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Bürgermeisterin Alexandra Rieger im Interview

Gemeinsam Gutes auf die Beine stellen

Freitag, 14. Januar 2022, 10:23 Uhr
Am Dienstag begrüßte man Nordhausens neue Bürgermeisterin Alexandra Rieger zu ihrem ersten Arbeitstag im Amt. Inzwischen war auch die nnz zu Besuch und hat mit der Bürgermeisterin über ihren Einstand, neue Zuständigkeiten und ihre Pläne für die Zukunft gesprochen…

Bürgermeisterin Alexandra Rieger an ihrem zweiten Arbeitstag im noch recht spartanisch eingerichtetem neuen Büro (Foto: agl) Bürgermeisterin Alexandra Rieger an ihrem zweiten Arbeitstag im noch recht spartanisch eingerichtetem neuen Büro (Foto: agl)


nnz: Frau Rieger, seit Dienstag sind sie nicht nur auf dem Papier sondern auch ganz praktisch Nordhausens neue 1. Beigeordnete. Wie war ihre erster Arbeitstag?

Alexandra Rieger: Von Seiten der Mitarbeiter bin ich mit offenen Armen empfangen worden. Es gab Blumen und Präsente und das Telefon hat den ganzen Tag nicht still gestanden.

nnz: Es ist für Sie nicht der erste Job im Rathaus, hat das die Sache leichter gemacht?

Rieger: Ja, auf jeden Fall. Ich habe bis 2015 in der Stadtverwaltung gearbeitet und habe das Glück, dass ich nicht bei Null anfange und noch viele Leute kenne. Mit manchen habe ich über die Jahre Kontakt gehalten und in Nordhausen bleibt es ja auch nicht aus das man sich immer mal wieder sieht und so im Gespräch bleibt.

nnz: Damals haben Sie als Controllerin gearbeitet und waren bei der „Neuen Mitte“ für Veranstaltugnen zuständig. Für welche Bereiche werden Sie jetzt die Verantwortung tragen?

Rieger: Ich habe jetzt das Ordnungsamt, das Bau- und das Bauordnungsamt, die Stadtentwicklung und das Amt für Bildung- und Kultur unter mir. Mit meinen Amtsleitern habe ich bereits mehrere Stunden zusammengesessen und wir haben in Ruhe miteinander geredet. In letzter Zeit hat da viel online passieren müssen, aber das haben wir jetzt mit Maske in Präsenz gemacht. Wenn man sich noch nicht kennt, dann muss das einfach sein, finde ich. Ich will das die Ämter zusammenarbeiten und miteinander reden. Es gibt viele Verzahnungen zwischen den Zuständigkeiten und ich denke, wenn man miteinander und untereinander klar kommt, dann klappt das auch besser. Ich will mit den Mitarbeitern in Gemeinsamkeit etwas Gutes für die Stadt auf die Beine stellen. Wir sind nicht nur „die Verwaltung“, wir sind auch Bürger dieser Stadt und wir müssen es schaffen, dieses „Wir-Gefühl“ wieder in den Alltag zu tragen.

nnz: Sie haben bisher noch nicht viel Zeit gehabt sich einzuarbeiten. Gibt es trotzdem schon Dinge, die sie konkret angehen wollen?

Rieger: Ich sehe schon kleinere und größere Baustellen an denen man ansetzen kann und muss. Nehmen Sie die Sache mit den Fußgängerübergängen in der Rautenstraße, die vor kurzem entfernt wurden. Gerade für die älteren Anwohner, von denen es in der Rautenstraße einige gibt, waren die Überwege sehr nützlich. Nun sind sie weg und sicher gibt es da Vorgaben, an die man sich halten muss. Aber man hat meiner Erfahrung nach in solchen Dingen auch gewisse Toleranzgrenzen, die man pragmatisch im Rahmen der Möglichkeiten ausschöpfen sollte um am Ende nicht am Menschen und seinen Bedürfnissen vorbeizuplanen.

nnz: Im Bereich Bildung und Kultur sind sie gleichzeitig Amtsleiterin wie schon Jutta Krauth vor Ihnen. Was haben Sie sich hier vorgenommen?

Rieger: Die Stadt hat eine breit gefächerte Museumslandschaft die allerdings aus meiner Sicht nicht so richtig aus sich selbst heraus und an den Bürger herankommt. Ich werde jetzt erst einmal jedes Haus besuchen und dann muss man sehen, wie man da Zielgruppengenau mehr drumherum machen kann. Im Bildungsbereich wäre es gut wenn wir Schulen und Bildungsträger enger verzahnen könnten, da passiert noch zu wenig. Der Investitionsstau in den Gebäuden steht außer Frage und wenn man einmal etwas anpackt, treten oft noch andere Probleme auf, die man so vorher nicht gesehen hat. Zumindest in Sachen Digitalpakt sind wir aber meinen bisherigen Informationen zu Folge auf einem guten Weg und dabei, die angebotenen Mittel auszuschöpfen. Investiv wird man weiter auf die Außen- und Sportanlagen blicken müssen.

nnz: Die Stadt hat seit zwei Jahren kein ordentliches, großes Fest mehr feiern dürfen. Können wir dieses Jahr endlich wieder auf ein Rolandsfest hoffen?

Rieger: Es gibt zumindest Planungen. Wenn wir die jetzt nicht machen würden, dann könnte definitiv nichts stattfinden, egal wie es dann aussieht. Aber Corona ist ja leider noch nicht weg, Sicherheiten gibt es also leider keine. Davon mal ab würde ich, so es möglich ist, als erstes das Osterfest auf dem Petersberg wiederbeleben. In meiner Zeit bei der Neuen Mitte haben wir da oben schöne Veranstaltungen auf die Beine gestellt und ich glaube gerade jetzt, nach den letzten beiden Jahren, wäre ein feines, kleines Osterfest für die Stadt wie ein buchstäbliches Frühlingserwachen. Allgemein wäre es wünschenswert, wenn wir den Petersberg wieder öfter nutzen könnten. Das Lichterfest steht deswegen auch auf der Agenda. Und auch die „Parknick“-Reihe war für die einzelnen Stadtteile mal eine schöne Sache, die man beibehalten kann.

nnz: Mit der Kultur geht auch der Tourismus einher. Nordhausen tut sich da traditionell schwer. Was würden Sie ändern?

Rieger: Man muss zusehen das man das was man hat, auch adäquat und zeitgemäß an den Mann bringt. Dazu gehören zum Beispiel andere Öffnungszeiten für die Stadtinformation. Als Tourist sollte ich da eine allumfängliche Beratung erwarten können und das zu der Zeit, zu der ich in der Stadt unterwegs bin. Und wenn die Stadtinfo zu hat, muss es Möglichkeiten geben sich digital zu informieren. Das muss sich dann auch nicht nur an den Touristen von außerhalb richten. Es gibt auch Dinge, die für die Nordhäuserinnen und Nordhäuser interessant wären, die aber einfach nicht offensiv beworben werden. Ich selber wohne seit Jahren in der Stadt und werde mir jetzt mal einen Stadtrundgang vom Fach geben lassen. Solche Dinge, die nicht nur „Eintagsfliegen“ sind, sind wichtig und auch für die Bürger interessant.

nnz: Probleme wie Vandalismus und die Präsenz des Ordnungsamtes wurden in den letzten Jahren immer wieder bis in den Stadtrat getragen. Wo wollen Sie hier ansetzen?

Rieger: Die Problemlage muss ich mir erst einmal im Detail anschauen, sehen wie die Personaldecke und die Ausstattung tatsächlich sind. Es ist wichtig, das dass Ordnungsamt Präsenz zeigt, das vermittelt einen Grad an Sicherheit für die Bürger. Mir geht es da wie jedem anderen auch. Natürlich würde ich das Ordnungsamt gerne öfter sehen, auch um den Vandalismus in den Griff zu bekommen. Aber wie gesagt, das muss ich mir noch angucken.

nnz: Die Verwaltung und der Stadtrat standen sich in den letzten Monaten und Jahren nicht immer wohlgesonnen gegenüber. Man darf vermuten dass die Fraktionen nach ihrer Wahl von Ihnen erwarten, dass sie als eine Art Scharnier fungieren und die Wogen wieder etwas glätten. Haben Sie eine Idee wie man das Schiff wieder in ruhigere Gewässer kriegen kann?

Rieger: Mit den Fraktionen hatte ich schon im Vorfeld der Wahl das Gespräch gesucht und habe inzwischen wieder mit den ersten gesprochen. Ich denke man wird die Meinungen einsammeln müssen, das Für und Wider darlegen und in Ruhe klären warum und ob Sachen gehen oder eben nicht gehen. Bevor Sachen auflaufen, muss man die Kommunikation suchen und auf Arbeitsebene funktioniert das ja auch. Das gilt nicht nur für den Stadtrat sondern auch für das Verhältnis zum Landkreis. Kommunikation ist wichtig, auch in die Verwaltung hinein. Kommenden Dienstag werden wir in die Haushaltsklausur gehen. Dazu möchte ich die Ziele und Wünsche der Amtsleiter und der Fraktionen einsammeln damit wir möglichst einen Haushalt bekommen, mit dem alle leben können. Wir müssen da untereinander und mit den Fraktionen im Gespräch bleiben, immer wieder.

nnz: Abseits der reinen Arbeit waren Sie im Landratsamt auch sportlich aktiv und mit den Kollegen bei diversen Veranstaltungen unterwegs. Geht’s im Rathaus ebenso sportlich weiter?

Rieger: Na ja, die Stadtverwaltung war ja auch schon bei der einen oder anderen Aktion dabei und seit 2015 hat sich die Truppe hier noch einmal deutlich verjüngt. Was nicht heißen soll das man nicht auch Ü40 noch laufen gehen kann und sollte. Im Gegenteil. Also ja, ich will das gerne beibehalten. Mit der Sportgruppe des Landratsamtes waren wir bei Laufveranstaltungen dabei, haben beim Triathlon mitgemacht, beim Volleyball, der Harzwanderung - das waren schöne Momente, auch für die Kollegen. Man kann sich da abseits der üblichen Strukturen noch mal ganz anders kennenlernen und das kann für alle nur gut sein.

nnz: Frau Bürgermeisterin, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Angelo Glashagel
Autor: red

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