nnz-online
Umleitungschaos im Landkreis:

Wird Hörningen ganz abgeriegelt?

Freitag, 16. September 2022, 18:30 Uhr
Es wohnen wohl nur knapp 300 Menschen in Hörningen, einem Ortsteil von Nordhausen, der mit seinen Klippen einen der schönsten Aussichtspunkte der Umgebung sein eigen nennen darf. Allein, zu dieser Sehenswürdigkeit zu gelangen ist momentan ein Kunststück …

Hier nimmt das Chaos seinen Anfang (Foto: privat) Hier nimmt das Chaos seinen Anfang (Foto: privat)

Die Hörninger befürchten derzeit, dass sie bis Ende Oktober von der Außenwelt abgeschnitten werden könnten. Sollte aus irgendeinem Grund die Ausfahrt in Richtung der Kreisstraße 23 in Richtung Woffleben und Gudersleben versperrt sein, gibt es kein Entrinnen mehr aus dem kleinen Dorf. Denn außer der Baustelle in Richtung Herreden, die Ende Oktober abgeschlossen werden soll, ist nun auch die Durchfahrt durch Mauderode bis Ende des Jahres wegen Rohrverlegungen des Gewässerzweckverbandes unmöglich.

Abgesehen von der Tatsache, dass die Hörninger nun anstatt sieben Minuten Fahrzeit bis zur Autobahn eine Dreiviertelstunde einplanen müssen, (über Woffleben, Niedersachswerfen und durch Nordhausen mit dem Rückstau an der gesperrten Grimmelallee) stellt sich auch die Frage, wie beispielsweise die Feuerwehr in Notfällen den Ort erreicht. Werthers Bürgermeister Manfred Handke, seit letztem Jahr im Amt, verweist auf eine langfristige Planung für die Verlegungsarbeiten in Mauderode. „Das ist schon vor meiner Amtszeit beschlossen worden“, sagt er der nnz am Telefon, „und mit der Unteren Verkehrsbehörde des Landkreises abgestimmt.“

Diese ist auch für die Bauarbeiten in Herreden zuständig und wir wollten wissen, wie einzelne Orte bei der Planung der Baustellen und Umleitungsstrecken berücksichtigt werden. Wie kann es sein, dass während der Bauarbeiten zwischen Herreden und Hörningen gleichzeitig Mauderode für den Durchgangsverkehr gesperrt wird, was zu erheblichen Belastungen für Hörninger Autofahrer führt?

Wir wollten von der Unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt wissen, wer für die Planung der Baustellenverläufe auf Kreisstraßen zuständig ist und erfuhren, dass Straßenbauvorhaben von den verschiedenen Straßenbaulastträgern (Land, Kreis oder Kommune) oder anderen Versorgungsträgern öffentlicher Belange (z.B. Wasserverband, Abwasserzweckverband, Telekom o.ä.) geplant und beantragt werden. Hierbei, so teilte uns die Behörde mit, kann es dazu kommen, dass sich Baumaßnahmen überschneiden. „Dies ist in einzelnen Fällen nicht vermeidbar (z.B. Havarien, Bereitstellung von Fördermitteln). Der Landkreis ist für die Kreisstraßen zuständig, das Land Thüringen für die Landes- und Bundesstraßen“, heißt es weiter.

Hier ist Mauderode noch nicht als gesperrt gekennzeichnet (Foto: privat) Hier ist Mauderode noch nicht als gesperrt gekennzeichnet (Foto: privat)

Wie aber werden dabei die Umleitungsstrecken für einzelne Orte berücksichtigt, war unsere nächste Frage. Grundsätzlich, so die Antwort, fänden Beratungen zu Baumaßnahmen und die Koordinierungen dieser sowie der Umleitungen in Form von Arbeitsgruppen statt, in die Vertreter der Stadt Nordhausen, des Landkreises, der Polizei und der für den öffentlichen Nahverkehr zuständigen Verkehrsbetriebe involviert seien.

Hauptkritikpunkt der Hörninger war, dass während der Bauarbeiten zwischen Herreden und Hörningen gleichzeitig Mauderode für den Durchgangsverkehr gesperrt wird, was zu erheblichen Belastungen für Hörninger Autofahrer führt. Wie kann das sein?

Wenige Kilometern nach der Kreuzung auf dem oberen Bild ist die Reise zu Ende und es heißt umkehren (Foto: privat) Wenige Kilometern nach der Kreuzung auf dem oberen Bild ist die Reise zu Ende und es heißt umkehren (Foto: privat)

Hierfür gibt es aus Sicht der Verkehrsbehörde einen triftigen Grund: Materialmangel am Bau. Im Wortlaut heißt es im Antwortschreiben dazu: „Die Vollsperrung zwischen Herreden und Hörningen war für einen kürzeren Zeitraum geplant, die Baumaßnahme verlängerte sich aber aufgrund von Materialengpässen um einen weiteren Monat.“ Davon habe der Landkreis erst in der 37. KW (also am zurückliegenden Montag) erfahren. Gleichzeitig erfolgte planmäßig der Baubeginn für die Baumaßnahme in Mauderode (siehe oben). Daraufhin wurde das Umleitungskonzept für beide Maßnahmen entsprechend angepasst, was zur Einkesselung Hörningens führte.

Und was passiert im Falle einer notwendig werdenden Gefahrenabwendung, bspw. einer Feuerwehranfahrt derzeit in Hörningen? Die Untere Verkehrsbehörde teilt dazu mit: „Bei Vollsperrungen werden immer die Kommune (örtlicher Brandschutz) und die Leitstelle (überörtlicher Brandschutz) mit dem dazugehörigen Verkehrszeichen- bzw. Umleitungsplan informiert, so dass entsprechend der Sachlage im Fall der Fälle entsprechend alarmiert werden kann.“

Bleibt zu hoffen, dass wenigstens dieser Kelch an den Hörningern vorüber gehen möge und die Straße nach Gudersleben bis Ende Oktober durchhält. Verständlich ist der Ärger in dem kleinen Ortsteil aber durchaus.
Olaf Schulze

P.S.: Der Redaktion liegt eine umfangreiche Fotodokumentation der Beschilderung vor, die aber hier nicht komplett wiedergegeben werden kann. Nur so viel: wir sehen da auch nicht mehr durch!
Autor: osch

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de