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Mi, 14:30 Uhr
20.05.2020
Stadt baut Spielplatz - TÜV verweigert Inbetriebnahme

Amtlicher Schildbürgerstreich in Petersdorf

Neben ungeklärten Eigentumsverhältnissen auf dem Feuerwehrgelände und einer peinlichen Diskussion um öffentliche Toiletten bekommt die Stadtverwaltung Nordhausen jetzt ein weiteres Problem: ein 250 000 Euro teurer, fertiggestellter, aber nicht zugelassener Spielplatz an der Petersdorfer Grundschule. Über den auch nicht gesprochen werden darf …

Skaterbahn für Grundschüler auf dem Schulhof in Petersdorf (Foto: privat) Skaterbahn für Grundschüler auf dem Schulhof in Petersdorf (Foto: privat)


In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres, als das Corona-Virus noch fernab in einer chinesischen Fledermaus vor sich hin brütete, begann die Stadt Nordhausen mit der Umsetzung des Bauvorhabens Schulplatz Petersdorf. Die Grundschule im Ortsteil ist in städtischem Besitz und mit einem neu gestalteten Schulhof sollten Eltern, Kinder und Lehrer erfreut werden.

Der Ortschaftsrat wurde in die Pläne nicht involviert. Vielleicht deshalb, weil es den städtischen Planern zu Ohren gekommen war, dass die Petersdorfer selbst sich an der Idee nicht so begeistern konnten. Denn sie nutzten den Schulhof in der Vergangenheit für Weihnachtsmärkte und ähnliche Feste der Gemeinde. Und so würde sich zum fehlenden Dorfgemeinschaftshaus noch ein fehlender Festplatz hinzugesellen. Zudem war damals schon ein dorfeigenener Spielplatz in Planung, der inzwischen fertiggestellt und schon heftig frequentiert wurde, wie wir bereits berichteten.

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Bürgermeisterin Krauth als verantwortliche Amtsleiterin für Schulen und Sport schaltete sich nnz-Informationen zufolge persönlich in die Planungen ein und gemeinsam mit dem beauftragten Architekturbüro wurde nicht gekleckert, sondern als Attraktion des zirka 250.000 Euro teuren Unterfangens eine Skaterbahn ins Auge gefasst. Wohlgemerkt für die sechs - zehnjährigen Kinder einer Grundschule!

Einen Mini-Fußballplatz dazu, wie er sich auf dem Nordhäuser Petersberg bewährt hat, eine Sprunggrube und ein Tippi aus Weiden, die allerdings erst noch wachsen müssen. Hinweise des ausführenden Bauunternehmens, das eine solche Konstellation auf einem Schulhof für einigermaßen problematisch hielt, sollen kein Gehör gefunden haben und wurden von den städtischen "Beamten" vermutlich unternehmungslustig in den Südharzer Wind geschlagen.

Zur Abnahme des Objekts war dann der Petersdorfer Ortsteilbürgermeister Jens Karnstedt nicht geladen, aber es sprach sich dennoch herum, dass der TÜV dem ambitionierten Projekt die Genehmigung verweigerte. Betrachtet man das (trotz Verbot doch geschossene) Foto, wird schnell ersichtlich, wo die Knackpunkte der Betriebsverweigerung liegen. Auf die scharfkantigen Betonstufen zur Verzierung einer Bahn, auf der Grundschulkinder herumrutschen sollen, muss man erst mal kommen.

Damit diese ganze Geschichte einer vermutlich grob fahrlässigen Fehlplanung nicht allzu schnell publik wird, verpasste die Rathausleitung dem Lehrpersonal einen Mund- und Nasenschutz, will sagen Maulkorb. So kam es, dass die nnz auf persönliche Nachfrage vor Ort de facto vom Schulleiter Herrn Henze des städtischen Geländes verwiesen wurde mit der Aussage, man möge sich an die Pressestelle der Stadtverwaltung wenden. „Sie befinden sich hier auf städtischem Territorium“ wurde unserem Mitarbeiter erläutert. Natürlich durfte er auch auf dem Schulhof keine Fotos anfertigen, der jetzt der halbfertigen Kulisse einer Sportspieleshow im Privatfernsehen gleicht.

Letztendlich ist es aber angesichts dieses Schildbürgerstreichs auf Kosten der Steuerzahler durchaus verständlich, dass die Verwaltung hier ausnahmsweise von der seit vielen Jahren betriebenen Politik des „gläsernen Rathauses“ abweicht und sich lieber nicht den Fragen der Stadträte stellen möchte.

Klappt aber nicht, schon in wenigen Stunden wird die CDU-Fraktion auf der heutigen Ratssitzung nachfragen, was denn nun aus der Investruine werden soll. Abreißen oder nachbessern? Die nnz wird die Angelegenheit weiter verfolgen und sich gegebenenfalls - wie Schulleiter Henze so schön empfahl - „an die Pressestelle der Stadtverwaltung wenden“.
Olaf Schulze
Autor: red

Kommentare
Paulinchen
20.05.2020, 14.57 Uhr
Typisch Stadtverwaltung NORDHAUSEN
Wenn es um Bauprojekte aller Art, in unserer Stadt geht und diese unter der Regie der oben genannten Verwaltung stehen, dann klappt in der Regel eben mal NICHTS. Liegt es nun an der dafür notwendigen fachlichen Kompetenz, oder steckt da offenbar System dahinter?

In der Letzten zeit ,werden die Bürger der Stadt nur noch vor vollendete Tatsachen gestellt und Fragen dazu werden abgewürgt. Sagte nicht der Oberbürgermeister mal was von Bürgernähe und Einbindung bei öffentlichen Bauvorhaben? Darf man hier an dieser Stelle mal fragen, ob es für den tollen Spielplatz einen Bauplan gegeben hat und ob dieser durch alle Instanzen (!) getragen wurde, damit es am Ende nicht nur ein Flop wird, wie geschehen? Welcher gute Bekannte, durfte denn die Bauausführung vornehmen, obwohl das notwendige Sicherheitskonzept offenbar nicht vorgelegen hat?

Jede Gemeinde hat in Deutschland eben (s)einen BER. jetzt kommt Petersdorf auch mit auf die lange Liste.
Gudrun1974
20.05.2020, 15.06 Uhr
Die Frage für mich Warum zwei Spielplätze?
Abgesehen von dem 'verunglückten' Spielplatz stellt sich die Frage, warum man zwei Spielplätze dort baut und nicht den an der Schule für die öffentliche Nutzung mit freigab? Ansonsten: ein Trauerspiel was man hier lesen muss.
icke58
20.05.2020, 16.21 Uhr
Zur Stadt und Schildbürgerstreich!!
An die Stadt die Frage warum die Parkplätze in der Sangerhäuser Straße gesperrt werden und das schon Wochenlang obwohl die Baustelle oben am Marienieweg stattfindet.. Das würde viele mal interessieren vielleicht fragt die nnz mal nach beim Ordnungsamt oder Herrn Oberbürgermeister
Fönix
20.05.2020, 16.53 Uhr
Mal etwas überspitzt formuliert
drängt sich mir nicht erst seit heute der Eindruck auf, dass sich die Arbeit der Baubehörden in Stadt und Landkreis dadurch auszeichnet, dass es Bürger MüllerMeierSchulze mehr oder weniger regelmäßig untersagt wird, zu bauen, was sie im eigenen Haus, Hof und Garten eigentlich bauen dürfen sollten. Tun sie es in ihrer Not dann doch (irgendwie), kommt ganz schnell die Abrissverfügung mit Strafandrohung.

Im Gegenzug darf die öffentliche Hand bauen, was eigentlich nicht gebaut werden darf und/oder so auch nicht gebaut werden sollte.

Allerdings:
Wenn man einen Strich zieht und den Durchschnitt aus diesen Strategien bildet, sieht die Arbeit der zuständigen Behörden doch ziemlich ausgewogen aus.

Also, kein Grund sich aufzuregen!

(IRONIE AUS !!!)
Wiejerschderfer
20.05.2020, 18.35 Uhr
Oberamtsrat Alfred Clausen...
... läßt grüßen.
Ist schon wirklich schlimm, sowas zu lesen.
Man sollte doch nun meinen, in der Stadtverwaltung müssten qualifizierte Mitarbeiter sitzen, aber anscheinend weit gefehlt.
Und solange solche Mißstände aufgedeckt werden, werden Baumann und Clausen immer wieder Stoff für ihre Comedy bekommen.
Schnapshäuser
21.05.2020, 09.52 Uhr
Reale Normalität
Hallo Wiejerschderfer,
Baumann und Clausen ist keine Comedy,
wird nur als solche verkauft und gerne genommen.

Schönen Himmelfahrtstag
Salatrachen
22.05.2020, 07.19 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Keine unbewiesenen Spekulationen.
SeniorRepente
23.05.2020, 09.58 Uhr
@icke85: Vielleicht für "vergessenen" Radweg an der Sangerhäuser?
Vielleicht sind die Parkplätze noch gesperrt weil man im Haus der Räte nun doch erkannt hat, daß im Jahr 2020 zu jeder sanierten Straße ein kleiner Radweg Standard ist und will ihn dort doch noch bauen? *Ironie aus*
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