnig, er würde eventuell im Rentenalter wieder so eine Aufgabe übernehmen. Da hatten einige der Briefmarkensammler wohl sehr genau hingehört, denn kaum war der promovierte Doktor der Philosophie im Rentenalter, wurde er an diese seine Aussage erinnert. Weil es nicht seine Art ist zu kneifen und er zu seinem Wort steht, begann Werner Greiner vor dreißig Jahren, kurz nach der Wende, eine neue Kinder- und Jugendgruppe von angehenden Philatelisten zu gründen.

Die existiert bis heute, worauf der Leiter zu recht sehr stolz ist. „Ich bin in die Schulen gegangen und habe in den dritten und vierten Klassen gefragt, wer sich fürs Briefmarkensammeln interessiert. Da gab es immer ein paar Kinder, denen ich dann einige Marken schenkte, was die Lust zu sammeln verstärkte“, erzählt Dr. Greiner der nnz. Um neue Mitglieder zu werben schrieb er einst in der Fachzeitschrift „Philatelie“ einen Artikel mit einem Spendenaufruf, wodurch er Einsteckbücher mit diversen Marken á 20 ct zusammenstellen konnte, die er Einsteigern überreichte.

Heute sind von anfänglich 25 Aktiven noch 12 in der Gruppe, die sich physisch nur viermal im Jahr trifft, aber über Rundsendebriefe und ein weiterwanderndes Album permanent Kontakt hält. In besagtem Album befinden sich 700 Briefmarken und alle Teilnehmer können nach Belieben Marken entnehmen, wenn sie durch andere wieder ersetzt werden. Der Bestand muss nur erhalten bleiben. Mit seiner großen Erfahrung berät und animiert Greiner seine Gruppe und gibt wertvolle Empfehlungen. Denn um Werte geht es in der Philatelie allemal. Aus einem kleinen gezackten Stück Papier mit einem Motiv und Zahlenwert vorn sowie einer Klebefläche auf der Rückseite kann eine richtige Wertanlage werden. Und ganz aus der Welt gefallen ist das Hobby noch nicht, das so alt ist wie die Einrichtung dieser Wertzeichen selbst. Das beweisen Sammler weltweit, die äußerst aktiv und gut vernetzt sind.

In Nordhausen werden sich einige gar nicht mehr so jugendliche Sammler an die Zeiten in der Gruppe unter der Anleitung von Werner Greiner erinnern. Der 82-Jährige kann einige Namen aufzählen von heute gestandenen Persönlichkeiten, die seine Schule durchliefen. Natürlich gibt es auch den nach dem Generalpostdirektor des Deutschen Reichs, Organisator des deutschen Postwesens und Mitbegründer des Weltpostvereins Heinrich von Stephan benannten Briefmarkenammlerverein in Nordhausen nach wie vor. Auch hier ist der Pensionär Dr. Werner Greiner noch aktiv - wenn er nicht gerade nach seinen zwanzig Bienenvölkern sehen muss, die er über den halben Landkreis verteilt hat und äußerst schmackhaften Honig produzieren.
Olaf Schulze
Autor: osch

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