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Mi, 18:10 Uhr
17.06.2020
Eltern sollen teure iPads für den Unterricht kaufen

Aufregung in der Unterstadt

Seit dem März 2019 kann sich die Nordhäuser Regelschule „Gotthold Ephraim Lessing“ voller Stolz „Digitale Pilotschule“ nennen. Im Rahmen des Bewerbungsverfahrens hatten die Nordhäuser Pädagogen ein Medienkonzept erarbeitet, das die Schule nun berechtigt, an dem fünfjährigen Projekt zur Schulentwicklung und Digitalisierung an Thüringer Schulen teilzunehmen…

Regelschule "Gotthold Ephraim Lessing" in Nordhausen (Foto: nnz) Regelschule "Gotthold Ephraim Lessing" in Nordhausen (Foto: nnz)
Ein Ausbau des schuleigenen W-Lans erfolgte daraufhin, die Einrichtung von drei Klassenräumen mit Präsentationsflächen und drahtlosen Übertragungssystemen wurde finanziert sowie die Anschaffung von 40 mobilen Endgeräten. Im Rahmen des Digitalschulprojektes fanden mehrere Fortbildungen für das Lehrpersonal statt. Der nächste Schritt war die Überarbeitung des Medienkonzeptes und der Ausstattungsplanung. Damit einher gingen regelmäßige Treffen der schulinternen Konzeptgruppe mit dem Schulträger, der Stadt Nordhausen.

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Gern wollen die Pädagogen nun die Arbeit in ihrer umfangreichen, hochmodernen IT-Lösung für die Schule mit individuellen, digitalen Endgeräten im Unterricht praktisch angehen. Um alle Vorzüge des e-learnings richtig nutzen zu können, ist es erstrebenswert, dass jedes Kind der Klassenstufen 7 - 10 über ein eigenes Gerät, sprich Tablet verfügt. Hier beginnt aber das Problem. Weil die komplexe IT-Lösung der Schule auf dem Betriebssystem IOS fußt, geht es nicht um die Anschaffung irgendwelcher Tablets, sondern um den Mercedes unter den Tablets - Apples iPad. Das liegt im Einzelhandel preislich deutlich an der Spitze und kann je nach Ausführung schon einmal doppelt so viel kosten wie ein Android-basiertes Tablets der Konkurrenz.

Schulleiterin Kati Flöder verschickte dieser Tage einen Elternbrief, der in Niedersalza für viel Aufregung sorgt. Darin bittet sie die Erziehungsberechtigten für ihre Kinder auf eigene Kosten ein nagelneues iPad anzuschaffen. Und das nicht irgendwo oder gebraucht, sondern bei einer bestimmten Firma. Mutmaßlich diese, die nach eigenen Angaben „seit über 20 Jahren erfolgreich als Apple Solution Experts im B2B-Bereich tätig ist und zahlreiche Großkunden und Major Accounts betreut“.

Die Münchner ACS Group rühmt sich auf ihrer Homepage im Bildungsbereich seit 2010 bundesweit über 300 Bildungseinrichtungen zu betreuen. Die ACS Group soll über gute geschäftliche Beziehungen bzw. Verträge mit der Stadt Nordhausen, dem Träger der Pilotschule, verfügen. Und sie wird als Verkäufer der iPads fungieren.

Es sei ein „Angebot an die Eltern in den Briefen, um ins Gespräch zu kommen“, sagte Kati Flöder. Auf der Homepage der Lessing-Schule werden viele gute Gründe benannt, warum es unbedingt das Apple-Produkt sein muss. Die iPads sind leistungsfähig und zuverlässig, haben eine lange Lebensdauer, der Akku hält sehr lange, sie sind sicher und man erhält 5 Jahre lang alle notwendigen Updates, heißt es da. Noch konkreter sind folgende Vorteile aufgelistet:
  • „Die Geräte haben eine AirDrop Funktion. Dadurch können Lehrer und Schüler und Schüler untereinander ganz einfach Dateien austauschen.
  • Die iPads werden in ein Verwaltungssystem eingebunden. Deshalb dürfen sie im W-LAN der Schule verwendet werden.
  • Die iPads werden mit dem Schulprofil ausgeliefert. Der Schüler ist beim Betreten der Schule mit dem iPad automatisch im W-LAN der Schule.In der Schule werden alle privaten Aktivitäten auf dem iPad ausgeschaltet.
  • Der Lehrer hat auf seinem iPad eine Classroom App. Damit kann er die Geräte der Schüler sehen. Der Lehrer kann für den Unterricht bestimmte Apps zulassen oder sperren. Zum Beispiel kann er bei einer Mathematikarbeit die Rechner App zulassen und den Internetzugang sperren. Apps für die Schule können über die Schule gekauft werden. Sie sind dadurch preiswerter.
  • Dieses System wird derzeitig nur von Apple angeboten!
  • Zirka 10 Firmen in Deutschland verkaufen Apple Geräte für Schulen. Bei diesen Firmen sind die Geräte zirka 5 Prozent preiswerter.
  • Die Stadt Nordhausen (Schulträger) hat einen Vertrag mit der Firma ACS. ACS richtet die Geräteverwaltung für die Stadt Nordhausen ein. Unsere Schule ist ein Standort in diesem System.“
Jetzt werden den Schülern dafür zwei konkrete iPad-Modelle für den Kauf vorgeschlagen. Einmal das iPad 10,2" mit 128 GB (von der Schule empfohlen) und als Ausweichmodell das iPad 10,2" 32 GB (das aufgrund des kleineren Speichers nur für die Verwendung in der Schule geeignet ist). Die Firma ACS Group verkauft diese Geräte zu einem Einzelpreis von 437,92 Euro für den größeren Speicher und 347 Euro für die 32 GB-Variante. Allerdings würden vom Unternehmen Rabatte eingeräumt, wenn es eine Bestellung mit größerer Stückzahl gäbe, sagte man uns in München. Um wieviel Prozent es sich dabei handelt, konnten die Vertriebsmitarbeiter im Telefonat mit der nnz jedoch nicht genau beziffern. Es könnten um die 5 Prozent sein.

Zusätzlich gilt es noch als Zubehör einen Apple- oder Logitech- Pencil für einen Preis um die 100 Euro zu erwerben. Mit einer Gerätehülle und einer eventuellen Garantieerweiterung sind die Eltern dann schnell bei einem Anschaffungswert von 500 oder 600 Euro angelangt.

Finanzierungsmöglichkeiten bietet die verkaufende Firma an, Förderungen für nicht so betuchte Eltern gibt es bisher aber keine. Zwar hofft Kati Flöder darauf, dass der Bund und das Land Thüringen hier helfend einspringen, aber belastbare Zusagen oder gar Überweisungen gibt es nicht. So bleibt es dabei, dass der dringende Wunsch an die Elternschaft ergeht, ihren Kindern eine Teilhabe an der schönen, digitalen Welt mit dem Kauf eines iPads zu ermöglichen.

Ob dieser Wunsch der digitalen Pilotschule tatsächlich erfüllt werden kann, bleibt abzuwarten. Kati Flöder hofft aber, dass ein Teil der Eltern die Notwendigkeit des Erwerbs einsehen und die teure Pille schlucken werden. Als Wunsch für das Jahr 2020 hat die Schule im Internet formuliert: "Ausbau der digitalen Infrastruktur in weiteren Unterrichtsräumen und Beginn der Anschaffung von schülereigenen, verwalteten Endgeräten.“

Was aber wird mit denen, die sich kein schülereigenes, verwaltetes Endgerät der Marke iPad leisten können? Und in wieweit ist hier der Schulträger gefordert, ein solches Pilotprojekt vielleicht mit der Anschaffung von iPad-Klassensätzen zu unterstützen, die in der Schule verbleiben und auch von späteren Schülerjahrgängen genutzt werden können?
Olaf Schulze
Autor: osch

Kommentare
Alexandra S.
17.06.2020, 18.35 Uhr
Gute Idee
Es klingt erstmal teuer aber ich finde das gut. Die Schulbücher könnten doch wirklich langsam mal abgeschafft werden, jedes Jahr müssen wir für ca.150€ Bücher und Arbeitshefte kaufen die nach einem Jahr in den Müll fliegen. Die Kinder müssen nicht mehr so schwer tragen und haben alles immer dabei. In anderen Städten und an moderneren Schulen als in NDH läuft das schon lange so. Die Coronazeit hat doch das bildungspolitische Dilemma und die Rückständigkeit in Deutschland aufgezeigt. Irgendwann muss man vielleicht mal etwas fortschrittlicher werden. Sorry, meine Meinung.
Wolfi65
17.06.2020, 18.59 Uhr
Kohle ohne Ende
Ich möchte wirklich mal wissen, wie Eltern im Niedriglohnsektor, in der Arbeitslosigkeit und oder mit mehreren Kindern das bezahlen sollen?
Um meiner Vorkommentatorin zu wieder schreiben.
Ich hätte auch gerne ein neues Haus und ein neues Auto, weil sich mit neuen Anschaffungen generell besser Leben lässt.
Auch ein neuer PC oder ein Tablet wäre nicht schlecht.
Aber mir fehlen nur noch 999.999, - Euro an der Million.
Audio
17.06.2020, 19.29 Uhr
Wird auch eine Provision gezahlt ?
Das ganze Vorhaben stinkt sehr nach Korruption !
Gibt es in den neuen Bundesländern nicht auch eine Firma, welche iPods mit ähnlichen oder gleichen Leistungsparametern liefern kann ?
Selbst wenn diese Firma, wie in vielen Fällen, von "Wessis" geführt werden sollte, bleiben wenigstens die Steuern im Land.
krimimimi
17.06.2020, 19.41 Uhr
Schulbücher ...
sollen und müssen bleiben !!!

Digitalisierung hingegen in Maßen.
Wir dürfen nicht verlernen wie sich Papier beim Umblättern einer Seite anfühlt.
Nordhäuser41
17.06.2020, 20.01 Uhr
IPad und Schulbücher!
Wir haben ein Kind, welches die 8. Klasse der Lessingschule besucht und erhielten den Elternbrief mit Aufforderung zum baldigen Kauf. Am Beginn des Schuljahres hieß es noch, eine Anschaffung für die höheren Klassen sei ausgeschlossen. Es sollte mit den Klassensaetzen gearbeitet werden. Die Arbeit mit der Schulcloud während der unterrichtsfreien Zeit lief auch mit den schon vorhandenen privaten Geräten im Haushalt sehr gut.

Wir sind dem Fortschritt gegenüber sehr aufgeschlossen. Gleichzeitig mit dem Kaufanspruch der IPads kam auch der Buecherzettel für die 9. Klasse, ca. 230 Euro. Waren wir doch der Vorstellung erlegen, dieses teure Endgerät ersetzt die analogen Schulbücher _- weit gefehlt. Ich werde diesem Anspruch mit Sicherheit nicht gerecht werden!
Alexandra S.
17.06.2020, 20.09 Uhr
@krimimimi
@krimimi Sie haben vollkommen Recht, dass man Bücher lesen muss! Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Und wolfi es tut mir leid, dass sie anscheinend sehr arm sind aber in diesem Fall ist das nicht relevant. In anderen Ländern mit weniger Einkommen funktioniert es doch auch. Dann mal keinen neuen Handyvertrag, sondern ins Kind investieren... Wenn die Kinder dann zur Uni oder Ausbildung gehen fragt niemand ob sie fit im Umgang mit neuen Medien sind, da wird es vorausgesetzt. Und dann haben die Kinder derbildungsfernen Unterschicht wieder schwerer... Seht es doch mal positiv und meckert nicht immer nur!
krimimimi
17.06.2020, 20.49 Uhr
#Alexandra
mit Verlaub, bitte sorgfältig lesen, es war kein meckern ;)
harztorIlfeld
17.06.2020, 20.58 Uhr
Kosten
Auch unser Kind geht auf die Schule. Ich bin nicht arm. Normale Mittelschicht, Haus gebaut, 2 Kinder, eins studiert. Wir sind kurz am Bafög vorbei. Ja wir unterstützen unsere Kinder. Wir rechnen, wägen ab. Wir sind nicht gegen die Digitalisierung. Aber wir sind gegen Markenprodukte. Es gibt andere Alternativen. Wenn wir schon über andere Länder reden, dann muss das Komplettpaket dieser betrachtet werden.
Echter-Nordhaeuser
17.06.2020, 23.05 Uhr
Digitalisierung einfach nur noch Furchtbar
Wo ich noch zur Schule ging gab es Bücher, Füller, Schreibhefte und Rechenschieber. Ich Frage mich manchmal heute noch ob wir früher dümmer erzogen wurden als heute.
Bubo bubo
17.06.2020, 23.14 Uhr
@Wolfi
Nahezu jeder Ihrer Kommentare (oder ist es wirklich jeder?) ist durchsetzt von Nörgelei. Ein firmenspezifisches Monopol bezüglich der anzuschaffenden Technik lehne auch ich ab, aber dem Wohl des eigenen Nachwuchses könnte man schon mal etwas unterordnen. Also nicht immer nur nach Staat und co. rufen. Wem die Bildung was wert ist, weiß sie auch zu schätzen.
PS: So lang jeder Hinz und Kunz, egal welcher Altersklasse, mit nem Smartphone in deutlich teurerer Preisklasse unterwegs ist, scheint das Preis-Argument für mich nur Alibi-mäßig zu sein.
Zur Klarstellung nehme ich die Familien samt Kindern in Schutz und außen vor, welche WIRKLICH hart vom Leben gebeutelt sind.
Wolfi65
18.06.2020, 06.59 Uhr
Das ist hier kein Chat
Hier mal schnell im ersten Satz den Frust über meine/n Kommentar/n loswerden wollen und dann mit eigenen Vorstellungen über den Sachverhalt weiter kommentieren, ist Kindergarten Niveau.
Das ist auch am Nicknamen zu erkennen.
Bodo Bagger
18.06.2020, 07.04 Uhr
Der neue SR1 des Bildungswesens vs. die Nörgler
Fraglich ist für mich hier allenfalls, ob die systemgebundenen Endgeräte, die hier erwähnt wurden in ihrer Konfiguration mit geblockten Inhalten im privaten Netzwerkumfeld vollumfänglich und frei genutzt werden können oder ob es, bedingt durch Sicherheitsvorgaben der Netzinfrastruktur, es handelt sich ja schließlich um die Einbindung in ein kommunales Netzwerk, dessen Vorgaben auch im privaten Umfeld gelten.

In der Firma, in der ich arbeite ist es z.B. so dass ich zwar ein mobiles Endgeräte besagten Herstellers als zur Privatnutzung zugelassenenes Endgerät erhalte, allerdings die IT Policy der Firma auch weiterhin beim Gebrauch im privaten Umfeld gilt. Und das erstreckt sich dabei bereits auf so profane Dinge wie die geblockte Nutzung von P2P gesichterten Messengern wie WA oder Telegram, geht über geblockte Websiten wie diverse Shoppingportale etc. die je nach Einstufung durch die IT als potentielle Sicherheitsrisiken gelten. Ergo nutzt man das Gerät im privaten Umfeld nicht und hat trotzdem ein Zweitgerät zur privaten Nutzung.

Der Schritt hin zur Digitalisierung des Unterrichtes an sich ist lobenswert und in Deutschland auch dringend notwendig. Der Preis fürs Endgerät durchaus gerechtfertigt und Dank der avisierten Beihilfen vom Staat auch für nahezu jedermann realisierbar.
Quasi der neue SR1 oder wie seinerzeit unser Schulrechner hieß, der übrigens auch zu DDR Zeiten schon 128 Mark der DDR kostete, was ca. 1/7 des durchschnittlichen Monatseinkommens entsprach.
Jäger53
18.06.2020, 07.13 Uhr
teure iPads
Es wird wieder einmal das wohl der Kinder vor geschoben, man könnte aber auf den Verdacht
kommen, das hier jemand einen schönen Nebenverdienst bekommen würde, je mehr von den
genannten Geräten gekauft werden. Das ist meine Meinung.
Gehard Gösebrecht
18.06.2020, 07.14 Uhr
Papier und Tinte vs. Display
Moderne Technik und Fortschritt gegen Papier und Tinte.
Wer in der Zukunft nicht in der Lage ist, auf diverse Dokumente seine Unterschrift zu Papier zu bringen, ist auf die falsche Schule gegangen, denn man kann auch heutzutage nicht alles mit einen Fingerabdruck oder Mausklick lösen.
Das wird sich auch so schnell nicht ändern.
Bodo Bagger
18.06.2020, 08.18 Uhr
Doch Herr Gösebrecht,
das kann man und dies ist ausserhalb der deutschen Filterblase aus Nörglern und selbsternannten fachlichen Besitzlosigkeitswahrern auch State of the Art.

Nennt sich digitale Signatur, ist im selben Grade Fälschungssicher wie auch eine physische Papierunterschrift und fast jeder von uns hat damit auch schon Kontaktpunkte gehabt, es sei denn er hat seit Jahren kein Paket oder eine Lieferung eines Onlinehändlers mehr bekommen.
Flitzpiepe
18.06.2020, 08.27 Uhr
Digitalisierung ist nicht aufzuhalten
Das ist klar.
Aber so bitte nicht!
Digitale Whiteboards als Ersetzung der Kreidetafel ja und früher Informatikunterricht und Medienkompetenz.
Alles andere bitte nicht.
Die Kinder schauen am Tag über viel zu viele Stunden auf ein zu kleines Display in schlechter Haltung. Egal ob Smartphone oder Tablet.
Das führt dann im jugendlichen Alter schon zu Kurzsichtigkeit und Nackenproblemen.
Die Kinder verlernen die Handschrift, weil nur noch getippt wird.
Und wenn der Akku mal alle ist, sind sie ohne Digitalgerät hilflos.
Kritiker2010
18.06.2020, 08.35 Uhr
Das iPad in der Schule - eine neue digitale Hülle für bekannte Probleme
Ein Loblied auf die Digitalisierung! Die soll nun also retten, was seit Jahren in der Schule falsch läuft.

Solide Inhalte und traditionelle Werte sind schon lange egal. Hauptsache, die Kinder sind ideologisch sauber ausgerichtet und können zukünftig noch leichter vorkonfektionierte Daten von einer Cloud in die andere wischen. Die Aufmerksamkeitsspanne schrumpft dabei auf ein Minimum, sodass kaum Gefahr besteht, dass jemand das vermittelte "Wissen" hinterfragt oder länger im Kopf behält.

Wie ein Tablet bedient wird, lernen Kinder heute spielend nebenbei. Ein paar bunte Bildchen antippen kann jeder Trottel. Um aber zu verstehen, wie diese bunten Bildchen dorthin kommen und warum das Portmonee ganz schnell leer ist, wenn man darauf tippt, braucht es auch noch etwas Verstand.

Es lässt sich jedoch beobachten, wie die Digitalisierung zu einer intellektuellen und kognitiven Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führt. Der Tag bemisst sich für viele Menschen in den Abständen zwischen den zahllosen geistreichen Meldungen und Kommentaren aus den asozialen Netzwerken. Sie lassen sich von ihren Smartphones und Tablets dressieren, wie kleine Hunde.

Fähigkeiten die sie im Laufe des Lebens erlernt hatten, gingen binnen kürzester Zeit verloren. Nachdenken, Reflektieren, Bewerten von Informationen werden einfach ersetzt durch einfältiges Teilen, Liken und Posten.

Unser größtes Problem in den Schulen sind nicht fehlende iPads, sondern kurzfristig der fehlende Unterricht und langfristig die fehlende Qualität der Lehre, teures aber inhaltlich minderwertiges Material (für dessen Auswahl die Lehrer mit verantwortlich sind) und schwindender Verstand bei Schülern und Eltern durch mediale Überreizung auf breiter Front.

Um Wissen in der Schule wirksam zu vermitteln, genügt im einfachsten Fall ein motivierter Lehrer (davon gibt es durchaus einige), eine Tafel und Schüler, ausgestattet mit Stift und Papier ... und das schreibe ich, obwohl ich den ganzen Tag am Bildschirm arbeite und weil ich Kinder habe!
geloescht 20210830
18.06.2020, 09.30 Uhr
Es hilft nicht
gegen die Digitalisierung zu wettern. Ich habe, als mein Sohn in einem anderen Bundesland die Ausbildung begann, die Erfahrung gemacht, dass mit seiner schulischen "Informatik" ganz schnell hinterfragt wurde, was er da gelernt hat. Woanders ist das ein reguläres Unterrichtsfach mit Lehrer mit einer entsprechenden Ausbildung. Da fängt es eigentlich an. Es geht natürlich auch um die Nutzung der "normalen" Programme, aber das ist schon längst nicht mehr alles, wenn man heute eine Ausbildung machen will, die größere Schnittmengen zur IT aufweist und da rede ich noch nicht von den tatsächlichen IT Berufen. Hier besteht ganz dringend Nachholbedarf. Das muss man nicht mögen, aber es ist so. Genauso wie in vielen Berufen ein fließendes Englisch einfach notwendig ist. Es nützt aber Digitalisierung nix, wenn Lehrer und im IT Bereich eben Lehrer mit einer entsprechenden Ausbildung nicht da sind. Der Schüler von heute sollte nicht nur daddeln können, sondern zumindest Grundkenntnisse haben, wie es funktioniert. Ich finde, hier sollte mal langsam ein tragfähiges einheitliches Konzept zumindest für Thüringen auf den Tisch und nicht wieder jede Schule, jede Stadt und jeder Landkreis macht sein eigenes Ding...... Und es sollte auch datenschutzrechtlich zu Ende geprüft sein, ich habe da so Meldungen zu Prüfungen jetzt im Nachgang zu corona durch den Datenschutzbeauftragten gelesen.... Wir hinken böse hinterher, aber Schnellschüsse machen es nicht besser....
Gehard Gösebrecht
18.06.2020, 09.34 Uhr
Ja genau@Jörg Thümmel
So fälschungssicher wie die Eurobanknote?
Deswegen wird heute noch ein Testament handschriftlich geschrieben und unterschrieben.
Ein Kaufvertrag für ein Immobilie, nur mit Tinte und Unterschrift gültig ist.
Dass ein Notar diesen handschriftlich beglaubigen muss.(Mit Siegel)
Nur ein handschriftlich unterschriebenes Telefax vor Ämtern Gültigkeit hat.
Deswegen ist eine digitale Unterschrift nicht den Tastenklick wert.
Aber Sie wissen das ja bestimmt, vor lauter Bildung und Wissen.
Bodo Bagger
18.06.2020, 10.38 Uhr
Herr Gösebrecht,
machen Sie sich doch nicht lächerlich. Sie tun ja gerade so, als ob die Unterschrift eines Schülers oder eines Elternteiles einer notariellen Beglaubing bedarf.

Digitale Signaturen, gekoppelt an Fingerprint oder Eyescan sind an der Tagesordnung und gerade in Verbindung mit Mehrfaktorauthentifizierung im Bezug auf die zugrunde liegende Schadensfrequenz von Versichungen als wesentlich unwahrscheinlicher und damit sicherer eingestuft als z.B. eine übliche händische Unterschrift.

Nur weil ihr in eurer deutschen Filterblase und ganz speziell in der nordthüringischen Provinz noch nix davon gehört habt, bedeutet das noch lange nicht, dass dies in der restlichen Welt auch so gehandhabt wird.
Gehard Gösebrecht
18.06.2020, 11.15 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema des Beitrages
Jürgen Wiethoff
18.06.2020, 15.36 Uhr
Tradition gegen Heutiges
Diese Kämpfe sind wahrscheinlich so alt wie die Menschheit.

Ja, ein Buch ist etwas Schönes, wenn es gebunden im eigenen Regal steht, bei entsprechendem Inhalt dem Besitzer fast etwas Heiliges. Es wiegt so etwa 400 Gramm, selten weniger, meistens mehr. Auch ein Schulbuch wiegt so viel. Bei 6 Stunden Unterricht 6 Schulbücher = 2,4 kg und hoffentlich ist kein schwerer Atlas dabei.

Ein Tablett wiegt etwa 600 Gramm mit Schutzhülle. Auf eine zusätzliche Speicherkarte für milde 5 Euro passen alle Schulbücher von 5. bis 13. Klasse. Für Ausfallstunden, Schulbus usw. passen auch noch ein paar Romane mit drauf. Bei kurzfristigen Änderungen des Stundenplanes hat das Kind immer das passende Buch dabei. Ändert sich gar der Lehrplan, wird das neue Buch herunter geladen und gut ist es.

Da müssen Bücher für die 9. Klasse auch nicht ca. 230 Euro (siehe oben) kosten. Außerdem nützt jedes nicht gedruckte Buch (auch jede nicht gedruckte Zeitung) der Umwelt.

Das mag man bedauern, ändern kann man es nicht. Also muss man damit leben. Oder um es mit Otto Waalkes zu sagen: Lieber mal mit Traditionen brechen, als kotzen wie alt hergebracht.
Psychoanalytiker
18.06.2020, 15.46 Uhr
Die "Doofheit" der Menschen steigt massiv ...
Auch wenn sich die "Daumenrunter-Koalition" wahrscheinlich massiv melden und protestieren wird, glaube ich persönlich zunehmend an die "Verblödung" in unserem Land.

Da regen sich sehr viele Menschen über die neue Corona-App auf, weil sie möglicher Weise massiv datenschutzrechtliche Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte ermöglicht. Dass diese App Datenschutz respektiert, glauben Wenige. Und dann lassen es Pädagogen, "Politiker", Verwaltungsmenschen UND ELTERN zu, dass sich der Laptop AUTOMATISCH ins W-LAN-Netz der Schule einloggt, PRIVATE AKTIVITÄTEN des Schülers ausgeschaltet werden, der LEHRER bestimmt, welche App's gerade nutzbar sind, fehlt nur noch, dass Wahlwerbung für eine ganz bestimmte, der Schulleitung oder Schulbehörde zugetaner Partei zugeschaltet wird. Das nenne ich ÜBERWACHUNG DER SCHÜLER in Reinkultur. (und noch nicht einmal den "Spickzettel" lässt man den Schülern dadurch)

Mich würde mal interessieren, welche "Pro-iOS-Kommentatoren" (und zahlungskräftigen Eltern) dieser Zeitung die Corona-App nutzen. Bestimmt KEINER (!!!???)
Flitzpiepe
18.06.2020, 16.30 Uhr
Sicher verwechselt
Ich glaube, Herr Thümmel, da haben Sie was verwechselt.
Die Unterschrift beim Postboten auf den smarten Displays hat nichts zu tun mit einer digitalen Signatur. Die haben gar nichts gemeinsam.
Ich bin enttäuscht...
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