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Di, 15:30 Uhr
19.07.2016
Domstraße 12 übergeben

Es wird Leben einziehen

Es ist das älteste Wohnhaus Nordhausens und lange sah es so aus, als würde es wie so viele andere alten Gebäude zerfallen. Heute wurde die Sanierung des Hauses Domstraße 12 mitsamt ihrer Bohlenstube offiziell abgeschlossen und an die Gästeführergilde übergeben...

Das älteste Wohnhaus Nordhausens erstrahlt in neuem Glanz - die Domstraße 12  (Foto: Angelo Glashagel) Das älteste Wohnhaus Nordhausens erstrahlt in neuem Glanz - die Domstraße 12 (Foto: Angelo Glashagel)

Neues Leben in einem 700 Jahre alten Gemäuer - unter den Augen zahlreicher neugieriger Besucher, Nachbarn und Partner übergab heute Vormittag die Geschäftsführerin der städtischen Wohnungsbausgesellschaft SWG, Inge Klaan, zusammen mit Oberbürgermeister Zeh den Schlüssel zum Gebäudekomplex Domstraße 12 an die Nordhäuser Stadt- und Gästeführergilde.

Das Vorhaben Sanierung Domstraße 12 habe die Stadt schon seit der Wende 1989/90 begleitet, sagte Inge Klaan. Einige private Investoren hätten sich an der anspruchsvollen Aufgabe versucht und seien gescheitert, 26 Jahre und 680.000 Euro später ist es nun unter der Ägide der SWG gelungen. "Es wird wieder Leben einziehen", freute sich Klaan.

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Wie umfangreich das Unterfangen sein würde, dass war den Planern zu Beginn nicht klar. Sicher, man wusste das dass Haus alt war, dass der Denkmalschutz bedacht werden wollte. Niemand aber wusste, was sich hinter dem Putz der Jahrhunderte verbergen sollte. Das Holz des ältesten Balkens des Hauses wurde im Jahr 1303 geschlagen, dendrochronologische Untersuchungen mache eine derart genaue Angabe heute möglich. Damit gehört die Domstraße 12 zu den ältesten Wohnhäusern in Thüringen.

Die uralten Bauteile waren aber nicht die einzige Überraschung, über dem steinernen Torweg fand sich eine alte Bohlenstube. Und das in erstaunlich gutem Zustand, für den Kunsthistoriker Frank Höch, der die Gesamtuntersuchung des Gebäudes leitete, eine kleine Sensation. "Von außen war wirklich nichts zu sehen und auch in der älteren Literatur findet sich kein Sterbenswörtchen", erklärte Höch den Besuchern. Die "gute Stube" wird einmal der repräsentativste Raum des Gebäudeensembles gewesen sein, wahrscheinlich wohnten hier hohe Würdenträger des Domstiftes und empfingen ihre Gäste in dem behaglich geheizten Raum. Auch die Größe der Fenster ist ungewöhnlich, erzählte der Kunsthistoriker, schon von außen müsse den Menschen klar gewesen sein, dass es sich hier um einen wichtigen Ort handelte, "das Haus wird mit seiner Bohlenstube in der Stadt berühmt gewesen sein", so Wissenschaftler Höch.

SWG Chefin Inge Klaan übergab den Schlüssel an die Winfried Wehrhahn von der Stadt- und Gästeführergilde (Foto: Angelo Glashagel) SWG Chefin Inge Klaan übergab den Schlüssel an die Winfried Wehrhahn von der Stadt- und Gästeführergilde (Foto: Angelo Glashagel)

Heute ist es nicht mehr ganz so behaglich wie ehedem - der hintere Gebäudeteil, der zu dem landwirtschaftlich intensiv genutzten Hof weist, ist über die Jahrhunderte um fast 20 cm abgesunken, betritt man die Bohlenstube spürt man die Schieflage deutlich. Im 21. Jahrhundert hätte man auch dafür eine Lösung finden können, man habe sich aber bewusst dagegen entschieden, erklärte Inge Klaan, der abschüssige Boden vermittele Authentizität und schließlich wird hier niemand wohnen. Zumindest nicht in diesem Teil des Hauses.

Das älteste Wohnhaus Nordhausens erstrahlt in neuem Glanz - die Domstraße 12 (Foto: Angelo Glashagel) Das älteste Wohnhaus Nordhausens erstrahlt in neuem Glanz - die Domstraße 12 (Foto: Angelo Glashagel) Wohl aber arbeiten. Zumindest zeitweise und ehrenamtlich. Die Stadt- und Gästeführergilde will die Bohlenstube auf jeden Fall in ihre Altstadtführungen mit einbauen, sagte Winfried Wehrhahn. Für die Geschichtsfreunde wäre es das vorläufige Ende einer Odyssee. Insgesamt acht mal ist die Gästeführergilde in den letzten 26 Jahren umgezogen, den Anfang hatte man hier gemacht, in der Domstraße 12. Nun hat man wieder eine neue, alte Heimstatt. Allein der Nachwuchs fehlt den Stadtführern noch, bemerkte Wehrhahn.

Zur Feier des Tages hatten sich die Städteführer auch noch zwei Überraschungen ausgedacht. Willy Bradler hatte eine handgetriebene Neuinterpretation des berühmten Merian-Kupferstiches mitgebracht, Klaus Grossmann zwei kleine Modelle, die den Aufbau einer Bohlenstubenwand verdeutlichen. Perspektivisch wolle er ein ganzes Modell der Bohlenstube in der Domstraße anfertigen, sagte Grossmann.

Wer selber einmal einen Blick in das älteste Haus am Platz werfen und erahnen möchte, wie die Wohlhabenden im ausgehenden Mittelalter zu wohnen pflegten, der muss nur bei der Gästeführergilde nachfragen. Alle zwei Wochen führt Klaus Grossmann durch die Altstadt, aber auch nach vorheriger Absprache unter 036 31 / 89 59 91.
Autor: red

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