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Fr, 13:29 Uhr
27.03.2020
nnz-Interview mit dem Chef der Nordhäuser Stadtwerke Olaf Salomon

„Wir sind vorbereitet und fahren auf Sicht“

Olaf Salomon ist der Geschäftsführer der Stadtwerke Nordhausen - Holding für Versorgung und Verkehr GmbH. Der gebürtige Magdeburger lebt seit 1986 in Nordhausen, ist Familienvater, gelernter Kfz-Mechaniker und ausgebildeter Verkehrsingenieur. Die nnz unterhielt sich mit ihm über Leben und Arbeiten im Zeichen der Corona-Krise …

Stadtwerke NDH (Foto: Stadtwerke NDH) Stadtwerke NDH (Foto: Stadtwerke NDH)


Herr Salomon, haben Sie sich auch ins Homeoffice zurückgezogen oder halten Sie vor Ort die Stellung?
Nein, hier in der Holding gibt es kein Homeoffice. Die gesamte Leitungsebene ist ständig gefordert, auf die neuen Vorgaben zu reagieren. Alle Bereiche müssen weiter betreut werden, z. B. von der Personalplanung über Lohn- und Gehaltszahlungen, Rechnungsbearbeitung, Zahlungsverkehr, Rechts- und Versicherungsfragen, Controlling, bis zur Öffentlichkeitsarbeit.

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Gibt es einen internen Krisenstab, wie sieht der Ablauf aus?
Seit dem 27. Februar arbeitet unser interner Pandemie-Krisenstab. Hier sind aus all unseren Betrieben Vertreter integriert. Schließlich agieren wir in kritischen und sensiblen Bereichen wie Öffentlicher Personennahverkehr, Entsorgung, Energie und Stadtbeleuchtung. Da muss immer wieder nachgesteuert werden. Wir sind dieser Tage auch in regem Austausch mit der Stadtverwaltung und dem Landratsamt über das weitere Vorgehen.

Wie ist die Stimmung in der Belegschaft? 
Die Kollegen sind bei allen Unsicherheiten, berechtigten Sorgen und teils Ängsten sensationell motiviert und engagiert. Alle sind sich ihrer hohen Verantwortung für den Fortgang eines geregelten gesellschaftlichen Lebens im Landkreis voll bewusst. Dafür an dieser Stelle ein großes Dankeschön und Anerkennung. Mitarbeiter in den Unternehmen, die eigentlich ihre Kinder zu Hause betreuen müssten, sprechen sich mit ihren Partnern ab und variieren die Arbeitszeiten. Die Regelarbeitszeiten sind in Abstimmung mit dem Betriebsrat aufgehoben und die ersten Angestellten kommen früh um 4 Uhr zur Arbeit, die letzten gehen dann mitten in der Nacht. Unsere Lehrkräfte im BBZ haben sich beispielsweise sofort auf e-learning umgestellt, so dass viele Bildungsmaßnahmen weiterlaufen können. Wir haben in vielen Bereichen mehrere Arbeitsteams gebildet, damit im Falle einer Infektion nur ein Team ausfällt und das andere weitermachen kann. 

Gab es schon Corona-Tests bei der Holding?
Ja, wir hatte schon Tests bei Urlaubsrückkehrern, aber bisher glücklicherweise noch keine infizierten Kollegen.

Welche Maßnahmen haben Sie zum Schutz ihrer Mitarbeiter getroffen?
Da gibt es eine ganze Reihe, wie etwa die schon angesprochenen Teambildungen. Im Busverkehr wurde beispielsweise die Wagenreinigung und -desinfektion verstärkt, die Fahrer im Cockpit zusätzlich geschützt. Wir unterbinden den Bargeldverkehr und versuchen, wo es möglich ist, persönlichen körperlichen Kontakt mit Kollegen und Kunden zu vermeiden.

Gibt es Änderungen in Abläufen, Fahrtrouten, Abfuhren oder ähnlichem?
Wir haben derzeit die Sperrmüllentsorgung eingestellt, die Bustaktungen auf Ferienbetrieb umgestellt, so lange die Schulschließungen andauern. Generell wurden die Zeitabstände der Fahrten von 20 min auf 30 min geändert. Auch der Fahrkartenverkauf wurde anderes organisiert. Aber wir garantieren auch weiterhin ein verantwortungsvolles Mindestmaß an öffentlichem Leben, was den Personennahverkehr oder die Müllabfuhr betrifft. Die Arbeiten im Badehaus und die direkte Aus- und Weiterbildung im Berufsbildungszentrum sind dagegen eingestellt worden. Allerdings sind alle Mitarbeiter darauf vorbereitet, bei Bedarf am Tag X alles wieder ganz schnell in den Normalbetrieb hochzufahren. Dafür halten auch alle untereinander ständigen Kontakt. Wir sind gut vorbereitet.

Olaf Salomon (Foto: Stadtwerke NDH) Olaf Salomon (Foto: Stadtwerke NDH)
Olaf Salomon hier zwischen Oberbürgermeister Kai Buchmann und der damaligen Ministerin Brigit Keller

Sollte die derzeitige Situation noch länger anhalten, welche Konsequenzen drohen für die Firma?
Erst einmal gar keine. Wir sind in allen Funktionsbereichen handlungsfähig und decken alle Bereiche unserer Arbeit ausreichend ab. Wie sich die Zukunft entwickelt, weiß niemand vorauszusagen. Wir fahren in unseren Handlungen auf Sicht und werden reagieren, wenn es nötig ist.

Ist auch in den Unternehmen der Stadtwerke-Nordhausen-Gruppe mit Kurzarbeit zu rechnen?
Im Badehaus sowie beim Berufsbildungszentrum, teilweise auch in den Verkehrsbetrieben, wo wir das Fahraufkommen reduziert haben, sind schon Kollegen in Kurzarbeit gegangen. Das ist mit dem Betriebsrat so abgesprochen und hoffentlich eine kurzfristige Maßnahme. Wenn sich in den nächsten Tagen und Wochen alle an die Verfügungen und Erlasse der Behörden halten, werden wir bald wieder zu normalen Zuständen zurückkehren können.
Das Gespräch führte Olaf Schulze
Autor: red

Kommentare
teddy
01.04.2020, 16.26 Uhr
Frechheit
Dass Busse in Deutschland vorn für Fahrgäste abgesperrt werden um die Fahrer vor einer Infektion durch Fahrgäste zu schützen, ist okay und nachvollziehbar.
Dass aber in Straßenbahnen in NDH (trotz baulich vorhandener abgeschlossener Fahrerkabine) zusätzlich eine Absperrung durch eine Kette im Triebwagen angebracht wurde (hinten UND vorn), ist eine Frechheit! Diese Maßnahme stellt eine Gesundheitsgefährdung der Fahrgäste dar.
Die Bahnen fahren nunmehr nur noch alle 30 Minuten mit der Folge, dass die Bahnen teilweisevöllig überfüllt sind mit Fahrgästen, die dadurch niemals 1,5 m Abstand zueinander halten können!
Und dann noch zu lesen, dass Fahrer in Kurzarbeit geschickt wurden, weil die Fahrtaktungen geändert wurden...
Das ist ja eines der beiden Probleme: die Fahrtaktungen werden geändert von 10 Minuten auf 30 Minuten – wahrscheinlich aus Kostengründen > als Folge das zweite Problem: volle Straßenbahnen mit WENIGER Platz für Fahrgäste, weil die Nordhäuser Straßenbahnfahrer (obgleich im abgeschlossener Fahrkabine sitzend) noch mit einer Kette mit Sicherheitsabstand geschützt werden (und natürlich die Ketten gleich hinten und vorn im Triebwagen angebracht wurden)!
DAFÜR haben viele Nordhäuser mit Recht kein Verständnis!
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