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Mi, 15:00 Uhr
30.09.2020
nnz-Betrachtung

Unsere Sprache muss nicht gerettet werden

Gendersternchen und Anglizismen wohin man blickt, die Sprache der Dichter und Denker geht den Bach hinunter! Ach und Weh, der Untergang des Abendlandes, er dräut wieder einmal. Oder auch nicht, denn eigentlich geht hierzulande sprachlich alles den gewohnten Gang…

Unsere Sprache braucht keine Rettung, das schafft der Alltag von ganz alleine (Foto: nnz-Archiv) Unsere Sprache braucht keine Rettung, das schafft der Alltag von ganz alleine (Foto: nnz-Archiv)

Ich hatte vor Kurzem, zum wiederholten Male, eine interessante Auseinandersetzung zu Gebrauch und Entwicklung der deutschen Sprache. Unser Filius (lat.: Sohn) zeigte sich begeistert ob der Entdeckung eines farbenprächtigen Insekts mit „lilanen“ Flügeln. Korrektur der Mutter: es muss einfach „lila“ oder „lila-farben“ heißen, „lilane“ gibt es nicht. Das gleiche Spiel hatten wir später noch einmal nur ging es diesmal um „orangene“ und „orange-farbene“ Dinge. Man möge den Duden zu Rate ziehen, der werde ihrem Argument Gewicht verleihen, meinte die Mutter. Soweit so korrekt, dem Duden war nichts Gegenteiliges zu entnehmen. Recht hatte sie meines Dafürhaltens nach trotzdem nicht.

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Ich hatte das Vergnügen (und das Leid) mich einige Semester lang, mehr oder minder erfolgreich, mit Linguistik auseinandersetzen zu dürfen (und zu müssen). Geblieben ist mir die Erkenntnis, dass sich Sprache nicht auf ewig festschreiben lässt. Was im Duden steht, ist temporär und spiegelt die Alltagsrealität nur bedingt wieder. Wenn ich ihnen mitteile was ich „frühs“ erlebt habe, so steht auch dieses Wort nicht im Duden, die Begrifflichkeit ist kein „sauberes“ Deutsch und dennoch werden sie wissen, dass sich meine Erzählung um morgendliche Ereignisse dreht. Das Wort ist existent, nicht weil es im Wörterbuch festgehalten wurde, sondern weil ich es gebrauche und es ist sinnhaft, weil mein Gegenüber es versteht.

Die Regeln, denen wir uns unterwerfen und die Worte die wir nutzen sind nur ein Auszug, ein Augenblick in einer langen und anhaltenden, organischen Evolution. Nur scheint das im Rahmen eines beschränkten, menschlichen Erfahrungshorizontes nicht leicht zu fassen zu sein. Wäre dem nicht so, würden wir heute noch parlieren (von frz. „parler“ - sprechen) wie dereinst Walter von der Vogelweide. „Div welt verswiget miniv leit. vnd saget vil lvzel iemer wer ich bin.“ Das war Mittelhochdeutsch. Alles verstanden? Nein? Gut, ich auch nicht.

Sprache ist im Fluss und entwickelt sich über Generationen hinweg. Das der Dativ dem Genetiv sein Tod ist, darf man inzwischen wohl zum Allgemeinwissen zählen. Über die Jahrzehnte gehen uns nicht allein Wörter, sondern ganze grammatikalische Konstruktionen verloren. Andere Wörter verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung, erfahren neue Konnotationen (lat. connotatio = Mit-Beschreibung), Aussprache verändert sich und neue Begriffe kommen hinzu.

Was uns nun zum vermeintlichen Verfall der deutschen Sprache bringt, über die sich der Herr Wiethoff justament hier exaltierte. Ich denke es darf Entwarnung gegeben werden, die deutsche Sprache ist nicht in Gefahr, sie unterliegt lediglich ihrer ganz normalen Entwicklung.

Da dieser Text mal wieder etwas ausufern wird, hier das „tl;dr“ (Internet - Abkz.: too long, didn’t read - Zu lang, nicht gelesen) oder die Kurzfassung des folgenden Absatzes: fremdsprachliche Einflüsse sind nichts neues, sie haben der deutschen Sprache in der Vergangenheit nicht geschadet sondern sie vielmehr bereichert. Wer sich nun direkt in die Debatte um Gendersternchen & Co. stürzen will, der mag ein wenig hinunter „scrollen“.

Für lesefreudige Zeitgenossen hier die Langfassung: Beginnen wollen wir leicht und seicht: mit den bösen Anglizismen, die sich hier in unserem schönen deutschen Wortschatz breit machen wie Unkraut. Mit Verlaub: das wird vorübergehen. Vielleicht nicht morgen, in einem Jahr oder in einem Jahrzehnt, aber es wird vorübergehen. Sprachliche Einflüsse aus anderen Kulturen prägen so ziemlich jede Sprache, sofern deren Sprecher Kontakt zu anderen Kulturkreisen pflegen. Im Moment liegt das Schwergewicht dabei auf dem angloamerikanischen Kulturraum, der unseren Alltag in Film, Musik, Literatur und Technik prägt. Wir tragen das „Smartphone“ mit uns herum, nicht den „schlauen Fernklangapparat“. Aber wer weiß, vielleicht sieht die Vermarktungsabteilung von „Apfel“ hier ja Potential für den deutschsprachigen Raum. Der Begriff „Telefon“ würde sich im Sinne der Reinhaltung übrigens verbieten da es sich um eine Wortneuschöpfung aus dem Griechischen handelt. Und bei der Vermarktung müsste man auch noch mal schauen, das riecht ebenfalls nach fremden Einfluss. Wahrscheinlich waren’s hier wieder mal die Italiener die uns irgendwann „bereichert“ haben (lat.: mercatus - Markt, Kauf).

Will sagen: there is nothing new under the sun - es gibt nichts neues unter der Sonne. Blättern wir etwa durch die Korrespondenz (schon wieder Latein) eines Wallenstein, kommen wir aus dem staunen (und dem nachschlagen) gar nicht mehr heraus, soviel französische Begriffe haben sich da hineingeschlichen. Unerhört, geradezu und vor allem: ein Zeichen der Zeit. Mal waren es die Franzosen, mal die Italiener oder wahlweise die Römer, mal waren wir es, die andere beeinflusst haben und nun sind die Briten und Amerikaner dran. Deren eigene Kultursprache ist ein wilder Mix aus romanischen, germanischen und skandinavischen Einflüssen, aber das nur am Rande. Was ist aus den Zeiten „fremder“ kultureller Dominanz geblieben? Das „Portemonnaie“? Das „Handy“? Ein paar Worte, die uns heute ganz und gar vertraut erscheinen und nicht viel mehr. Unserem „Deutsch“ hat es nicht geschadet. Englisch ist die „Allgemeinsprache“ unserer Zeit und unseres Kulturraumes, die „lingua franca“ (lat.: „fränkische Sprache“). Entsprechend groß ist, in diesem historischen Moment, ihr Einfluss. Das ist alles.

Sternchen und Co.
Also dräut uns der Untergang durch die Diktatur des „Gendersternchens“? Ich denke eher nicht, aber hier liegt die Sache etwas komplizierter.

Die Intention des „*“ versteh ich wohl, allein ich kann der Herangehensweise nichts abgewinnen. Sprache formt das Denken, formen wir also die Sprache um, formen wir auch das Denken um. Meine ich es ernst mit der Inklusion aller Lebensentwürfe und der Geschlechtergerechtigkeit, dann sollte das auch die Sprache widerspiegeln. So oder so ähnlich mag der Gedankengang geklungen haben, der am Anfang vom * und den …Innen stand.

Gerechtigkeit untereinander und die Gleichbehandlung aller Menschen sind hehre Ziele, da muss nicht viel diskutiert werden. Die Wahl der Mittel ist allerdings kritikwürdig und ich wage zu behaupten, dass der Schuss nach hinten los geht. Erstens weil er nicht inkludierend - einbeziehend sondern vielmehr exkludierend - ausschließend wirkt, zweitens weil er eine fundamentale Triebfeder sprachlicher Entwicklung verkennt und das ist die Faulheit.

Sprache, insbesondere Alltagssprache, hat eine klare Tendenz zur Vereinfachung. Man kann das leicht an sich selbst beobachten. Wie reden wir mit Freunden, Kollegen und Familienangehörigen? In gedrechselten, fehlerfreiem Hochdeutsch? Eher nicht. Wir verschlucken Endungen, lassen Vokale unter den Tisch fallen, entledigen uns gleich ganzer Worte oder ziehen sie zusammen. Ich erwische mich oft selbst dabei wie ich aus „haben wir“ „hamwa“ mache. Nicht weil ich es nicht besser wüsste, sondern weil der Mensch an sich „sprachfaul“ ist. An Information geht nichts verloren, aber ich habe mir ein paar Buchstaben gespart. Sprachen und Dialekte entwickelt sich (auch) über das Weglassen, die Vereinfachung, über die „Faulheit“ der Sprecher in ihrem Alltag.

Der Trend zu *, „..Innen“ und sonstigen bewussten Umformungen steht dem diametral entgegen. Sprache wird nicht vereinfacht, sie wird verkompliziert. Und kompliziert geht uns buchstäblich nicht leicht von der Zunge. Dem Anliegen über die Sprache gerechteres, gleichwertendes Denken in den Alltag zu tragen wird ad absurdum geführt weil schon der Ansatz nicht Alltagstauglich ist.

Gießt man das ganze in einen Text, wird die Sache nicht besser. Wenn der Kopf alle paar Zeilen damit beschäftigt ist, ungewohnte Wortkonstruktionen zu bewältigen leidet der Lesefluss und die inhaltliche Auseinandersetzung. Das Sternchen*Innen wird zur Barriere, die Leser*Innen überwinden müssen und auch das verträgt sich nicht mit den Gewohnheiten der meisten Menschen.

Flüssig und funktional wird es nur dann, wenn alle Teilnehmer mit den Konventionen im Vorfeld vertraut sind. Die Wahl der „richtigen“ Worte signalisiert dann vor allem Zugehörigkeit zu einer bestimmten soziokulturellen Gruppe, für deren Mitglieder es kein Problem ist, spezifische Begriffe und Wortkonstrukte zu deuten. In diesem Sinne sind die Umformungen lediglich Zeichen eines „Soziolekts“. Wenn zwei Althistoriker fachsimpeln versteht der Ingenieur auch nur Bahnhof und umgekehrt. Insofern schließt eine Sprache, die für die breite Masse nur Hürden aufbaut, weite Teile der Gesellschaft aus, ist also exkludierend und kann im Sinne des Erfinders nicht zielführend sein. Erreicht werden primär diejenigen, die eh schon wissen worum es geht, nicht aber diejenigen, denen man das eigentliche Anliegen vermitteln möchte.

Sternchen und Co. führen nicht zu mehr Akzeptanz des eigentlichen Anliegens, sondern zu Abwehrreaktionen der „Ausgeschlossenen“. Im schlimmsten Fall werden die Schotten schon dicht gemacht, bevor der Leser auch nur am Inhalt des Textes gekratzt hat. Das Sternchen funktioniert wenn überhaupt nur für einen Teil der Leserschaft und nur insofern, als das sich dieser gegenseitig auf die Schultern klopft, im Wissen die richtigen Worte für die Anerkennung und Identifikation innerhalb der eigenen Gruppe gewählt zu haben. Das gleiche Prinzip lässt sich auch auf Themenfelder und Gruppierungen aus ganz anderen Ecken wunderbar anwenden, aber auch das sei nur am Rande erwähnt.

Kurzum: an den Grundfesten menschlicher Gewohnheit wird man vergebens rütteln. Unsere Alltagssprache lässt sich nicht einfach umgestalten. Um Worte wie den von Herrn Wiethoff soviel beschworenen „Neger“ aufzugeben bedurfte es keiner gesonderten Anstrengung. Wir haben uns als Gesellschaft unter dem Druck der Ereignisse unserer Lebenszeit und unserer Erkenntnis von ganz alleine dazu entschlossen, das Wort negativ zu belegen und in der Folge aufzugeben. Die Sprache ist uns auf diesem Weg gefolgt, nicht umgekehrt. Insofern mache ich mir keine Sorgen, dass uns das „Sternchen“ die Deutsche Sprache zerschießt. Auch dieser Trend wird vorübergehen und sich der Macht des Alltags beugen.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Leser X
30.09.2020, 18.09 Uhr
Danke
Danke, Herr Glashagel. Es ist natürlich schwieriger, sich einem Thema wissenschaftlich zu stellen, als es populistisch-seicht zu vermarkten, um einer bestimmten Klientel zu gefallen. Aber der Erkenntnisgewinn ist dafür ungleich höher und frei von Emotionen.

Dafür von mir ein Daumen hoch.
DDR-Facharbeiter
30.09.2020, 18.45 Uhr
Sprachdiebe zerstören unsern Wortschatz.
Ein Wort kann mehrere Bedeutungen haben.
Ein "Engländer" ist ein Mensch aus England.
Im Maschinenbau ist ein "Engländer" ein Schraubenschlüssel mit Zollmaßen.
In der Deutsch-Schweiz ist ein "Hure-Seich" eine "ganz große "Sch......"
Jeder weiss, dass "Hure" "käufliche Frau" bedeutet und dass "Seich" "Urin" oder "Mist" sein kann.
Jede Gemeinschaft entwickelt ihre eigene Sprache, einen eigenen Dialekt mit einem eigenem Wortschatz. Basel- Deutsch oder Zürich- Deutsch unterscheiden sich deutlich von der Schweizer Hoch-Sprache, dem Schriftdeutsch.
Deutsch ist so eine großartige, sich ständig wandelnde vielfältige Sprache mit zehntausenden Wörtern.
Jedes Gefühl, jede Beschreibung kann man in Worte fassen, die verständlich sind, vielleicht sogar Gefühle wecken.
Ich wehre mich dagegen, dass Sprachdiebe mir und den Menschen um mich herum den Gebrauch von Wörtern wie "Mohr" oder "Neger" oder "Zigeuner-Schnitzel" verbieten wollen. Wollen diese Grenz-Zieher uns auf einen armseligen
Pidgin -Wortschatz mit wenigen Wörtern reduzieren?
Woher nehmen sie das Hoheits - Recht dazu ?
Es gehöert zu meiner Würde und zu meiner Freiheit, selbst über meinen Wortschatz zu bestimmen..
98maschr
30.09.2020, 19.38 Uhr
Glückwunsch DDR_Hiwi
Soviel Wortschmankerl und doch fehlt jegliche Selbstreflexion. Eventuell sind Sie auch einfach falsch in unserer Demokratie. Hier gibt es nämlich eine Grenze zwischen persönlicher Freiheit und der profanen Beleidigung durch Uraltbegriffe. Dabei schreiben Sie doch selbst, dass sich Sprache ständig verändert.

Aber es gibt halt Leute, die im Gestern leben. Zum Glück ist das ein Problem, dass sich mit der Zeit von selbst erledigt :)
Fönix
30.09.2020, 19.47 Uhr
Mohr und Neger waren für mich 55 Jahre lang
nicht negativ besetzt und werden es auch zukünftig nicht sein, egal was einige verbissene Zeitgenossen mir da einreden wollen. Diese Begriffe waren für mich schon als Kind immer mit viel Neugier und (ob der oft farbenprächtigen Kostüme) auch ein wenig Respekt verbunden. Letzteres geht derzeit allerdings den Bach hinunter, geschuldet dem Verhalten vieler "Zuwanderer" aus den betreffenden Ursprungsländern.

Was würden eigentlich der Londoner Mohr und seine Raben dazu sagen, dass Mohr und Neger jetzt (scheinbar oder tatsächlich) nicht mehr gut gelitten sind?

Den Genderquatsch werde ich mir übrigens auch nicht zu eigen machen, da bin ich durchaus bei der Position von Herrn Glashagel. Danke für diesen Beitrag auch von mir.

Schade dass mein vorletzter Kommentar, der "en passant" auch ganz bewusst einen direkten Bezug zum Genderunfug beinhaltete, einach mal so "gecancelt" wurde.

So what!
Harung
30.09.2020, 20.07 Uhr
Treffend!
Lieber Herr Glashagel,
ein sehr guter Text, den Sie da verfasst haben, nebenbei auch lehrreich (historische Aspekte).
Ja, Sprache hat mit dem Leben zu tun - ist also etwas Lebendiges, wenn sie gesprochen wird. Vor Luther gab es auch keine „Norm“ - jeder sprach, wie er wollte und trotzdem kamen die Menschen zurecht.
Also dann, sprechen wir, wie uns der Schnabel gewachsen ist …
Bleistift und Lineal
30.09.2020, 20.55 Uhr
Super Artikel!
Leider an der Zielgruppe vorbeigeschrieben, fürchte ich. Die Mehrzahl der nnz-Leser wird ihn entweder nicht (komplett) lesen, oder aber ihn nicht verstehen (wollen).
Siehe gleich der zweite Kommentar "Ich lasse mir das Wort 'Neger' nicht wegnehmen!"

Über den Sinn von Sternchen und "-Innen" habe ich mir auch schon mehrmals mit verschiedenen Leuten den Kopf heiß geredet. Man kann es nicht lesen, und man kann es auch nicht aussprechen: gerade in der Aussprache, wenn ich bei allem nur noch "-Innen" höre, fühle ich mich dann als Mann ausgeschlossen.
Und, um ganz ehrlich zu sein: ich kenne sowohl Transgender- als auch Divers-Personen. Deren Hauptprobleme sind weiß Gott nicht, ob man sie in der Schriftsprache mittels * inkludiert.
diskobolos
01.10.2020, 09.19 Uhr
Guter Artikel, löst aber nicht . . .
das Problem: Wenn man immer von "Ministern" redete, wird es ganz normal, dass es Männer sind und Frauen höchstens als Ausnahme in frage kommen. Bei "Kindergärtnerinnen" ist es umgekehrt. Korrekt wäre es, beide Geschlechter zu nennen, aber das ist zu umständlich. Eine Lösung dafür habe ich auch nicht. Es wäre schon gut, wenn diejenigen, die nichts verändern wollen, das Problem anerkennen würden und die andern, dass die jetzt vorgeschlagenen "Lösungen" zu umständlich sind. Aber wie bei Corona, Migration und Klima spaltet sich die Gesellschaft in zwei unversöhnliche Gruppen.
Nebenbei, ein "Engländer" als Werzeug ist ein verstellbarer Schraubenschlüssel, mit Zoll hat das gerade nichts zu tun
RWE
01.10.2020, 10.57 Uhr
diskobolos
Ich gebe ihen teilweise recht. Kindergärtner sind normal. Auch Ministerinnnen. Warum sprechen wir es nicht so aus?
Bürger und Bürgerinnen ist doch okay. Und es würde mich tatsächlich interessieren, ob sich der männliche Kindergärtner oder die weibliche Bürgerin durch Substantive diskriminiert fühlen. Die deutsche Grammatik ist eben etwas seltsam. Schon Mark Twain verstand nicht warum der Frauenkopf männlich ist.
Das Gendersternchen polarisiert aber auch aus anderen Gründen. Esi st ein Erkennungszeichen eines schon etwas links von der Mitte sehenden Weltbildes.
Man sollte versuchen allen, Mann, Frau, jung oder alt, schwul oder hetero die gleichen Chancen einzuräumen. Eine Ergebnisgleichheit ist nicht möglich, weil die Menschen verschieden Stärken und Schwächen haben. Darum versucht man von links wenigstens die Gleichmacherei in der Sprache zu erreichen. Ohne ein Problem zu lösen.
Und die Diskussion wird von Leuten angetrieben die nie in ihren Leben mal in einen Bauwagen ihr Mittag einnehmen und dabei dem Volk aufs Mauk schauen.
Die Menschen sind verschieden. Ein Rollstuhlfahrer kann kein Bergretter werden und ich als Mann auch keine Leihmutter.
Jürgen Wiethoff
02.10.2020, 09.55 Uhr
Persönliches (zum N-Wort und diesem Artikel)
Ich kenne viele Menschen mit dunkler Haut. Unsympathisch davon ist mir kein Einziger. Einige schätze ich sehr. Warum sollte ich also solche Menschen beleidigen?

Der Bericht in meinem Artikel über den Gedankenaustausch mit der Studentengruppe entspricht der Wahrheit.

Bis heute habe ich nur Vermutungen darüber gehört, warum Anfang der 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts das Wort Neger im damals noch geteilten D in Verruf geriet.

Die Ersatzbezeichnung „Farbiger“ (Ich weiß nicht mehr, ob die ggf. nur für die DDR gültig war.) ist aus mehreren Gründen nicht akzeptabel. In meinem Sprachgefühl (!) ist sie viel eher beleidigend, weil nicht differenzierend zu anderen Farbigen, also auch zu Weißen. Eine andere Ersatzbezeichnung kenne ich nicht.
Nicht nur Spötter haben in der DDR ersatzweise „Bunte“, „Schwarze“ (fälschlicherweise auch zu Menschen mit brauner Haut) und andere Wörter, die ich hier nicht aufzählen möchte, weil sie eindeutig beleidigend sind, gesagt.

Herr Glashagel (Seltsam: Bis vorgestern war ich der Meinung, dass wir uns mit Vornamen und Du ansprechen, immerhin kennen wir uns seit Ihren frühen Jugendjahren. Ich entziehe auch niemandem die vertraulichen Umgangsformen, der mal eine grundsätzlich andere Meinung als ich vertritt. Das finde ich vollkommen normal.) und ich sind mit unterschiedlichen Voraussetzungen an die Betrachtung herangegangen. Ich habe dem „Volk auf´s Maul“ gesehen, Herr Glashagel in die Bücher und/oder seine Studienaufzeichnungen. Wer mich deswegen als populistisch einstuft, muss Martin Luther „umstufen“. Das mein Blick „auf´s Maul“ nicht so ganz falsch gewesen ist, zeigt das Verhältnis der erhobenen oder gesenkten Daumen zu den Diskussionsbeiträgen beider Artikel.

Selbstverständlich entwickeln sich alle Sprachen weiter. Vor allem durch die technische Weiterentwicklung müssen neue Worte und Formulierungen entstehen. Deswegen muss man aber alte nicht abschaffen, nur weil irgendwer glaubt, ihnen neue Bedeutungen zuordnen zu müssen. Letzteres muss vermieden werden.

Dass „die Sprache der Dichter und Denker … den Bach hinunter“ geht und „der Untergang des Abendlandes... dräut“, ist nicht meine Intuition. Wer sagt/schreibt denn so etwas?
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