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Mi, 17:15 Uhr
21.10.2020
In die Freude mischt sich grüne Kritik

Lückenschluss von Nordhausen nach Seesen

Symbolträchtig war der heutige Spatenstich in Holbach schon deshalb, weil er den letzten Abschnitt eines ambitionierten Projektes einläutete. In sechs Jahren geht es dann durch den Südharz zügig von der A 38 zur A7 …

Länderübergreifendes Schaufeln an der neuen B 243 bei Holbach (Foto: oas) Länderübergreifendes Schaufeln an der neuen B 243 bei Holbach (Foto: oas)


Die Ortsumfahrungen Holbach und Günzerode entlang der neuen B 243 sind sehr anspruchsvolle Bauabschnitte. Nicht weniger als zehn Bauwerke (also Brücken, Dämme, Einschnitte) werden sie beinhalten. Die knapp 10 Kilometern lange Strecke ist das letzte Teilstück der neu ausgebauten B 243. Nach ihrer für 2026 geplanten Fertigstellung, wird die B 243 dann durchgängig dreispurig befahrbar sein, wobei es wechselnde Überholstreifen gibt. Insgesamt werden entlang der Trasse neun neue Brücken errichtet. Rund 57,4 Millionen Euro werden aus Bundesmitteln in den Bau investieren.
 
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Neben der Verkehrssicherheit wurde im Rahmen der Planungen auch auf den Lärmschutz geachtet. Um Haferungen und Günzerode vom Verkehrslärm zu entlasten, ist die Strecke auf rund 450 Metern auf dem Hamsterberg in den Hügel eingelassen.

So waren dann auch Vertreter des Scheuerschen Bundesverkehrsministeriums da (der parlamentarische Staatssekretär Steffen Bilger, der sehr bedauerte keine Thüringer Bratwurst kredenzt zu bekommen), aus Niedersachsen und Thüringen diverse Politprominenz wie Bundestagsabgeordnete (Manfred Grund), Landtagspräsidentinnen (Birgit Keller), Landräte (Matthias Jendricke) und Landesstaatssekretärinnen wie Susanna Karawanskij aus dem von der Linkspartei geführten Thüringer Ministerium für Infrastruktur. Sie
sagte in ihrer Ansprache: „Zwei benachbarte Bundesländer rücken 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch ein Stück näher zusammen. Zwischen der A 38 in Thüringen und der B 27 in Niedersachsen wird mit dem Bau der Ortsumfahrungen Holbach und Günzerode eine Lücke geschlossen, die für die gesamte Region bedeutsam ist. Denn die B 243 wird dann keine Ortschaft mehr durchqueren. Pendler, der Güterverkehr und auch Touristen werden künftig schneller und sicherer am Ziel sein. Für die Menschen in den betroffenen Gemeinden ist es ein Zugewinn an Lebensqualität und Sicherheit, wenn täglich rund 7.400 Fahrzeuge weniger durch die Orte fahren.“

Steffen Bilger verwies auf die vielen Projekte, die der Bund seit dem Jahre 1990 schon realisiert habe, darunter mehr als 50 Ortsumfahrungen in Thüringen im Zuge von ausgebauten Bundesstraßen. Im vordringlichen Bedarf des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen 2016 sind für Nordthüringen die Ortsumfahrungen Nordhausen und Niedersachswerfen (B 4) sowie die Ortsumfahrungen für Ferna, Teistungen, Kallmerode, Mühlhausen, Höngeda und Großengottern entlang der B 247 eingeordnet, die bis 2030 realisiert oder zumindest begonnen werden sollen. Dieses versprach dann auch die Thüringer Staatssekretärin pünktlich umsetzen zu wollen. Sie betonte, dass der Landesstraßenbedarfsplan 2030 bis 18 Neubauvorhaben vorsieht, wobei in Nordthüringen beispielsweise die Ortsdurchfahrt Leinefelde (L 3080) im Zusammenhang mit dem Neubau der B 247 Ortsumfahrung Kallmerode umgesetzt werden soll.
 
Staatssekretärin Susanna Karawanskij lobt das umfangreiche Projekt (Foto: oas) Staatssekretärin Susanna Karawanskij lobt das umfangreiche Projekt (Foto: oas)


„Straßenbau ist eine Daueraufgabe des Landes und unser Prinzip bleibt Ausbau und Erhalt vor Neubau. Bei Neubauprojekten stehen für uns Ortsumgehungen im Fokus, mit denen die Umwelt- und Lärmbelastungen für die Menschen in den Gemeinden verringert und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Bis 2030 sehen wir einen Investitionsbedarf im Straßenbau von etwa einer Milliarde Euro. Das ist kein Widerspruch zu unserer klimapolitisch ausgerichteten Verkehrspolitik. Denn in allen Landesteilen konzentrieren wir uns neben dem Straßenbau vor allem auf einen gut ausgebauten Nahverkehr mit Bus und Bahn sowie die Entwicklung eines landesweiten Verkehrsverbundes für Thüringen“, sagte Karawanskij.

Was die Bauarbeiten im Eichsfeld betrifft, sehen das ihre grünen Koalitionspartner in Erfurt etwas anders. Deren verkehrspolitische Sprecherin Laura Wahl mahnte anläßlich des heutigen Spatenstichs in einer Presseerklärung: „Vielleicht braucht Thüringen im Verlauf hochbelasteter Bundesstraßen noch etwas mehr als ein Dutzend wichtiger Ortsumfahrungen. Allerdings sieht der Bundesverkehrswegeplan für Thüringen fast 50 weitere Straßenbauvorhaben vor, für die noch einmal rund 1,5 Milliarden Euro investiert werden sollen. Dieses Programm ist weder finanzierbar noch ist es verantwortlich, für Vorhaben mit geringem Nutzen noch mehr Fläche zu versiegeln und Naturräume zu zerschneiden.“

Konkret kritisieren die Grünen die Baumaßnahmen an der Bundesstraße 247 und ihr Eichsfelder Vertreter Michael Hoffmeier, Sprecher der Schutzgemeinschaft Hahletal-Pferdeberg, wird sehr deutlich: „Angesichts von zwei hervorragend ausgebauten Alternativrouten (A 7/A38 und B 243/B 4) wird die Nutzung der B 247 nördlich von Leinefelde dann noch uninteressanter für den überregionalen Lkw-Durchgangsverkehr. Für den lokalen und regionalen Lkw-Verkehr bliebe die B 247 selbstverständlich offen.“ Er fordert weiter: „Deshalb muss der Bund sowie die zuständige Straßenbauverwaltungen in Thüringen und Niedersachsen die teuren Planungen für den überflüssigen und zerstörerischen Neubau der B 247 im Hahletal endlich stoppen und aufgeben. Die laufenden Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehungen Duderstadt sowie Teistungen-Ferna sind abzubrechen, weil sie keinen Nutzen bringen.“

Von solchen Dissonanzen war allerdings heute Nachmittag an der Baustelle bei Holbach nichts zu spüren, ganz im Gegenteil wirkten Vertreter von CSU, CDU und Linken als politische Gegenpole nicht nur entspannt, sondern auffallend freundschaftlich im Umgang miteinander. Birgit Keller, als Abgeordnete des Landkreises im Thüringer Landtag und ehemalige Ministerin für Infrastruktur sowie ehemalige Landrätin von Nordhausen bedankte sich ganz explizit auch bei ihren heute erschienenen ehemaligen niedersächsischen Landratskollegen für die Hilfe und den Input, den die Politik jenseits der Thüringer Landesgrenze beigesteuert hatte.

In den Ortschaften, die von der notwendigen Umleitung in den nächsten Jahren betroffen sind, wächst dagegen der Unmut über das hohe Verkehrsaufkommen bei fehlender Infrastruktur für die Bewältigung dieser Belastung. Eine Unterschriftensammlung von 90 Zentimeter Breite und 10 Metern Länge (etwas vergrößert) wurde den anwesenden Politikern im Anschluss an die Feierlichkeit von den Bürgern der Ortschaften überreicht. Sie erhoffen sich in ihrem Anliegen Hilfe von den Verantwortlichen.

Die nnz wird die Entwicklung um Liebenrode, Obersachswerfen und Branderode weiter verfolgen und ihre Leser hier auf dem Laufenden halten.
Olaf Schulze

Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Spatenstich für das letzte Teilstück der neuen B 243 (Foto: oas)
Autor: osch

Kommentare
E20
22.10.2020, 07.33 Uhr
Straßenbau
6 Jahre für knapp 10 km - das ist schon "ordentlich" ...
Herr Schröder
22.10.2020, 08.08 Uhr
Zeit wird es!
Falls die Ökos nicht noch irgendwo einen Hamster finden, ist die Fertigstellung der B243n nun absehbar.
Leider steht in dem Artikel nichts über die B4 Richtung Sondershausen. Da sprach man letztes Jahr auch von einem Baubeginn in 2020. Vielleicht hebt man sich den Spatenstich ja auch für den Wahlkampf auf.
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