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Das Buchstaben-Problem

Freitag, 03. Februar 2023, 17:30 Uhr
Jens Bauersfeld, einer der beiden Geschäftsführer der Agrarproduktion Zorgeland GmbH in Windehausen, versteht ein wenig die Welt nicht mehr. Genauer geschrieben: die Welt der Buchstaben...


Es können gut und gerne 15 Jahre sein, da an den Kennzeichen der Firmenfahrzeuge des Windehäuser Unternehmens ein "Z" prangt. Er selbst bevorzugt an seinem Dienstauto eine einfach zu merkende Zahlenkombination und natürlich das Z, nach dem "NDH-".

Wenn jedoch in nicht allzu ferner Zeit das Leasingangebot auslaufen sollte, dann ist es vermutlich mit dem Z vorbei. Der Grund: die für die Vergabe von Kennzeichen zuständige Abteilung des Nordhäuser Landratsamtes vergibt kein Z mehr. Dazu Behördensprecherin Jessica Piper: "Ähnlich wie andere Zulassungsstellen vergibt auch die Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises Nordhausen seit vergangenem Frühjahr vorübergehend keine Autokennzeichen allein mit dem Einzelbuchstaben "Z". Bestehende Zulassungen sind von der Regelung ausgenommen. Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine. Das "Z" ist zum Symbol des russischen Angriffskriegs geworden, es wird als Zeichen der Unterstützung Putins und des Kriegs verwendet und steht auf zahlreichen russischen Panzern und Militärfahrzeugen."

Viel Verständnis bringt Jens Bauersfeld dafür nicht auf, obwohl er diesen Krieg mitten in Europa nicht gutheißt. "Wenn auf unseren Fahrzeugen ein weißes Z an den Türen zusätzlich aufgemalt wäre, dann hätte das schon einen Zusammenhang mit den Russen hergestellt. Aber indirekt zu unterstellen, dass all diejenigen Putin-Sympathisanten wären, die ein Z im Kennzeichen hätten, das ist dann doch schon weit hergeholt".

Allerdings keimt ja vielleicht am Verbotshimmel eine kleine Hoffnung auf, denn es wird in der Zulassungsstelle in der Behringstraße ganz genau der Kriegsverlauf verfolgt und die Behörde lässt mitteilen: "Diese Regelung gilt wie beschrieben vorübergehend und wird in Abhängigkeit der Entwicklungen in der Ukraine eventuell angepasst oder aufgehoben."

Also heißt es jetzt: Daumendrücken für die Ukraine, damit die indirekt nicht nur für das Überleben der Demokratie in Europa, sondern auch für das Z im Kennzeichen des Landkreises Nordhausen kämpft. Speziell natürlich für die Zorgeland GmbH in Windehausen.

Jens Bauersfeld nimmt das alles eher gelassen hin. Der unternehmerische Bauer muss sich um andere, weitaus wichtigere Dinge des bäuerlichen Alltags kümmern. Denn bislang - so wird es aus der Behringstraße mitgeteilt - ist das Unternehmen wie alle anderen tausenden Kraftfahrer auf das Wohlwollen der Behörde angewiesen. Denn: "Grundsätzlich ist festzustellen, dass es keinen Rechtsanspruch auf ein bestimmtes Kennzeichen oder Kombination, also bevorzugte Buchstaben- und Ziffernabfolge, gibt. Es handelt sich vielmehr um eine Serviceleistung der zuständigen Zulassungsbehörde. Die gängige Verwaltungspraxis, die Reservierung bestimmter Kombinationen zu beschränken, um einen Missbrauch durch Reservierung und anschließenden Handel mit attraktiven Kennzeichen vorzubeugen oder die Verfügbarkeit von bestimmten Buchstaben oder Zahlen einzuschränken oder auszuschließen, ist mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz vereinbar."

Womit wir über das Z beim Grundgesetz oder irgendeiner UN-Charta angekommen wären. Allerdings, das Ausschließen eines deutschen Buchstabens aus dem deutschen Kennzeichen-Alphabets, das ist schon eine "ulkige" Angelegenheit, um es sanft auszudrücken. Zu verantworten hat das der Landrat oder gab es dazu einen Beschluss des Kreistages oder des Kreisausschusses in nichtöffentlicher Sitzung?

Sieht man sich den Kriegsverlauf in der Ukraine über einen längeren Zeitraum an, dann muss man konstatieren, dass die "Z-Entfernung" im Landkreis Nordhausen die Russen nicht sonderlich beeindruckt hat.

Das mit dem Frontverlauf könnte nun wiederum an den bockigen Sachsen liegen, die ja mehrheitlich gegen die Lieferung von schweren Waffen für die Ukraine sind. Denn die lassen es immer noch zu, dass die Fahrzeuge, die in Zwickau zugelassen werden, das Z sogar als ersten Buchstaben tragen. Na ja, die Sachsen eben...
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

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