Mi, 19:00 Uhr
26.03.2025
Beim FSV Wacker stellen sich die Fans gegen den Vorstand
Aufgestauter Unmut bricht sich Bahn
Während das Flaggschiff des FSV Wacker 90 in Saalfeld im Kampf um Ligapunkte erneut untergeht schießt der Vereinspräsident auf dem heimischen Kunstrasen die zweite Mannschaft zum Erfolg in der Kreisliga. Doch das ist derzeit nicht die einzige Kuriosität rund um den einstigen Regionalligisten …
In kleinen Gedichten und mit der Forderung "Vorstand raus!" positionieren sich die aktiven Wackerfans in Thüringens Stadien (Foto: privat)
Beim Thüringer Verbandsligisten Wacker Nordhausen stehen die Zeichen momentan auf Sturm. Sportlich kann sich der Vereinsvorstand von seinen ambitionierten Zielen eines Wiederaufstiegs in die Oberliga nach drei Niederlagen am Stück verabschieden. Doch die Talfahrt der Fußballer vom Kuhberg scheint symptomatisch für den Zustand im Verein.
Als solcher und offiziell eingetragener ist der FSV Wacker 90 Nordhausen e.V. laut bundesdeutschem Vereinsgesetz zur jährlichen Mitgliederversammlung verpflichtet, wie sie in jedem Briefmarkenzüchterverein Usus ist. Der Vorstand zieht in einem Tätigkeitsbericht Bilanz, der Schatzmeister gibt Auskunft über die Finanzen des Vereins. Wie jeder andere Verein auch verfügt der FSV Wacker über eine Satzung. Die legt im konkreten Fall fest, dass im Abstand von drei Jahren durch die Mitglieder ein neuer Vorstand zu wählen ist.
Nun werden sich die Älteren unter uns vielleicht noch erinnern, wann zum letzten Male eine Mitgliederversammlung stattgefunden hat. Richtig, es war vor fast fünf Jahren, als der ehemalige Mittelstürmer sowie Top-Torschütze des Vereins,Torsten Klaus, sich mit einem jungen Team den Vereinsmitgliedern zur Wahl stellte und das Steuerrad übernahm auf dem schlingernden Wacker-Kutter.
Ein weiteres Kuriosum ist, dass es für den alten Vorstand damals keine Entlastung gab. Wir erinnern uns: Wacker war zum zweiten Male seit der Neugründung 1990 insolvent und der Vorstand um Nico Kleofas nicht mehr verfügbar oder arbeitswillig. Bis heute, da die Insolvenz schon lange beendet ist, hat sich an diesem Zustand nichts geändert.
Also keine Mitgliederversammlungen seit fünf Jahren, keine Rechenschaftslegungen vor den Mitgliedern, keine Aufarbeitung des Vorgängerpräsidiums, keine satzungskonforme Vorstandswahl. Jetzt wird dem Präsidium zusätzlich vorgeworfen, es lägen seit Spielzeitbeginn mehrere (mindestens aber acht) Anträge auf Vereinsmitgliedschaft vor, die nicht bearbeitet würden.
Das könnte wiederum daran liegen, dass eine richtige Vorstandsarbeit gar nicht mehr möglich ist. Denn zumindest der Schatzmeister Steve Meier hat die Brocken schon länger hingeworfen, vom Jugendwart Markus Bossog wird das gleiche behauptet und Vorstandsmitglied Nils Porombka wurde ebenfalls lange nicht mehr gesichtet im Albert-Kuntz-Sportpark. Die verbliebenen Präsident und Vizepräsident (Torsten Klaus und Philipp Hoinkies) betreiben hauptberuflich beide verantwortlich eine eigene Firma; der Präsident spielt darüber hinaus in der wieder neu gegründeten zweiten Männer-Mannschaft und trainiert die F-Jugend der Blau-Weißen. Schon möglich, dass da auf der Geschäftsstelle mal etwas liegen bleibt. Wie Vereinsanträge zum Beispiel.
Diese Missstände sind unter den treuen Wacker-Anhängern seit längerem Grund zur Besorgnis, jedoch gelingt es ihnen nach eigenen Aussagen nicht, mit dem Vorstand in Kontakt zu treten. Nachfragen nach Versammlungen wurden mit den Hindernissen Insolvenz und Corona bisher durchweg abschlägig beschieden. Sauer aufgestoßen ist vielen Nordhäuser Fußballfreunden auch, wie intransparent die Personalpolitik der ersten Mannschaft ist und wie verdienstvolle Spieler sang- und klanglos den Verein verlassen, ohne irgendeine mündliche oder schriftliche Erläuterung des Vereins dazu. Beispielhaft hierfür der langjährige Stammspieler Erik Schneider, der seine Töppen nun seit dem Winter in Bad Frankenhausen schnürt, nachdem er alle Nachwuchsmannschaften bei Wacker und einige sogar bei Rot-Weiß Erfurt durchlaufen hatte.
Die aktiven Fans möchten seit Jahren ein Fanprojekt gründen, stoßen aber beim Vereinsvorstand auf wenig Gegenliebe und erhalten keine Unterstützung für ihr Vorhaben. Als vor einigen Wochen nach körperlichen Auseinandersetzungen mit Heiligenstädter Anhängern beim Auswärtsspiel die Wackerfans sich falsch behandelt fühlten, erhielten sie keinerlei Rückhalt vom Präsidium, dafür aber einen Rüffel und Androhungen, das heimische Stadion nicht mehr besuchen zu dürfen
Der im Umbau befindliche Sportpark ist ein weiterer Punkt, der für Unruhe sorgt.
Geht der Bau weiter?
Stimmen die Gerüchte, dass die Fördergelder im Landratsamt durch die allgemeine Preiserhöhungen aufgebraucht seien?
Wie lange soll noch Landesliga auf dem Kunstrasenplatz gespielt werden, bei vollen Eintrittspreisen?
Wobei nach Ansicht vieler Besucher einzig die Preise für Speisen und Getränke höherklassig seien. (Zitat: Bundesliga-Niveau). Wenigstens im Punkt Bauarbeiten kann die nnz Entwarnung geben. Der Bau wird im Frühjahr fortgesetzt und in dieser Spielzeit noch abgeschlossen, versicherte Landrat Jendricke auf unsere Nachfrage.
Als Summe all dieser offenen Probleme steht inzwischen auf Transparenten, die an Spieltagen durch den Freistaat gefahren und in Zusammenhang mit dem FSV Wacker Nordhausen gebracht werden Vorstand raus.
Am besten funktioniert momentan im angeschlagenen Fußballsportverein das Projekt 2. Mannschaft, in der Torsten Klaus und alte Wacker-Weggefährten von vor 20 Jahren gemeinsam mit jungen Spielern über die Dörfer ziehen und nunmehr fünfzig Spiele am Stück gegen niederklassige Vereine gewonnen haben. Und es ist nach wie vor der Nachwuchs, der den Verein Woche für Woche ausmacht und in dem großartige ehrenamtlich Trainingsarbeit für die Talente geleistet wird.
Wir haben den Vorstand zu all den im Artikel angesprochenen und uns aus mehreren Quellen kolportierten Problemen befragt, bisher aber noch keine Antwort erhalten. Sollten in den nächsten Tagen Antworten eintreffen, können Sie die hier in der nnz lesen.
Olaf Schulze
Autor: osch
Beim Thüringer Verbandsligisten Wacker Nordhausen stehen die Zeichen momentan auf Sturm. Sportlich kann sich der Vereinsvorstand von seinen ambitionierten Zielen eines Wiederaufstiegs in die Oberliga nach drei Niederlagen am Stück verabschieden. Doch die Talfahrt der Fußballer vom Kuhberg scheint symptomatisch für den Zustand im Verein.
Als solcher und offiziell eingetragener ist der FSV Wacker 90 Nordhausen e.V. laut bundesdeutschem Vereinsgesetz zur jährlichen Mitgliederversammlung verpflichtet, wie sie in jedem Briefmarkenzüchterverein Usus ist. Der Vorstand zieht in einem Tätigkeitsbericht Bilanz, der Schatzmeister gibt Auskunft über die Finanzen des Vereins. Wie jeder andere Verein auch verfügt der FSV Wacker über eine Satzung. Die legt im konkreten Fall fest, dass im Abstand von drei Jahren durch die Mitglieder ein neuer Vorstand zu wählen ist.
Nun werden sich die Älteren unter uns vielleicht noch erinnern, wann zum letzten Male eine Mitgliederversammlung stattgefunden hat. Richtig, es war vor fast fünf Jahren, als der ehemalige Mittelstürmer sowie Top-Torschütze des Vereins,Torsten Klaus, sich mit einem jungen Team den Vereinsmitgliedern zur Wahl stellte und das Steuerrad übernahm auf dem schlingernden Wacker-Kutter.
Ein weiteres Kuriosum ist, dass es für den alten Vorstand damals keine Entlastung gab. Wir erinnern uns: Wacker war zum zweiten Male seit der Neugründung 1990 insolvent und der Vorstand um Nico Kleofas nicht mehr verfügbar oder arbeitswillig. Bis heute, da die Insolvenz schon lange beendet ist, hat sich an diesem Zustand nichts geändert.
Also keine Mitgliederversammlungen seit fünf Jahren, keine Rechenschaftslegungen vor den Mitgliedern, keine Aufarbeitung des Vorgängerpräsidiums, keine satzungskonforme Vorstandswahl. Jetzt wird dem Präsidium zusätzlich vorgeworfen, es lägen seit Spielzeitbeginn mehrere (mindestens aber acht) Anträge auf Vereinsmitgliedschaft vor, die nicht bearbeitet würden.
Das könnte wiederum daran liegen, dass eine richtige Vorstandsarbeit gar nicht mehr möglich ist. Denn zumindest der Schatzmeister Steve Meier hat die Brocken schon länger hingeworfen, vom Jugendwart Markus Bossog wird das gleiche behauptet und Vorstandsmitglied Nils Porombka wurde ebenfalls lange nicht mehr gesichtet im Albert-Kuntz-Sportpark. Die verbliebenen Präsident und Vizepräsident (Torsten Klaus und Philipp Hoinkies) betreiben hauptberuflich beide verantwortlich eine eigene Firma; der Präsident spielt darüber hinaus in der wieder neu gegründeten zweiten Männer-Mannschaft und trainiert die F-Jugend der Blau-Weißen. Schon möglich, dass da auf der Geschäftsstelle mal etwas liegen bleibt. Wie Vereinsanträge zum Beispiel.
Diese Missstände sind unter den treuen Wacker-Anhängern seit längerem Grund zur Besorgnis, jedoch gelingt es ihnen nach eigenen Aussagen nicht, mit dem Vorstand in Kontakt zu treten. Nachfragen nach Versammlungen wurden mit den Hindernissen Insolvenz und Corona bisher durchweg abschlägig beschieden. Sauer aufgestoßen ist vielen Nordhäuser Fußballfreunden auch, wie intransparent die Personalpolitik der ersten Mannschaft ist und wie verdienstvolle Spieler sang- und klanglos den Verein verlassen, ohne irgendeine mündliche oder schriftliche Erläuterung des Vereins dazu. Beispielhaft hierfür der langjährige Stammspieler Erik Schneider, der seine Töppen nun seit dem Winter in Bad Frankenhausen schnürt, nachdem er alle Nachwuchsmannschaften bei Wacker und einige sogar bei Rot-Weiß Erfurt durchlaufen hatte.
Die aktiven Fans möchten seit Jahren ein Fanprojekt gründen, stoßen aber beim Vereinsvorstand auf wenig Gegenliebe und erhalten keine Unterstützung für ihr Vorhaben. Als vor einigen Wochen nach körperlichen Auseinandersetzungen mit Heiligenstädter Anhängern beim Auswärtsspiel die Wackerfans sich falsch behandelt fühlten, erhielten sie keinerlei Rückhalt vom Präsidium, dafür aber einen Rüffel und Androhungen, das heimische Stadion nicht mehr besuchen zu dürfen
Der im Umbau befindliche Sportpark ist ein weiterer Punkt, der für Unruhe sorgt.
Geht der Bau weiter?
Stimmen die Gerüchte, dass die Fördergelder im Landratsamt durch die allgemeine Preiserhöhungen aufgebraucht seien?
Wie lange soll noch Landesliga auf dem Kunstrasenplatz gespielt werden, bei vollen Eintrittspreisen?
Wobei nach Ansicht vieler Besucher einzig die Preise für Speisen und Getränke höherklassig seien. (Zitat: Bundesliga-Niveau). Wenigstens im Punkt Bauarbeiten kann die nnz Entwarnung geben. Der Bau wird im Frühjahr fortgesetzt und in dieser Spielzeit noch abgeschlossen, versicherte Landrat Jendricke auf unsere Nachfrage.
Als Summe all dieser offenen Probleme steht inzwischen auf Transparenten, die an Spieltagen durch den Freistaat gefahren und in Zusammenhang mit dem FSV Wacker Nordhausen gebracht werden Vorstand raus.
Am besten funktioniert momentan im angeschlagenen Fußballsportverein das Projekt 2. Mannschaft, in der Torsten Klaus und alte Wacker-Weggefährten von vor 20 Jahren gemeinsam mit jungen Spielern über die Dörfer ziehen und nunmehr fünfzig Spiele am Stück gegen niederklassige Vereine gewonnen haben. Und es ist nach wie vor der Nachwuchs, der den Verein Woche für Woche ausmacht und in dem großartige ehrenamtlich Trainingsarbeit für die Talente geleistet wird.
Wir haben den Vorstand zu all den im Artikel angesprochenen und uns aus mehreren Quellen kolportierten Problemen befragt, bisher aber noch keine Antwort erhalten. Sollten in den nächsten Tagen Antworten eintreffen, können Sie die hier in der nnz lesen.
Olaf Schulze