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Offener Brief aus der Nordthüringer Gastronomie

Ein Lockdown durch die Hintertür

Montag, 10. Januar 2022, 15:38 Uhr
Die Gastronomen der Landgemeinde Bleicherode sorgen sich um ihre Zukunft. Mit verschärften Zugangsregeln komme ein "Lockdown durch die Hintertür", heißt es in einem offenem Brief, den die nnz im Wortlauf veröffentlicht...
Offener Brief 09.01.2022

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Ramelow,
sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin Keller,
sehr geehrter Herr Landrat Jendricke,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Rosteka

Wir, die selbstständig,- gastronomischen Betriebe der Landgemeinde Stadt Bleicherode und der dazugehörigen erfüllenden Gemeinden wenden uns mit diesem offenen Brief als politisch Verantwortliche an Sie.

Zur Allgemeinen Situation
Mit Einführung der 2G+ Zugangsregeln in unseren Lokalen ergibt sich für uns ein weiterer Schritt in die Existenzgefahr mit unermesslichem Ausmaß. Dadurch kommt der Lockdown durch die Hintertür. In den Jahren 2020/21 waren wir bereits neun Monate von der Schließung betroffen.

Eine Komprimierung der Umsatzausfälle durch das Außer-Haus-Geschäft ist nicht realisierbar. Wir möchten auch keine „Almosen“ in Form von Überbrückungshilfen, Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld. Wir wollen verantwortungsbewusst und wirtschaftlich unsere Gäste bedienen. Unsere Branche hat seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie bewiesen, dass wir nicht zu den treibenden Kräften im Bereich des Infektionsgeschehens gehören.

Für die Kollegen ist dies nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung! Gastronomiebetriebe stellen ein hohes Kulturgut unserer Gesellschaft dar. Trotz „Kneipensterben“ und immer mehr wachsenden Druck durch behördliche Auflagen und betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten bleiben wir für unsere Gäste existent.

Zur Situation explizit vor Ort
Im Bereich der Landgemeinde wird durch den Landkreis Nordhausen zurzeit das einzige Schnelltestzentrum im Kulturhaus Bleicherode betrieben. Im selbigen, städtischen Gebäude befindet sich die Gaststätte „Bürgerhof“, die durch den Heimat- und Kulturverein e.V. betrieben wird. Dieser Verein erhält Zuschüsse in Form von freiwilligen Leistungen aus dem Haushalt der Landgemeinde im sechsstelligen Bereich. Diese Mischung aus Konkurrenzbetrieb und Testzentrum direkt vor Ort, stellt für uns bei Inkrafttreten der 2G+-Regel eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung dar. Es ist zu erwarten, dass Personen nach einer negativen Testung direkt dort Speisen und Getränke verzehren und somit weniger andere gastronomische Betriebe besuchen werden, geschweige denn eine größere Wegstrecke auf sich nehmen werden.

Wir bitten sie Herr Landrat Matthias Jendricke und Herr Bürgermeister Frank Rostek eine alternative öffentliche Einrichtung als Testzentrum zur Nutzung zu eröffnen.

Schlusswort
Wir wünschen uns von ihnen Entscheidungen mit Augenmaß und Weitblick. Wir erhoffen uns seitens der Landesregierung mehr Rückgrat wie die Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt und des Freistaat Bayern.

Wir brauchen dauerhafte Perspektiven, ohne ständiges erneutes Regelchaos und die Verwirrung unserer Gäste dadurch. Dazu gehört für uns z.B. die realitätsfremde Sperrstunde von 22 Uhr. Ungeimpfte Bürger haben Ausgangssperre und geimpfte/genesene Gäste werden damit abgestraft ihren Besuch zeitlich beschränken zu müssen.

Ohne Kunst, Kultur und die Gastronomie wird es bald sehr still und einsam für unseres gesellschaftliches Zusammenleben. Bitte geben Sie uns nicht den Todesstoß für unsere Betriebe. Wir hoffen auf positive Reaktionen und Rückmeldungen ihrerseits.

Anm d. Red.: Der Brief im Original samt Unterzeichnerliste findet sich hier
Autor: red

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