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VdK warnt vor Lücke in der Gesundheitsversorgung:

Schulgeldfreiheit für angehende Therapeuten ausgesetzt

Freitag, 20. Mai 2022, 09:37 Uhr
In Thüringen müssen Auszubildende in Gesundheitsfachberufen an Schulen in freier Trägerschaft künftig wieder selbst das Schulgeld bestreiten. Erst zum August 2021 war die Kostenübernahme durch das Land eingeführt worden...

Wegen des vom Landtag verhängten Sparkurses fehlten nun finanzielle Mittel, die Schulgeldfreiheit als freiwillige Leistung werde daher im laufenden Haushaltsjahr ausgesetzt, teilte das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport den Medien mit. „In vielen Gesundheitsberufen herrscht bereits jetzt ein dramatischer Mangel an Fachkräften“, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann. „Angesichts der aktuell schon gravierenden Versorgungslücke im Therapiebereich ist die Streichung der kostenfreien Ausbildung schlicht kontraproduktiv.“

Nach Angaben der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Schulträger in Thüringen (LAG) besuchen im Freistaat 60 Prozent der Auszubildenden in einem Gesundheitsfachberuf eine freie Schule, etwa 1000 Berufsschülerinnen und -schüler sind demnach von der Änderung betroffen. „Der Wegfall der hohen Ausbildungskosten, die viele Schulabgänger auf der Suche nach einer Lehrstelle abgeschreckt haben, ist eine sinnvolle und wirksame Maßnahme, um diese Berufe für junge Leute wieder attraktiv zu machen“, sagt der VdK- Landesvorsitzende. „In Hessen ist in diesem Sinne im August 2020 ein Gesetz zur Abschaffung des Schulgeldes in den Gesundheitsfachberufen in Kraft getreten. Eine vergleichbare gesetzliche Regelung fordern wir auch in Thüringen“, sagt Paul Weimann.
Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Diätassistenten und Podologen bilden eine tragende Säule des Gesundheitswesens: Die Behandlung dort ist nicht nur als Anschlussheilbehandlung unverzichtbar, sondern kann Patientinnen und Patienten vor Erwerbsunfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit bewahren. „Dies ist vor allem in Hinblick auf die Lebensqualität und gleichberechtigte Teilhabe von älteren Menschen sowie Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen von enormer Bedeutung“, betont Paul Weimann.

Dies allein reiche aber nicht aus: „Wir setzen uns außerdem für eine angemessene Bezahlung in den Gesundheitsberufen ein sowie für Zuschüsse zu den vielen Fortbildungen, an denen Therapeuten, Logopäden und Diätassistenten regelmäßig und auf eigene Kosten teilnehmen müssen“, sagt der VdK-Landesvorsitzende. „An dieser wichtigen Stütze unseres Gesundheitssystems darf nicht länger gespart werden.“
Autor: red

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