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Mi, 09:05 Uhr
16.06.2021
Denkmalbeirat auf Rundreise

Nordhausens vergessene Kunstwerke

Neptun und Meerpferd sind den meisten Nordhäusern ein Begriff. Dass es in der Stadt eine ganze Reihe ähnlicher Kunstwerke gab, ist weniger bekannt. Der Denkmalbeirat der Stadt hat jetzt die zum Teil schwer mitgenommenen Reste dieser vergessenen Kunstwerke in Augenschein genommen...

Einigen Nordhäusern sind sie sicherlich noch bekannt: Neptun, Triton, Laokoon, Meerpferdchen und Leda als Zierfiguren im Park des heutigen Kunsthauses Meyenburg. Saniert bzw. rekonstruiert begrüßen das Meerpferdchen auf dem Platz in der Poststraße und die Leda im Grünen in der Bahnhofstraße vor dem derzeitigen Testzentrum die Passanten.

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Manche Vorbeieilende nehmen sich auch Zeit, um sie wahrzunehmen. Nicht so viel Glück hatten die anderen Figuren. Neptun als Gottes der Meere und des Wassers aus der römischen Mythologie (in der griechischen ist es Poseidon) stand als erste Figur auf dem Brunnen am Königshof (1734). Die Spuren der wichtigsten Figur sind sozusagen im Sande verlaufen. 1755 wurde auf dem Holzmarkt (Lutherplatz) Triton und in der oberen Rautenstraße (ca. bei Buchhaus Rose ) Laokoon als weitere Statuen in Anlehnung an die Antike. Bis auf Laokoon und Triton sind ihre derzeitigen Standpunkte uns leider nicht bekannt.

Erster Halt: die Überreste des "Laokoon" (Foto: M. Garke) Erster Halt: die Überreste des "Laokoon" (Foto: M. Garke)

Den Startpunkt der ersten Rundreise des neu berufenen Denkmalbeirats bildeten die gelittenen Plastiken des Laokoon, ein trojanischer Priester des Apollon Thymbraios oder des Neptuns (Poseidon) und Triton, ein vermutlicher Sohn Neptuns und Mischwesen mit einem delphinähnlichen Unterkörper. Beide konnten wir besuchen. Beeindruckt von ihren grazilen Relikten würden wir sie gern in der Öffentlichkeit an einem geeigneten Ort aufstellen und wenn möglich auch aufarbeiten lassen. Vielleicht im Hof der Flohburg und gegebenenfalls mit Spenden von Nordhäuser Bürgern?

Auf unserer Rundreise durch die Nordhäuser Geschichte waren auch die Einzelteile von Reliefplatten aus der einstigen Marktkirche, welche 2011 im Zusammenhang mit den vorbereitenden Arbeiten für den Neubau des Bürgerhauses geborgen wurden. Grabplatten aus der einstigen Petrikirche wurden bei der Umgestaltung des Geländes am Petersberg für die Landesgartenschau 2003 ebenfalls gesichert. Diese sowie die Marmorplastik im ebenerdigen Raum des Petriturms sich gegenüber witterungsgeschützt aufzustellen und so ebenfalls interessierten Nordhäusern zu zeigen, ist eine weitere Chance von der Geschichte der Stadt zu berichten.

Geborgen und gesichert: eine Reliefplatte aus der zerstörten Marktkirche (Foto: Pia Wienrich) Geborgen und gesichert: eine Reliefplatte aus der zerstörten Marktkirche (Foto: Pia Wienrich)

Ein weiterer „Stopp“ bildete der Hof des am Marienweg neu entstandenen DRK-Heims. Das Betonrelief der Erfurter Künstlerin Monika Hellmuth (*1943) begegnete seit 1972 bis zur Schließung der einstigen Frauenberg-Schule Schülern und Lehrern zwischen ihren Eingangstüren. Bertolt Brechts Gedicht „Anmut sparet nicht noch Mühe...“ setzte sie in acht plastischen Szenen um. Dank Heidelore Kneffel wurden sie erhalten und fanden im Zusammenhang mit der Gestaltung der Außenanlagen auf einer schräggestellten Stahlkonstruktion einen neuen Standort. Um sie jedoch besser zu bewahren, wird der Beirat seine nächste Sitzung für Lösungsvorschläge nutzen. Eventuell könnte eine Glasplatte als Abdeckung ergänzt oder eine senkrechte Aufstellung an einer geschützteren Stelle (Nordfassade) erfolgen.


Das traurige Ziel war der Lindenhof. Eine der einst repräsentativen Villen mit Arboretum aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts ist nicht mehr begehbar und von seinem Baumbestand sowie dessen Schösslingen fast vollkommen überwachsen. Ihr Schicksal hängt von einer erneuten Ausschreibung ab. Die Aufgabenstellung für eine Konzeptvergabe wird derzeit erarbeitet. Einige Flächen werden auch für Neubauten zugelassen. Ein möglicher Abriss der Villa bleibt weiterhin offen. Erfolgt dieser, dann verliert auch der Park sein Status als Denkmal. Eine Einbindung von Vertretern des Denkmalbeirats in das Prozedere ist vorgesehen.
Weitere Stationen der "Rundreise": Triton mit Blessuren, die kopflose Marmorplastik einer Frau und das Betonrelief am Frauenberg (Foto: M. Garke/Pia Wienrich)
Weitere Stationen der "Rundreise": Triton mit Blessuren, die kopflose Marmorplastik einer Frau und das Betonrelief am Frauenberg (Foto: M. Garke/Pia Wienrich)
Weitere Stationen der "Rundreise": Triton mit Blessuren, die kopflose Marmorplastik einer Frau und das Betonrelief am Frauenberg (Foto: M. Garke/Pia Wienrich)
Autor: red

Kommentare
DDR-Facharbeiter
16.06.2021, 12.28 Uhr
Soll Thomas-Mann-Büste erst vom Zahn der Zeit "Mitgenommen werden" ?
Thomas Mann zu Ehren wurde vom Kulturbund Nordhausen 1978 eine Stele mit seinem vollständigen Namen sowie dem Geburts- und Sterbejahr aufgestellt, die vom kunstvoll zisilierten Haupt des Nobelpreisträgers gekrönt wurde. Geschaffen hatte die Büste der Weimarer Bildhauer Eberhardt Reppold als Auftragswerk.
Denkmalbeirat, bewahren Sie das Thomas-Mann-Haus und seine -noch - wohlerhaltene Thomas-Mann-Büste aus dem DDR-Kultur-Erbe vor dem "Mitgenommen-Werden".
"Aus Schrott mach Hot"sagte der Nordhäuser Sobotnik..
Paulinchen
16.06.2021, 13.01 Uhr
Ist das Kunst,...
... oder kann das endlich mal weg?
Der Brunnen amm Hagen ist offenbar das Stiefkind aller Brunnen der Stadt Nordhausen. Seit mehreren Jahren, steht er trocken so herum.
Immerhin ist er aus Bronze und sollte damit doch auch noch einen Restwert haben.
Wie denkt man eigentlich in der Stadtverwaltung darüber????? Oder ist das Kunstwerk längst schon abgeschrieben?
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