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So, 08:51 Uhr
14.08.2022
Wie das Handwerkergymnasium den Berufsweg ebnete

Werkstatt statt Hörsaal

Dass sie ihr Berufsweg ins Handwerk führen wird, hätten Maximilian Donnerberg und Leonhard Ley vor einigen Jahren nicht gedacht. „Nach der zehnten Klasse war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich studieren will. Nur die Richtung stand noch nicht fest“, erinnert sich Leonhard Ley...

Die Tischler-Werkstatt der Walter-Gropius-Schule: Leonhard (li.) und Max erinnern sich an ihre ersten Arbeiten mit Holz in der Schulzeit. (Foto: HWK Erfurt) Die Tischler-Werkstatt der Walter-Gropius-Schule: Leonhard (li.) und Max erinnern sich an ihre ersten Arbeiten mit Holz in der Schulzeit. (Foto: HWK Erfurt)

Sein Schulkamerad liebäugelte zur gleichen Zeit mit einem Produktdesign-Studium. „Ich habe keineswegs daran gedacht, einen handwerklichen Beruf zu ergreifen“, sagt er.

Es kam anders. Die Erfurter, beide 22 Jahre alt und Tischlergesellen, gehören zum ersten Jahrgang des Handwerkergymnasiums – und sind dem Handwerk auch nach dem Abitur treu geblieben. Von der Handwerkskammer Erfurt und dem Thüringer Bildungsministerium initiiert, ist das Modell 2016 erstmals an der Walter-Gropius-Schule gestartet. In drei Jahren Oberstufe haben sie nicht nur den Abiturstoff gepaukt, sondern zusätzlich auch Stunden in Betriebswirtschaftslehre und Pädagogik – zwei wichtige Bausteine der Meisterausbildung – belegt. Und sie durften in die Unternehmen des Kammerbezirks hineinschnuppern. „Dank der Praktika haben wir einen guten Blick in die Betriebe bekommen. Das Bild, das ich vom Handwerk hatte – schwere Lehrzeit und etwas altmodisch – hat sich dadurch revidiert“, sagt Leonhard Ley.

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Die Praktika ließen auch Maximilian Donnerberg reifen und wertvolle Erkenntnisse für das Berufsleben sammeln. „Mein erstes Praktikum war in einer Fleischerei. Da habe ich festgestellt, dass der Umgang mit Lebensmitteln ein Hobby bleiben soll“, sagt er. Das zweite Praktikum führte ihn in eine Tischlerei, wo er seine Liebe zum Werkstoff Holz entdeckte. Sie ist bis heute geblieben.

Ausbildung mit Bestnoten
Nach dem Abitur ging es nicht in den Hörsaal, sondern in die Werkstätten. Maximilian Donnerberg absolvierte seine Ausbildung in den „konzept-los Möbelwerkstätten“ in Erfurt, die sich auf die Herstellung von individuellen Möbelstücken spezialisiert haben. Leonhard Ley hat im Betrieb Tonnecker Innenausbau in Waltersleben Möbel hergestellt sowie Türen ge- und eingebaut. „Man baut vom Grund auf und muss dabei sehr genau arbeiten, auf Millimeter. Und das mit den eigenen Händen“, schwärmt er.

Bereut haben sie ihre Entscheidung für eine Ausbildung nie. „Die Lehrzeit war keine einfache Zeit. Vielleicht konnten sich Freunde, die studieren, mehr ausleben und Party machen. Dafür wird uns viel Respekt für unsere Arbeit entgegen gebracht“, sagt Maximilian Donnerberg. Er hat die Ausbildung als bester Lehrling der Innung abgeschlossen, sein Kumpel folgt ihm auf den dritten Platz.

Wer so erfolgreich ist, dem stehen viele Türen offen. Leonhard Ley beginnt schon Mitte September die Meisterausbildung im fränkischen Ebern. Er will sie in Vollzeit absolvieren und im März 2024 abschließen. Bevor Maximilian Donnerberg noch einmal die Schulbank drückt, zieht es ihn in die weite Welt. Mit dem Jahreswechsel beginnt er eine Stelle als Tischler in Australien. Bisher sind drei Monate in seinem Vertrag fixiert, doch ein Rückflug ist nicht gebucht. „Vielleicht verlängere ich noch einmal.“

Der eigene Chef sein
In der Meisterschule werden sie den Stoff der Meisterteile III und IV noch einmal wiederholen und die Prüfung schreiben, auf die sie während der Zeit im Handwerkergymnasium noch verzichtet hatten. „Es liegen ein paar Jahre dazwischen. Ich denke, eine Wiederholung ist noch einmal gut“, sind sich die jungen Männer einig.

In der Zukunft könnten sie sich vorstellen, einen eigenen Betrieb zu führen. Bis dahin möchten sie weiter lernen. „Das eigentliche Lernen fängt erst nach der Ausbildung an. Und richtig fertig ist man wahrscheinlich nie“, sagt Maximilian Donnerberg.
Autor: red

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