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Energieversorgung Nordhausen zur Versorgungssicherheit

Was bedeutet der "Gas-Alarm" für Nordhausen?

Freitag, 24. Juni 2022, 10:09 Uhr
In Berlin wurde gestern die zweite Stufe des "Notfallplans Gas" ausgerufen. Die Preise für Erdgas könnten Medienberichten zu Folge um das drei- bis vierfache steigen. Für die Kunden des größten Nordhäuser Energieversorgers wird sich erst einmal nichts ändern, aber auch die EVN rät dazu, jetzt Energie zu sparen...

EVN Chefin Jana Zöller gibt vorerst Entwarnung für die EVN-Kunden (Foto: oas) EVN Chefin Jana Zöller gibt vorerst Entwarnung für die EVN-Kunden (Foto: oas)


Wirtschaftsminister Habeck hat gestern die zweite Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Zwar sei die Versorgungslage im Land weiter gewährleistet, auf große und kleine Verbraucher können nun aber teils drastische Preissteigerungen zukommen. Ziel sei es, den Verbrauch jetzt aus Gründen der Vorsorge zu reduzieren. Sollte die Gaszufuhr aus Russland weiter verringert werden oder völlig zum erliegen kommen, müssen die Speicher vor dem Winter gefüllt werden.

Entwarnung für Nordhausen
In Nordhausen kann die kommunale Energieversorgung für den Moment Entwarnung geben, obwohl rund 74 Prozent des Nordhäuser Energiemixes aus Erdgas besteht. "Für unsere Kunden ändert sich allein mit der Ausrufung der Alarmstufe durch das Bundeswirtschaftsministerium erst einmal nichts. Auch in der sogenannten Alarmstufe kümmern sich die Gasnetzbetreiber, das ist in unserem Fall die Nordhausen Netz GmbH und die Gashändler, das ist Aufgabe der Energieversorgung Nordhausen, in Eigenregie um die Aufrechterhaltung einer stabilen Gasversorgung.", erklärt EVN-Geschäftsführerin Jana Zöller.



Während davon auszugehen sei, dass die Preise an den Gashandelsplätzen jetzt steigen, werde es für die Kunden der EVN zunächst keine Preiserhöhungen geben. Da man eine eine langfristige Beschaffungsstrategie verfolge und das Gas nicht wie andere Anbieter kurzfristig am "Spot Markt" einkaufe, sei man jetzt in der Lage, relativ günstige Preise zu halten, so Zöller. "Wir schließen unsere Verträge bis zu zwei Jahre im Voraus. Wenn das Gas günstig ist, sind "Billig-Anbieter" die direkt am Markt kaufen im Vorteil, in der jetzigen Lage zahlt sich unsere langfristige Strategie aus".

Auch Kleinvieh macht Mist
Jede Kilowattstunde Gas, die man jetzt im Sommer einspare, trage dazu bei, dass mehr Gas einspeichert werden kann und man dadurch besser durch den Winter kommen können. Daher sei jeder Gasverbraucher gehalten, so viel Energie wie möglich einzusparen, meint Zöller. Dies gelte für Privathaushalte ebenso wie für die Industrie als größtem Erdgasverbraucher.

Effektive Sparmethoden seien oft kleine Dinge im Alltag wie das Senken der Raumtemperatur oder die Dauer des (warmen) Duschens. "Das sind mitunter ganz banals Sachen, wie das Licht auszumachen, wenn man den Raum verlässt, elektrische Geräte nicht unnötig laufen zu lassen oder eben kürzer oder kalt zu duschen, um den Warmwasserverbrauch zu senken. Das klingt erst einmal banal, aber wenn es alle machen hat das einen Effekt.", erklärt die EVN-Chefin. Noch mehr und vor allem nachhaltig Energie sparen könnten Hausbesitzer durch eine energetische Gebäudesanierung, um die Energieeffizienz des Gebäudes zu erhöhen, was aber zugegebenermaßen einen weitaus größeren, langwierigen und komplizierteren Schritt darstellen würde.

Notfallpläne
Bei einer ernsten "Gasmangellage", also der nächsten Eskalationsstufe des Notfallplans, würden auch die besten Verträge nichts mehr nützen, da die Zuteilung der Gasvorräte dann nicht mehr in der Hand der Versorger liegen würde.

Das Energiesicherungsgesetz enthält ein außerordentliches gesetzliches Preisanpassungsrecht. Die Anwendung des Preisanpassungsrechts setzt voraus, dass sowohl das Bundeswirtschaftsministerium die Alarmstufe ausruft als auch die Bundesnetzagentur eine Gasmangellage feststellt, erklärt die EVN. Letzteres ist bisher nicht erfolgt, sodass das Recht zur Preiserhöhung bisher nicht anwendbar ist.

Als zuständiger Gasnetzbetreiber der Stadt Nordhausen, habe man bereits vor Wochen von den regionalen Industrie- und Gewerbekunden, die nicht zu den geschützten Kundinnen und Kunden zählen, Informationen erhoben, auf deren Grundlage im Notfall über eine Verbrauchsreduzierung oder Abschaltung entschieden werden könnte, die im besten Fall vereinbar mit den Arbeits- und Produktionsprozessen der Unternehmens sind, heißt es von Seiten der EVN weiter.

Man könne derzeit noch nicht abschätzen, wie lange die Versorgung ohne größere Eingriffe nahezu im Normalzustand weiterlaufen kann. In jedem Fall seien Haushaltkunden und Einrichtungen, wie beispielsweise Krankenhäuser, durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt.

"Im Fall einer Versorgungskrise, im Sinne der Notfallstufe, geht es laut Gesetz darum, den lebenswichtigen Bedarf an Energie zu sichern. Der Bundesnetzagentur oder den zuständigen Landesbehörden wird dann die Aufgabe des sogenannten "Lastverteilers" übertragen. Sollte dieses Szenario eintreten, wird die EVN gewohnt verlässlich ihren Teil der Verantwortung übernehmen, um die gesamtstaatliche Herausforderung zu meistern. Auch für unser Versorgungsgebiet gilt, dass die Versorgungssicherheit derzeit gewährleistet ist.", versichert EVN-Chefin Zöller.

Erdgasanteil soll verringert werden
Im aktuellen Jahr beträgt der Energiemix der EVN im Gas: 74% Erdgas und 26% Biomethan. "Im Jahr 2023 steigern wir den Biomethananteil auf 40 Prozent. Der Erdgasanteil liegt dann bei 60 Prozent.", so Zöller. Das Erdgas wird an Haushalts- und Gewerbekunden, die Industrie und ie Wohnungswirtschaft geliefert. Weiterhin wird das Erdgas gemeinsam mit dem Biomethan zum Betreiben der Blockheizkraftwerke zur Fernwärme- und Stromerzeugung eingespeist.
Autor: red

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