Mi, 09:09 Uhr
15.01.2025
BUND Thüringen reicht Klage gegen Gipsabbau ein
"Schluss mit der Scheibchentaktik"
Der BUND Thüringen reichte jetzt Klage gegen die Zulassung des Hauptbetriebsplans 2020-2024 für den Gips- und Anhydrittagebau Woffleben/Himmelsberg am Thüringer Verwaltungsgericht in Weimar ein. Der Hauptbetriebsplan sieht vor, dort weitere Flächen mit wertvollen Laubwaldbeständen abzubauen...
Der BUND Thüringen und insbesondere sein Kreisverband Nordhausen setzen sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der einzigartigen Gipskarstlandschaft bei Nordhausen ein und fordern ein Ende des Gipsabbaus bis 2045 – durch Umstellung auf Recycling, Industriegipse und nachwachsende Rohstoffe.
Solange deutsche Unternehmen weiterhin Naturgips exportieren oder für Einweggipsplatten verschwenden, brauchen wir nicht über eine angebliche Rohstoffknappheit in Deutschland diskutieren, so Tobias Strietzel vom BUND-Kreisverband Nordhausen, für den BUND Thüringen.
Die Klage des Umweltverbandes richtet sich gegen den Antrag der Firma Saint-Gobain Formula GmbH, weitere Flächen im Gipsmassiv Himmelsberg-Mühlberg bei Nordhausen abzubauen. Im vorangegangenen Hauptbetriebsplan 2013-2015 waren Flächen ausgeschlossen worden, um negative Auswirkungen auf die Natur zu minimieren. Im aktuellen Antrag sollen nun unter anderem genau diese Flächen abgebaut werden. Wir fordern ein Ende dieser Scheibchentaktik, so Strietzel weiter. Es kann nicht sein, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik vergessen, was als Schutzauflagen festgeschrieben wurde und diese wertvollen Naturflächen gleich beim nächsten Antrag abbauen lassen!
Die Taktik der kleinteiligen Flächenbeantragung führt auch dazu, dass die anerkannten Umwelt- und Naturschutzverbände regelmäßig nicht beteiligt werden und das gesamte Ausmaß der Umwelt- und Naturzerstörung nicht gezielt in den Blick genommen wird.
Das Verfahren wird von der Kanzlei Baumann Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB (Würzburg/Leipzig) anwaltlich begleitet. Rechtsanwältin Dr. Franziska Heß (Fachanwältin für Verwaltungsrecht) sieht bei der Zulassung des Hauptbetriebsplans erhebliche rechtliche Mängel: Es wurden die grundlegenden Vorgaben für die Durchführung von Verträglichkeitsprüfungen für das besonders streng geschützte Netz Natura 2000 nicht beachtet, weshalb nun Klage erhoben wurde.
Der Himmelsberg ist in einigen Teilen Naturschutz- und FFH-Gebiet. Zusammen mit dem östlich anschließenden Naturschutzgebiet Mühlberg ist es ein sehr artenreiches Naturgebiet, das Touristinnen und Touristen sowie den Menschen vor Ort durch blumenbunte Wiesen, geheimnisvolle Wälder und wunderschönen Feuchtgebiete beeindruckt. Bereits um das Jahr 2000 hatte die Gemeinde Niedersachswerfen mit einem Pilotprojekt versucht, den Abbau im damals einzigen Steinbruch Rüsselsee zu begrenzen und zusammen mit dem betreibenden Gips-Unternehmen CASEA GmbH optimal zu rekultivieren. Spätestens aber mit der Genehmigung des neuen, direkt angrenzenden Tagebaus Himmelsberg für die Firma Saint-Gobain im Jahr 2006 wurde das Pilotprojekt Rüsselsee jedoch ad absurdum geführt. In der Folge stellen beide Abbaufirmen immer wieder neue Abbauanträge für neue Flächen, die allesamt mit intaktem, altem Laubwald bewachsen sind.
Der BUND fordert einen Ausstieg aus dem Naturgips durch erneuerbare Baustoffe aus nachwachsenden oder recycelten Materialien und eine entsprechende Marktoffensive, denn viele der Produkte sind bereits auf dem Markt.
Autor: redDer BUND Thüringen und insbesondere sein Kreisverband Nordhausen setzen sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der einzigartigen Gipskarstlandschaft bei Nordhausen ein und fordern ein Ende des Gipsabbaus bis 2045 – durch Umstellung auf Recycling, Industriegipse und nachwachsende Rohstoffe.
Solange deutsche Unternehmen weiterhin Naturgips exportieren oder für Einweggipsplatten verschwenden, brauchen wir nicht über eine angebliche Rohstoffknappheit in Deutschland diskutieren, so Tobias Strietzel vom BUND-Kreisverband Nordhausen, für den BUND Thüringen.
Die Klage des Umweltverbandes richtet sich gegen den Antrag der Firma Saint-Gobain Formula GmbH, weitere Flächen im Gipsmassiv Himmelsberg-Mühlberg bei Nordhausen abzubauen. Im vorangegangenen Hauptbetriebsplan 2013-2015 waren Flächen ausgeschlossen worden, um negative Auswirkungen auf die Natur zu minimieren. Im aktuellen Antrag sollen nun unter anderem genau diese Flächen abgebaut werden. Wir fordern ein Ende dieser Scheibchentaktik, so Strietzel weiter. Es kann nicht sein, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik vergessen, was als Schutzauflagen festgeschrieben wurde und diese wertvollen Naturflächen gleich beim nächsten Antrag abbauen lassen!
Die Taktik der kleinteiligen Flächenbeantragung führt auch dazu, dass die anerkannten Umwelt- und Naturschutzverbände regelmäßig nicht beteiligt werden und das gesamte Ausmaß der Umwelt- und Naturzerstörung nicht gezielt in den Blick genommen wird.
Das Verfahren wird von der Kanzlei Baumann Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB (Würzburg/Leipzig) anwaltlich begleitet. Rechtsanwältin Dr. Franziska Heß (Fachanwältin für Verwaltungsrecht) sieht bei der Zulassung des Hauptbetriebsplans erhebliche rechtliche Mängel: Es wurden die grundlegenden Vorgaben für die Durchführung von Verträglichkeitsprüfungen für das besonders streng geschützte Netz Natura 2000 nicht beachtet, weshalb nun Klage erhoben wurde.
Der Himmelsberg ist in einigen Teilen Naturschutz- und FFH-Gebiet. Zusammen mit dem östlich anschließenden Naturschutzgebiet Mühlberg ist es ein sehr artenreiches Naturgebiet, das Touristinnen und Touristen sowie den Menschen vor Ort durch blumenbunte Wiesen, geheimnisvolle Wälder und wunderschönen Feuchtgebiete beeindruckt. Bereits um das Jahr 2000 hatte die Gemeinde Niedersachswerfen mit einem Pilotprojekt versucht, den Abbau im damals einzigen Steinbruch Rüsselsee zu begrenzen und zusammen mit dem betreibenden Gips-Unternehmen CASEA GmbH optimal zu rekultivieren. Spätestens aber mit der Genehmigung des neuen, direkt angrenzenden Tagebaus Himmelsberg für die Firma Saint-Gobain im Jahr 2006 wurde das Pilotprojekt Rüsselsee jedoch ad absurdum geführt. In der Folge stellen beide Abbaufirmen immer wieder neue Abbauanträge für neue Flächen, die allesamt mit intaktem, altem Laubwald bewachsen sind.
Der BUND fordert einen Ausstieg aus dem Naturgips durch erneuerbare Baustoffe aus nachwachsenden oder recycelten Materialien und eine entsprechende Marktoffensive, denn viele der Produkte sind bereits auf dem Markt.
Kommentare
Bodo Schwarzberg
16.01.2025, 00.25 Uhr
Naturzerstörung hat leider keinen Preis
Selbst dann, wenn der BUND, was ich ihm als aktiver Artenschützer und Botaniker von Herzem wünsche, eine Fortsetzung des Abbaus am Himmelsberg mit seiner Klage verhindern kann, so dürfte das Problem Gipsabbau nur auf rechtlich leichter zu erreichende Abbaugenehmigungen anderswo verlagert werden.
Denn das Grundproblem kritisiert auch der BUND leider nicht: Solange die Gewinnung von unabhängig vom Menschen vorhandenen Ressourcen profitabler ist, als Recycling, und solange, wie die Industrie vom Bergrecht abgesichert ist, wird der Abbau zwischen Osterode und Pölsfeld weitergehen oder neu beginnen.
In welcher Gesellschaft leben wir?
Die ökonomisch als "externe Kosten" bezeichneten, aber nicht in die Planung eingepreisten, da nicht "gesetzlich geregelten", wahren Folgeausgaben der Naturzerstörung wie Artenverlust oder Waldverlust, würden ja den Abbau wirtschaftlich vielleicht unattraktiv machen.
Wenn das überall berücksichtigt wäre, dann hätten Klimakatastrophe und Biodiversitätsverlust, letzteres nun auch noch gefördert durch Green Deals auf europäischer Ebene mit Lithiumabbau, Windrädern & Co, ein Ende. Haben sie aber nicht.
Wir müssen lernen, mit dem auszukommen, was wir bereits haben, müssen Maß halten. Mit Naturgesetzen lässt sich schließlich nicht verhandeln, auch wenn der Lernprozess gewiss schmerzlich ist.
Und ich glaube, wir müssen uns auf die eigene, nationale und regionale Leistungskraft besinnen. Die Globalisierung heizt die Naturzerstörung auch durch den Gipsabbau zusätzlich an.
Denn das Grundproblem kritisiert auch der BUND leider nicht: Solange die Gewinnung von unabhängig vom Menschen vorhandenen Ressourcen profitabler ist, als Recycling, und solange, wie die Industrie vom Bergrecht abgesichert ist, wird der Abbau zwischen Osterode und Pölsfeld weitergehen oder neu beginnen.
In welcher Gesellschaft leben wir?
Die ökonomisch als "externe Kosten" bezeichneten, aber nicht in die Planung eingepreisten, da nicht "gesetzlich geregelten", wahren Folgeausgaben der Naturzerstörung wie Artenverlust oder Waldverlust, würden ja den Abbau wirtschaftlich vielleicht unattraktiv machen.
Wenn das überall berücksichtigt wäre, dann hätten Klimakatastrophe und Biodiversitätsverlust, letzteres nun auch noch gefördert durch Green Deals auf europäischer Ebene mit Lithiumabbau, Windrädern & Co, ein Ende. Haben sie aber nicht.
Wir müssen lernen, mit dem auszukommen, was wir bereits haben, müssen Maß halten. Mit Naturgesetzen lässt sich schließlich nicht verhandeln, auch wenn der Lernprozess gewiss schmerzlich ist.
Und ich glaube, wir müssen uns auf die eigene, nationale und regionale Leistungskraft besinnen. Die Globalisierung heizt die Naturzerstörung auch durch den Gipsabbau zusätzlich an.
4
1
Login für Vote
Brockenzug
16.01.2025, 11.05 Uhr
Contra Abbau: Der richtige Weg
Die Klage ist ein konsequenter und richtiger Weg.
0
3
Login für Vote
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.