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Demonstration in Nordhausen füllt Rauten- und Bahnhofstraße

Protest ist auf der Straße angekommen

Montag, 26. September 2022, 20:10 Uhr
Wie ein gigantischer Lindwurm zog sich heute Abend ein lang gestreckter Zug aus Menschen vom Nordhäuser Rathaus bis hinab zum Bahnhof. Der einstige Spaziergang gegen Corona-Maßnahmen hat sich gewandelt zu einem Protestmarsch gegen die Bundesregierung …

Die gesamte Rautenstraße bis fast zum Bahnhof hinunter verlief der Demonstrationszug heute Abend (Foto: oas) Die gesamte Rautenstraße bis fast zum Bahnhof hinunter verlief der Demonstrationszug heute Abend (Foto: oas)

Bis weit nach 18 Uhr strömten am frühen Abend die Menschen auf den Nordhäuser Rathausplatz, wo ein Sprecher per Megafon gegen 18.15 Uhr den Beginn der Veranstaltung bekannt gab und unter dem Applaus der Menge die Protestthemen ansprach: Energieversorgung sichern und Nordstream 2 öffnen, die Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen und die unkontrollierte Massenmigration in die Sozialsysteme stoppen.

Nicht einige vereinzelte Transparente wie noch vor einigen Wochen, sondern massenhaft Schilder und Umhängeplakate wurden im Demonstrationszug mitgeführt, viele Deutschlandfahnen waren zu sehen und auch einige in den Trikolore-Farben der Russischen Föderation. Von den weit über 1.000 Teilnehmern ging auch niemand mehr auf dem Fußweg; inzwischen ist der Protest direkt auf der Straße (Fahrbahn) angekommen und er wird immer lauter. Trommeln, Sirenen, Trillerpfeifen und immer wieder aufbrandende Sprechchöre wie „Bürger lasst das Glotzen sein, reiht euch auf der Straße ein“ bestimmten die Szenerie akustisch. Die ersten Flyer mit politischen Forderungen machten die Runde, immer wieder wurde „Widerstand“ aus den Reihen der Protestierer skandiert. „Wir sind eine Bürgerbewegung“, hieß es auf die Frage, ob es Spaziergang oder Demonstration sei.

Die Stimmung war gelöst und friedlich, die Leute machten sich gegenseitig Mut und freuten sich über die vielen Teilnehmer. Ihre Forderungen reichten heute vom Verzicht auf die Gasumlage über den Weiterbetrieb der AKWs bis dahin, die Befugnisse de Staates im Infektionsschutzgesetz wieder einzuschränken oder eine härtere Strafverfolgung bei Kindesmissbrauch durchzusetzen. Was aber alle einte, mit denen wir sprachen, ist die Forderung, endlich in der Ukraine den Krieg zu beenden und die Waffenlieferungen einzustellen.

Wie immer sicherte die Nordhäuser Polizei den Zug durch die Innenstadt ab, sperrte Kreuzungen und begleitete die Demonstration diskret und zurückhaltend. Schon am nächsten Montag, dem Feiertag zur 1989 auf den Straßen Ostdeutschlands erkämpften deutschen Einheit, soll die nächste „Bürgerbewegung“ durch die Rolandstadt stattfinden. Nach dem Marsch entlang der bekannten Route wird es dann eine abschließende Zusammenkunft auf dem A.-Bebel-Platz geben, war aus gut informierten Kreisen zu vernehmen.

Für die letzte Woche wurde heute übrigens die Anzahl von anhand der Videoaufnahmen abgezählten 1053 Teilnehmer verkündet. Wie viele es heute Abend genau waren, werden wir Ihnen hier in der nnz in den nächsten Tagen noch nachreichen. Schätzungen gingen von etwa 1.250 Teilnehmern aus.

Update: Wie die nnz erfahren hat, geht man bei der Polizei von rund 1.100 Teilnehmern aus.
Olaf Schulze
Autor: osch

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