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So, 09:40 Uhr
13.06.2021
Erinnerung an die verstorbene Künstlerin Ilse Spangenberg

In Memoriam

„Es ist Wirklichkeit, auch die Museen können wieder ihre Werke dem Publikum zeigen. Wieso diese Einrichtungen der Intensivschließung unterlagen, hat sich mir und anderen nicht wirklich erschlossen und mit der Bezeichnung „systemrelefanz“ hat das schon gar nichts zu tun." So beginnt der neue Beitrag vn Heidelore Kneffel...

Die verstorbene Künstlerin 1997 anläßlich einer Lesung mit Sarah Kirsch (links) (Foto: H.Kneffel) Die verstorbene Künstlerin 1997 anläßlich einer Lesung mit Sarah Kirsch (links) (Foto: H.Kneffel)

Im Kunsthaus Meyenburg in der Puschkinstraße werden noch bis zum Sonntag, dem 20. Juni, Kunstwerke gezeigt, die von Künstlerinnen stammen, die in Nordhausen geboren wurden, bzw., hier künstlerisch tätig waren und sind. In neun der Räume zeigen neun Frauen, welche schöpferischen Leistungen sie geschaffen haben. Dies sind Maria Schmidt Franken, 1888-1967, Maria Becker-Diedelt, 1891-1980, Margret Böning, 1911-1995, Ilsetraut Glock, 1915-2013, Ilse Spangenberg, 1924-2020, Eva Groh,1925-2008, Marlies Müller, 1930-1959, Karin Kisker, geb.1953 und Ute Zyrus-Gonska. geb. 1964.

Ich möchte mich in diesem Beitrag einer von ihnen widmen, Ilse Spangenberg. Sie starb am 11. Oktober 2020, mir ist nicht bekannt, dass in Nordhausen darauf hingewiesen wurde. Ich setzte mich mit ihrem Sohn telefonisch in Verbindung, weil ihm ja ihre Werke vertraut sind und ich gern mehr aus ihrem schaffensreichen Leben erfahren wollte. Unsere Verabredung konnte dann nicht zustande kommen wegen der Pandemiebestimmungen. Jetzt aber keimt Hoffnung auf!

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Die Künstlerin war immer sehr zurückhaltend mit Aussagen zu sich und ihrem Schaffen. Auch, als sie 2006 in den Räumen der Dichterstätte in Limlingerode ausstellte, konnten wir ihr nur wenige Informationen entlocken – man sollte auf ihre Bildwerke schauen, womit sie vielen künstlerisch Tätigen aus der Seele gesprochen hat. Ich bin ihr immer wieder bei Kunstausstellungen oder anderen künstlerischen Veranstaltungen begegnet. Die Fotografie zeigt sie rechts hinter der Dichterin Sarah Kirsch, als diese im Kulturbund ihre Gedichte vortrug. In der Regel fuhr sie mit dem Fahrrad zu den Orten, wo Kultur stattfand. Auch sonst war sie damit im Stadtbild präsent. Ihr Sohn hat ihr zum 80. Geburtstag noch ein neues gekauft.

Als wir ihre Werke gern im Geburtshaus der Dichterin Sarah Kirsch zeigen wollten, habe ich sie damals in ihrer kleinen Wohnung in der 1. Etage in der Kützingstraße in Nordhausen besucht und hatte dadurch eine Extrakunstausstellung vor mir. Schon die selbstgewirkten langen Vorhänge vor den Fenstern waren ein Genuss. Zahlreiche gezeichnete, gedruckte, bemalte Bilder hingen oder standen im auf dem Flur, im Wohnzimmer.

Es war klar, dass wir auf ihr großes Vorbild zu sprechen kamen, den Künstler Martin Domke, 1911-2005, der nach dem Krieg intensiv Kunst ins Nordhäuser Leben brachte und mehreren weiblichen und männlichen Jugendlichen in der Volkshochschule oder seiner Kunstschule im Judenturm auf dem Petersberg ein vielfältiges künstlerisches Können nahebrachte, so dass alle ab 1949 zum Kunststudium zugelassen wurden, z. B. in Weimar oder Dresden. Eine zweite Person schulte die junge Frau in Nordhausen, die Künstlerin Renate Niethammer, 1913-2017, die besonders im Porträtieren geschult war.
Ilse Spangenberg, geboren am 18. September 1924 in Nordhausen-Salza, studierte von 1949 bis 1951 an der Hochschule für Architektur und Bildende Kunst in Weimar, führte ihr Studium an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden fort. Sie war also bestens ausgerüstet in Kenntnissen über das Studium vor der Natur und schon seit Domke über moderne Kunstformen wie den Expressionismus und die Bauhauskunst. 1953 schloss sie mit dem Diplom ab und arbeitete bis 1955 an der Dresdner Kunstschule als Assistentin im Fachbereich Kunst. Als sie 1956 nach Nordhausen zurückkam, konnte sie also in ihrer eigenen Kunstsprache aus einem Füllhorn schöpfen und sich als freischaffende Künstlerin niederlassen. Sie beteiligte sich an zahlreichen Kunstausstellungen an verschiedenen Orten, an denen mehrere Künstler teilnahmen, hatte Einzelausstellungen, war Mitglied der Verbandes Bildender Künstler der DDR und ist in der Akademie der Künste in Berlin im Archiv zu finden. Sie erhielt in der DDR auch Aufträge für die Kunst am Bau. Wenn ich meinen Sohn zum Kindergarten am Frauenberg brachte, strahlte mir im Eingangsbereich ihre Emaille-Kunst entgegen.

Die Bildsprache von Ilse Spangenberg ist sehr vielschichtig, sie beherrscht die realistische und die abstrahierende Darstellungsart, beides kombiniert sie auch. In der Nordhäuser Kunstsammlung finden sich ein Holzschnitt in Braunrottönen auf Velourpapier zum Thema „Jugend – Adam und Eva auf dem Lande“, zwei baumreiche Pastelle, den Frühling und Herbst in der Windlücke darstellend, ein Aquarell als violett leuchtendes Stillleben, ein weiteres filigran aus Holz geschnittenes mit Früchten und Blumen, gebannt auf Japanseide. Zwei junge Frauen wurden in farbigen Holzschnitten abgebildet.

Ein Bild zeigt Geflügelzüchterinnen, die in einen Untergrund mit einer dekorativ reichhaltigen Ansammlung von Federvieh hineingefügt wurden. Auffällig auch in der Größe ist eine dekorativ aufgefasste getönte Federzeichnung vom Pferdesport. Da sich der Sohn schon früh zu diesen Tieren hingezogen fühlte, hat sie diese intensiv studiert und in mehreren Varianten dargestellt. Die im Kunsthaus gezeigten Werke stammen aus den 1960er und 1970er Jahren. Über diese Künstlerin gibt es also noch einiges zu erforschen.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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