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Energiemarathon durch Nordhausen

Mittwoch, 27. Juli 2011, 16:37 Uhr
Die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) machte heute im Rahmen ihrer „Energietour“ einen Abstecher nach Nordhausen. Neben der SINOI GmbH, der Fachhochschule und der FUGRO-HGN GmbH stand ein Besuch des Kiesteiches an.


Das Programm der sogenannten Energietour von Christine Lieberknecht ist schon beachtlich. Insgesamt besichtigt sie bis zum Freitag 50 Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die sich der regenerativen Energie verschrieben haben. Hintergrund ihrer Reise sei, „dass Deutschland einen Sonderweg in der Energieplanung geht. Wir müssen daher auch in Thüringen nach neuen Ideen im erneuerbaren Bereich suchen.“

Dieser Energiemarathon führte sie heute in den Südharz. Ein straffes Programm deckte die Besichtung von zwei Unternehmen, der Fachhochschule und einer Photovoltaik-Anlage auf dem Kiesteich ab. Startpunkt war am Morgen die SINOI GmbH am Rand von Niedersachswerfen. Die Firma hat sich auf die Produktion von Rotorblättern für Windkraftanlagen spezialisiert.

Energietour (Foto: Tobias Wendehost) Energietour (Foto: Tobias Wendehost)

„Wir sind zwar ein Tochterunternehmen der CNBM aus China, agieren an diesem Standort aber völlig unabhängig“, so der Technische Leiter Niels Ludwig. Hinter dem Kürzel CNBM steht die China National Building Material Group, deren Arbeitsbereich neben dem Bau von Windkrafträdern auch die Herstellung von Baumaterialien ist.

Innerhalb weniger Jahre konnte die Firma ihre Produktion in Niedersachswerfen erheblich steigern. Dank des Booms am Energiemarkt sind die Prognosen für Niels Ludwig daher auch vielversprechend. „Wir erwarten für das Jahr 2011 bereits eine Produktion von 7.500 Rotorblättern.“

Während einer kleinen Führung über das Werksgelände, konnte sich die angereiste Gruppe, zu der auch Mitglieder der CDU Landtagsfraktion gehörten, von den Dimensionen eines Rotors überzeugen. Ein Rotorblatt besitzt eine Spanne von 50,3 m, was für die gesamte Anlage eine Weite von 103 m und einen Ertrag von 2,5 MW bedeutet.

Nach diesem Einblick führte die zweite Station der Tour an die Fachhochschule. Deren zentrale Forschungsfelder beschäftigen sich mit regenerativen Energietechnologien sowie der Umwelt und Recyclingtechnik. Bereits zur Begrüßung verwies Hochschulpräsident Prof. Dr. Jörg Wagner stolz auf die Innovationsfähigkeiten der Einrichtung. „Wir sind eine exzellente Hochschule, die in Deutschland mit den Studiengängen der Regenerativen Energietechnik sowie der Umwelt- und Recyclingtechnik wahre Pionierarbeit leistet.“

Energietour (Foto: Tobias Wendehost) Energietour (Foto: Tobias Wendehost)

Im Tandem mit Prof. Dr. Volker Wesselak präsentiert er dabei einige Neuheiten aus den jeweiligen Forschungsgebieten. Im Beisein der Ministerpräsidentin wurde etwa das Projekt „Leichtstofftechnik“ im August-Kramer-Institut gestartet. Als Kooperationspartner der Firma Schulz und Berger aus Altenburg, erforscht die Fachhochschule die Verbesserung von Mülltrennungsprozessen. Nebenher demonstrierten die Gastgeber Methoden zur Verbesserung von Photovoltaikzellen und der effizienteren Nutzung von Wärmespeichern.

Energietour (Foto: Tobias Wendehost) Energietour (Foto: Tobias Wendehost)

Die beiden letzten Stationen der Stippvisite waren schließlich bei der FUGRO-HGN GmbH und einem Solarprojekt auf dem Kiesteich anberaumt. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Strategien in den Bereichen Wasserwirtschaft, Bodennutzung und Umweltverträglichkeit spezialisiert.

An 13 deutschen Standorten konzipiert FUGRO eine ganze Bandbreite von Beratungsobjekten. Neben dem Hochwasserschutz und wasserbaulichen Studien, berät die Firma seine Kunden auch beim Abfallmanagement oder in der Raum- und Landschaftsplanung. Ein besonderes Projekt war dann auch das letzte Ziel der Nordhäuser Energietour.

„Wir gehen mit unserem Pilotprojekt einer Photovoltaik-Anlage auf dem Wasser völlig neue Wege bei der Energieerzeugung. Der Wirkungsgrad lässt sich durch diese Variante erheblich erhöhen“, erläuterte Dr. Volker Ermisch die Idee hinter der Pilotanlage. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, lässt sich am Kiesteich beobachten.

Auf einem kleinem Ponton stehen mehrer Module schräg aufgereiht und liefern bereits in dieser geringen Größe Strom für einen Einfamilienhaushalt. Dabei befindet sich das Projekt allerdings in einer Grauzone, da derartige Projekte nicht im Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) verankert sind. Damit sich dies ändert, warben die beteiligten Firmen bei Christine Lieberknecht um eine Anpassung der Gesetzeslage.

Der Tag bot einige interessante Anreize und Einblicke in das Energiegeschehen im Landkreis. Doch muss am Ende kritisch hinterfragt werden, welchen konkreten Nutzen die Unternehmen und Forschungseinrichtungen vom Besuch der Ministerpräsidentin haben? Mit dem Verweis auf die Energiepolitik in Deutschland, begründet Christine Lieberknecht ihre Reise. Ob etwa die Fachhochschule mehr Fördergelder erhält, darf dann aber bezweifelt werden. Es bleibt also abzuwarten, ob die Thüringer Landesregierung verstärkt in den Bereich der erneuerbaren Energien investiert und ob die besuchten Forschungseinrichtungen davon auch profitieren.
Tobias Wendehost
Autor: tw

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