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Orgelklänge in Obersachswerfen

Was kann man aus einer Dorforgel alles herausholen?

Freitag, 13. Mai 2022, 18:19 Uhr
Ein weiteres Mal bereicherte die schwedisch-deutsche Ausnahmekünstlerin Ann-Helena Schlüter die Orgelkonzertwelt in Thüringen/Südharz. Schon im letzten Jahr gab sie ein Orgelkonzert an der aus Königsberg erworbenen Strebel-Orgel in Liebenrode...

In kirchenmusikalischer österlicher Hochzeit hat sich die Ausnahmekünstlerin Ann-Helena Schlüter an die kleine historische Orgel des Nordhäuser Orgelbauers Heinrich Deppeé mit einem Manual, selbstständigen Pedal und barocker Klanggebung in das Dörfchen Obersachswerfen einladen lassen.

In einem Orgelkonzert standen Werke von Johann Pachebel, Daniel Erich, Johann Christoph Bach, Johann Michael Bach, Johann Ludwig Krebs, Johann Caspar F. Fischer, Johann Sebastian Bach neben eigenen Werken der Organistin – »Pandemic Dance«, »Längtan« (Sehnsucht) – auf dem Programm.

Aus mehreren Bundesländern reisten die Konzertgäste in das ehemalige Grenzdörfchen und füllten die Kirche. Die Obersachswerfer zeigten manch Ankommenden bereitwillig den Weg, da die Kirche ohne Turm nicht leicht zu finden ist.

Ann-Helena-Schlueter (Foto: Marco Dittrich) Ann-Helena-Schlueter (Foto: Marco Dittrich) Gefühlt spielt die Künstlerin, die zudem noch komponiert, dichtet, malt, lehrt und vieles mehr, an jedem Tag an einer anderen Orgel. Auf ihrer Website ist ihre rege Konzerttätigkeit, und diese im ständigen Wechsel zwischen der Königin der Instrumente und »ihrer ersten Liebe«, dem Konzertflügel, nachlesbar.
Sicher zählt Ann-Helena Schlüter inzwischen zu den besten Orgelkennern Deutschlands. Sie dringt damit stark in eine Männerdomäne vor. Ann-Helena Schlüter lässt es sich nicht nehmen, neben der Konzertorgel auch gleich die Orgeln in der Nachbarschaft zu besuchen. Sie ist vorbehaltlos und offen, die Seelen dieser Instrumente, die oft jahrhundertlang die Höhen- und Tiefpunkte der Menschen vor Ort begleiteten, mit viel Gefühl und Wissen zu ergründen und sie charmant zu Gehör zu bringen. Dazu gehört sowohl das Einlassen auf den Raum als auch auf das Instrument.

»Was die Frau aus dieser kleinen Dorforgel herausholt?«, staunten viele Zuhörer. Für diesen Hörgenuss waren die Obersachswerfer bereit, Frau Schlüter im kurzen Zeitrahmen sämtliche Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu zeigen.
Zwischen den Orgelstücken hörte man nur die klackenden Registerzüge. Die Zugaben folgten gleich hintenan. Danach lang anhaltender Beifall eines begeisterten Publikums.

Mit Blumen für die Künstlerin und dem ökumenischen Friedensgebet von Sr. Mary Grace Sawe endete das Orgelkonzert in der St. Marien Kirche. Vor der Kirche in der Abendsonne gab es noch Sekt und Schnittchen, interessante Gespräche – auch mit der Künstlerin, auf Augenhöhe.

Vielleicht kommt Ann-Helena Schlüter einmal wieder in den Südharz, ein paar Orgeln warten noch auf ein Kennenlernen mit ihr und auf ihren großen Auftritt!
Autor: red

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