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Mo, 10:00 Uhr
19.07.2021
Einsatz im Krisengebiet

"Es ist einfach unfassbar, was hier passiert ist!"

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Niedersachswerfen hatten in den zurückliegenden Tagen bei der Bewältigung der katastrophalen Schäden im Westen Deutschlands geholfen. Nun sind sie wieder in der Heimat...

Schwerste Zerstörungen (Foto: FFW Niedersachswerfen) Schwerste Zerstörungen (Foto: FFW Niedersachswerfen)
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"Erschöpft und müde treten wir die Heimreise an und sind in Gedanken an die Menschen die hier ihr Leben verloren haben und an diejenigen die nichts mehr haben", schrieben die Kameraden gestern Abend auf ihrer Facebookseite.

Die sieben Männer und eine Frau waren bei Aufräumarbeiten im Ortsteil Kreuzberg der Gemeinde Altenahr eingesetzt. Sie waren mit dem Gerätewagen zur Dekontamination von Personen und einem Mannschaftstransportwagen im Krisengebiet. Weitere Infos und Bilder vom Einsatz finden Sie auf der FB-Seite der FFW.
Einsatz im Krisengebiet (Foto: FFW Niedersachswerfen)
Einsatz im Krisengebiet (Foto: FFW Niedersachswerfen)
Einsatz im Krisengebiet (Foto: FFW Niedersachswerfen)
Einsatz im Krisengebiet (Foto: FFW Niedersachswerfen)
Autor: psg

Kommentare
adele
19.07.2021, 11.01 Uhr
Top
...für die mutigen und engagierten Helfer...wäre toll, wenn andere Freiwillige nachziehen, von der Politik kann man nur auf Hilfe hoffen!

Danke Ihr super Helfer und erholt Euch gut !!!!
Nordhäuser
19.07.2021, 11.49 Uhr
Hat sich ja gelohnt
Dieser Einsatz gehört für mich in die Kategorie: Sinnlos.
Wenn man das Einsatztagebuch eines gewissen Politikers, auf der Facebookseite liest hat es sich ja voll gelohnt mal kurz für 2 Tage darunter zu fahren. Die Kameraden können ja nichts dafür und haben meinen vollsten Respekt, aber was haben die 2 Tage gebracht? Richtig, man kann sich jetzt als Held hinstellen. Es ist sehr furchtbar was dort passiert ist und jede Hand wird gebraucht. Da ist ein kurz Besuch nicht wirklich hilfreich. Man hatte mir mein ganzes Leben beigebracht. Entweder ganz oder gar nicht.
Ein großer Lob an die Kameraden die diese schwere Aufgabe auf sich genommen haben. Kein großes Lob an den jenigen der dieses, nur für einen Wochenendausflug geplant hat.
auto1958
19.07.2021, 12.58 Uhr
Einfach Danke !
Den Kameraden kann ich nur meinen besonderen Dank aussprechen, sie können sicher einiges berichten, was sie dort gesehen und erlebt haben. Ich bin stolz auf Euch !!
Piet
19.07.2021, 15.10 Uhr
Unfassbar
Das Totalversagen der Politik. Keine Vorwarnungen hier macht man sich am Tode von Menschen mitschuldig! Wenn Altenheime und Behinderten Einrichtungen nicht geräumt werden. Mal sehen wie spendabel das Merkelregime ist. Bei der weltweiten Verteilung von Milliarden aus Steuermitteln hat man ja keinerlei Hemmungen. Die kleinen Leute dürfen das jetzt ausbaden. NICHT MEHR MEIN LAND
Herr Taft
19.07.2021, 16.23 Uhr
Fakenews - natürlich wurde gewarnt.
Der DWD hatte vorher entsprechende Warnmeldungen veröffentlicht, in denen vor extremem Starkregen mit bis zu 200 l/m² gewarnt wurde. - und das auf allen Kanälen.

Wenn überhaupt jemanden eine Schuld trifft, dann die, die Warnungen ignoriert haben.
Junge21
19.07.2021, 18.47 Uhr
Wichtiger ist wohl
die Menschen zu überwachen als das Wettergeschehen. ...
Fakt ist, dass es in mehreren betroffenen Orten keine Warnhinweise gab und sie quasi mitten in der Nacht überrascht wurden..
Keine Sirene. Wie kann sowas passieren?
Respekt an die helfenden Feuerwehren!
Kama99
19.07.2021, 19.28 Uhr
@Junge21
Die Sirenentest's vom letzten Jahr haben gezeigt wofür die Dinger taugen, zu nichts. 80% funktionierten nicht und wurden sicher auch nicht repariert.
Waldemar Ceckorr
19.07.2021, 20.17 Uhr
Keine Sirene. Wie kann sowas passieren?
im westen alle sirenen abgebaut.
aus der katastrophenwarnübung vom letzten september nüscht gelernt.
aber im videotext steht, der bürger hat die spärlichen / nicht vorhendenen hinweise missachtet.
also wer ist schuld, der bürger.

der waldi
diskobolos
19.07.2021, 21.18 Uhr
Die Frage mit den Warnmeldungen ...
ist doch wer nach der Voraussage, dass im Gebiet (West-NRW, Ostsachsen) mit Starkregen und überflutungen gerechnet werden muss, in sein Auto gestiegen wäre und in sicheres Gebiet gefahren wäre. Die Metereologen sind nicht in der Lage zu prognostizieren, welcher Bach, welches Flüsschen gefährlich wird. Und schließlich hatte keiner der jetzt Betroffenen soetwas in den letzten Jahrzehnten erlebt. Und dann kam alles so schnell, dass man nichts mehr machen konnte. Nachher sind alle klüger.
Paulinchen
19.07.2021, 21.44 Uhr
Zum Thema Sirenen...
... Es ist mehr oder weniger eine Schande der Regierung, dass es inzwischen so wenige Dinger davon gibt. Aber das ist mit dem ehemaligen Stadt /Dorffunk nicht anders.
Beispiel Nordhausen : Warum ertönen nicht die Sirenen, wenn so eine Bombenentschaerfung beginnt und beendet ist?
Was für ein Bimborium wurde vor Jahren wegen dem deutschlandweiten Sirenentest gemacht? Wie konnte es anders sein, es war der Schuss in den Ofen. Hat man an dem Debakel etwas verändert? NEIN! Was den Schutz der Bevölkerung betrifft, der wird gröblichst vernachlässigt, aber der Frieden von Deutschland wurde am Hindukusch verteidigt. Was ist hier das Resümee?
12 Milliarden sind im Wüstensand verpufft. Das Geld wäre für den Schutz der Bevölkerung in unserem Land sinnvoller gewesen, um solche Katastrophen zumindest zu minimieren. Die Schuldzuweisungen sind heute mehr als primitiv, respektlos und nutzlos, die Menschen haben Familienmitglieder, Haus und Hof verloren. Vielleicht und bitte nicht falsch verstehen, kam diese Katastrophe für die Politiker zur Unzeit. Denn jetzt ist HANDELN und nicht reden angesagt. Sie brauchen ja auch die Stimmen der Katastrophenopfer,damit sie ihren Schaukelstuhl behalten können. Habe mir mal ausgerechnet, wenn jeder Abgeordnete des deutschen Bundestages 50.000 Euro spenden würde, dann könnten diese von der Nähe zum Volk/Wähler sprechen. Es tut den Millionären nicht weh. Es dürfen auch gern die Zuverdienste dazu kommen.
Herr Taft
19.07.2021, 22.50 Uhr
Der Fehler lag in den Kommunen und vielleicht beim Land...
...die Warnungen seitens des DWD waren da und bekannt. Sie wurden von den verantwortlichen Stellen in der Region offenbar nicht ernst genommen. Eine Verantwortlichkeit der (Bundes-)Regierung kann ich da nicht erkennen in unserem föderalen System.

Meinem Lieblingspaulinchen (die mir gerne neue, abfällige Namen geben darf - was sie mir ja vorwirft)muss ich bei den Sirenen Recht geben. Es gibt sie offenbar kaum noch. Ich kann mich gut an den wöchentlichen Testlauf erinnern, den wir früher hatten.
Flitzpiepe
20.07.2021, 08.02 Uhr
Wann hätten denn die Sirenen ertönen sollen?
5 Tage vorher - damit man überhaupt entsprechende Zeit hat zu reagieren.
Am Tag selber hätte man höchstens geordnetes Evakuieren veranlassen können. Man kann aber keinen ganzen Landkreis evakuieren, wenn man nicht genau weiß, wo es zur Katastrophe kommen wird.
Eine gefundene Bombe o. Ä. ist da was ganz anderes.
Noch 5 Tage vor dem Starkregen waren die Prognosen des DWD so, dass die 200 Liter und mehr im Thüringer Wald und auch noch in Nordhausen runter gehen sollten. Beweisscreenshots kann ich machen. Die Warnung haben alle ignoriert und es hätte ja auch nichts gebracht, weil man sowas halt nicht genau vorhersagen kann...
Komisch - bei Corona gibt es einen Aufschrei, wenn rechtzeitig vorher gewarnt wird, was passieren könnte. Und hier ist es genau anders rum.
Waldemar Ceckorr
20.07.2021, 08.22 Uhr
die wetterlage war schon
seit tagen bekannt, es war ersichtlich das sich das regengebiet kaum bewegt.
insofern sollte die bevölkerung entsprechend vorgewarnt werden.
notfalls kann man auch mit einem lautsprecherwagen durch den ort fahren thw / feuerwehr / polizei hat sowas.

der waldi
nur_mal_so
20.07.2021, 08.35 Uhr
Ja, und dann, Waldi?
Ich sag Ihnen was: "die Bevölkerung" wäre sitzengeblieben, denn "es wird schon nicht so schlimm kommen".
Es gibt Leute, die verweigern es ja sogar, ihre Wohnung zu verlassen, wenn zweihundert Meter neben ihnen eine Bombe entschärft wird.
Menschen sind eben so.
Waldemar Ceckorr
20.07.2021, 09.12 Uhr
in diesem fall kann man nur sagen
pech gehabt und nun nicht jammern.

so siehts der waldi
Fönix
20.07.2021, 12.50 Uhr
Mittlerweile kann man hier ja viele, zum Teil sehr spezielle Meinungsäußerungen
zum Thema Hochwasser lesen. Ich will da gar nichts weiter bewerten, aber folgende Hinweise seien erlaubt:

Hochwasser sind normale natürliche Ereignisse, die wichtige Funktionen im Naturhaushalt erfüllen. Die Natur hat sich vor dem zerstörerischen Wirken des modernen Menschen immer mit den Auswirkungen dieser Ereignisse arrangiert und davon gerade in Bezug auf die Biodiversität immer in erheblichem Maß profitiert. Die größten bekannten rezenten Hochwasserereignisse in Mitteleuropa liegen übrigens schon mehrere Jahrhunderte zurück. Wer möchte, darf sich dazu gerne einmal die Hochwassermarken z.B. auf dem Marktplatz von Passau anschauen und aus den zugeordneten Jahreszahlen bitte die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Für weitergehendes Interesse empfehle ich die Veröffentlichungen von Dr. Matthias Deutsch, der einerseits die Grundzusammenhänge der Materie sehr gut beschreibt und anderseits sehr anschaulich historische Hochwasserereignisse gerade auch in unserer Region beleuchtet. Ich glaube, dass auch der größte Fanatiker der aktuell überkochenden Klimahysterie bei der Lektüre dieser Schriften erkennt, dass der Klimawandel, wenn überhaupt, den geringsten Anteil an den Dimensionen der aktuellen Hochwasserereignisse trägt.

Es ist allein der Mensch, der die enormen Schäden und Verluste unmittelbar (!!!) verursacht, indem er die Fließgewässer über jedes vernünftige Maß hinaus immer weiter reguliert, die Talauen immer weiter zubaut und den dort lebenden Menschen suggeriert, dass technischer Hochwasserschutz auch nur ansatzweise in der Lage sein könnte, solche extremen Naturereignisse zu beherrschen.

Vor diesem Hintergrund ist es für mich schäbig und kläglich, wenn jetzt die große Mehrzahl der für die aktuelle Katastrophe verantwortlichen Akteure in Politik und Verwaltung den Klimawandel als ursächlich für die gewaltigen Verluste und Schäden darstellen, um vom eigenen Versagen abzulenken. Später dazu mehr.

Jetzt ist es mir erst einmal ein großes Bedürfnis, den vielen unschuldigen Opfern zu gedenken und den Angehörigen mein tiefempfundenes Beileid auszudrücken. Auch allen anderen Betroffenen wünsche ich viel Kraft und den unzähligen unermüdlichen Helfern zolle ich größten Respekt.
Eckenblitz
20.07.2021, 12.53 Uhr
Politik
Minister halten große Reden aber nur vor der Kamera, Anwohner wurden Ausgesperrt. Das zeigt wieder einmal, was für eine Große Angst die Möchtegern Politiker/innen vor dem Volk haben. Im Vordergrund hält ein Minister eine Rede und im Hintergrund, macht man sich lustig, was soll man dazu sagen? Erst das Volk aussperren und sich dann noch lustig machen.
Paulinchen
20.07.2021, 13.18 Uhr
@ Fönix...
....Ihrem Kommentar, schließe ich mich zu 100% an. Wer einmal aufmerksam durch die Lande fährt, dem wird vielleicht auffallen, dass Kirchen und Klöster sehr oft auf Hügeln, Bergen oder zu mindest auf Anhöhen gebaut worden sind. Da es sich bei diesen Bauten, um zum Teil sehr alte Gebäude handelt, dürfen wir daraus schließen, dass unsere Vorfahren mit Sicherheit ebenfalls mit derartigen Witterungsbedingungen zu kämpfen hatten.

Aber heute müssen es Wassergrundstücke an den ehemaligen Braukohletagebauen bei Leipzig und an den Kiesgruben in Nordhausen sein. Dabei erinnere ich mich an das millionenschwere Gewerbegebiet an der Elbe. Eine traumhafte Lage, wurde schon wenige Jahre später zum Trauma der Investoren. Nach der Flut, wurde dann alles für viel Geld, an die Elbe zurück gegeben.
Fönix
20.07.2021, 15.52 Uhr
@ Paulinchen ...
da kann ich ihnen nur zustimmen. In den vielen Jahren meiner diesbezüglichen beruflichen Tätigkeit habe ich es nur einmal erlebt, dass eine historische Kirche im bewegten Relief des Berg- und Hügellandes ohne wirkliche Not im Überschwemmungsgebiet eines Bemessungshochwassers stand.
Fönix
20.07.2021, 23.31 Uhr
Wie versprochen gehe ich jetzt auf weitere wichtige Details zu
diesem Thema ein, auch wenn ich hier in der nnz schon mehrfach ausführliche Beiträge dazu beigesteuert habe. Ich versuche auf jeden Fall, mich kurzzufassen.

Die Annahme, dass eine Vorhersage ergiebiger Regenfälle z.B. durch den DWD als Hochwasserwarnung ausreichend sein könnte, ist viel zu kurz gesprungen. Denn neben der Dauer und der Verteilung angekündigter Starkniederschläge gibt es viele weitere wichtige Einflussfaktoren, die letztendlich im Zusammenspiel entscheidenden Einfluss auf Höhe und Verlauf der Scheitelwelle (= maximaler Wasserstand) haben. Ich nenne hier nur mal jahreszeitliche Aspekte wie Schneehöhen, Belaubung der Bäume oder auch gefrorene oder offene Böden sowie Aspekte des Rückhaltevermögens wie z.B. bei offenen Böden die Vorfeuchte und die Steuerung von Hochwasserrückhaltebecken jeglicher Art. Wichtig sind darüber hinaus auch jüngere bauliche Veränderungen im Längs- oder Querprofil der Talauen etwa an Brücken und Wehren oder auch an Deichanlagen und an Infrastrukturelementen wie Straßen- und Bahndämme.

Diese und weitere Informationen werden flussgebietsweise in Niederschlags-/Abflussmodellen zusammengefasst. Mit Hilfe solcher Modelle ist es möglich, für jeden Punkt eines Fließgewässers die Abflussspenden zu bestimmen, die im Verlauf einer Hochwasserwelle verschiedener prognostizierter Hochwasserereignisse zum Tragen kommen. Dank der EDV sind diese Modelle mittlerweile sehr genau und sollten auch für alle hochwasserrelevanten Fließgewässer vorliegen.

Solche N/A-Modelle sind die Grundlage für die Simulation des Abflussgeschehens an einem Fließgewässer. Details hierzu blende ich mal aus, letztendlich wird die abfließende Wassermenge mit den Geländedaten des Gewässers und der Talaue verschnitten. Die so ermittelten Wasserspiegelhöhen werden auf die jeweiligen Geländehöhen projiziert und die äußeren Schnittpunkte ergeben auf eine topografische Karte übertragen im Grundsatz die Überschwemmungsgebietsgrenzen. Diese Hochwassermodelle können für jedes Fließgewässer mit verschiedenen Abflussmengen berechnet und dargestellt werden. Für die bekannten Überschwemmungsgebietskarten wird in der Regel ein Hundertjähriges Hochwasser zugrunde gelegt.

Morgen geht es dazu weiter.
Fönix
21.07.2021, 15.29 Uhr
Was ist nun in der Eifel passiert?
Eine vergleichsweise seltene Wetterlage hat über einen großen Teil der Eifel langanhaltenden ergiebigen Niederschlag (bis zu 200 mm) verursacht. Mehrere Einzugsgebiete (Ahr, Erft, Kyll u.a.) waren einschließlich der kleineren Nebengewässer flächendeckend betroffen. So haben sich hier die Scheitelwellen der Haupt- und Nebengewässer überlagert und in der Spitze zu enormen Abflussmengen geführt, die weit jenseits der Bemessungshochwasser (Hundertjähriges Hochwasser – HQ100) und sogar deutlich über den Werten eines HQ200 gelegen haben. Es war ähnlich extrem wie z.B. 2002 im Erzgebirge mit bis zu 400 mm Niederschlag. Das ist ein völlig anderes Szenario als ein „normales“ Sommerhochwasser, dass meist ausgelöst durch ein extremes Gewitter nur lokal große Abflussmengen generiert und sich im weiteren Verlauf in der Regel schnell nivelliert, weil eine Überlagerung mit den Scheitelwellen der Nebengewässer nur im Einzelfall passiert und die Mehrzahl der Scheitelwellen (falls die Gewitterzelle die Nebentäler überhaupt erreicht hat) nacheinander durchlaufen. Winterhochwasser verbunden mit Bodenfrost und/oder Schneeschmelze haben eine andere Charakteristik, auf die ich hier jetzt nicht weiter eingehe, weil sie klimawandelbedingt mittlerweile in unseren Breiten auch deutlich seltener auftreten.

Am Beispiel der Ahr lässt sich sehr gut erkennen, wie sich das Hochwasser im Gewässerverlauf entwickelt hat. Die Ganglinien der Pegel Müsch (im Oberlauf), Altenahr (Mittellauf) und Bad Bodendorf (kurz vor der Mündung in den Rhein) sprechen da eine eindeutige Sprache, auch wenn die Pegel Müsch und Bad Bodendorf schon vor dem Durchlauf der Scheitelwelle ausgefallen sind und hierfür keine Daten vorliegen.

Der Pegel Müsch hat am 14. Juli um 20 Uhr kurz vor seinem Ausfall mit 400 cm einen neuen Höchstwert erreicht, der 127 cm über dem bisherigen Maximum lag. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten alle Alarmglocken loslegen müssen! In den 15 bzw. 30 km stromunterhalb liegenden Orten Schuld und Altenahr wie auch im weiteren Verlauf bis zur Mündung erfolgte der rasante Anstieg des Hochwassers erst nach Mitternacht, es wäre noch ausreichend Zeit verblieben die Menschen vor der nahenden Katastrophe zu warnen!
Fönix
21.07.2021, 15.33 Uhr
Warum wurde vielerorts nicht bzw. nicht rechtzeitig gewarnt?
Die Meteorologen haben rechtzeitig und auch hinsichtlich der Niederschlagsmengen mit korrekten Zahlen auf die enorme Hochwassergefahr hingewiesen. Sie sind damit aus dem Schneider, denn die Prognose von konkreten Wasserständen kann nicht ihre Aufgabe sein.

Diese Verantwortung liegt in den zuständigen Landesämtern, die aus den angekündigten Niederschlagsmengen entsprechende Zahlen für einen möglichen Hochwasserverlauf ableiten (können)müss(t)en und auf dieser Basis ggf. den Katastrophenschutz alarmieren. Und an diesen Schnittstellen sind die Aufgaben und Verantwortlichkeiten offenkundig nicht einheitlich und eindeutig geklärt. Der auf Bundesebene zuständige Innenminister Seehofer hat ja vor laufender Kamera verkündet, dass er sich nicht in der Verantwortung sieht, sondern diese in erster Linie bei den Bundesländern liegt. Hier steckt nach meiner Überzeugung schon der erste gravierende Fehler eines Systems, dass offenkundig nur auf dem Papier der Stäbe funktioniert und in der Praxis hoffnungslos versagt.

Die richtige Vorgehensweise beim Hochwasserschutz und damit auch die diesbezüglichen Strategien des Katastrophenschutzes und seiner Meldesysteme können nur länderübergreifend organisiert werden. Das liegt allein schon in der Tatsache begründet, dass sich die Einzugsgebiete der Bundeswasserstraßen (Rhein, Donau, Elbe, Weser etc.) sowie vieler Gewässer 1. und 2. Ordnung über mehrere Bundesländer erstrecken und auch erhebliche Flächenanteile in unseren Nachbarländern beinhalten.

Der zweite gravierende Fehler in dieser Hinsicht ist die Umstellung der ursprünglich analogen Warnsysteme (Sirenen, Sprechfunkanlagen) auf digitale Technik. Diese hat offensichtlich sowohl in den inneren Strukturen der zuständigen Landesbehörden als auch hinsichtlich der Warnung der Bevölkerung komplett versagt. Und zwar weniger technisch, sondern strategisch. Warnapps sind nutzlos, wenn außergewöhnliche Pegeldaten ungelesen auf eine Festplatte entschwinden, wenn die Menschen nachts schlafen oder die Mobilfunknetze ausgefallen sind! Hier haben alle Verantwortlichen schwere Schuld auf sich geladen. Berittene Boten und das Sturmläuten der Kirchenglocken waren zuverlässiger als alles was heute (nicht) passiert!
Fönix
21.07.2021, 15.36 Uhr
Was müssen wir unbedingt ändern? - Teil 1
Politik und Verwaltung hätten schon längst, spätestens aber seit den großen Hochwasserereignissen an Rhein (1993 und 1995), Oder (1997 und 2010) und Elbe(2002, 2006 und 2013) geeignete Maßnahmen entwickeln und konsequent umsetzen müssen. Dazu gehört unbedingt die Entwicklung von vorhandenen und potentiellen Retentionsräumen, und zwar nicht nur an den großen Strömen (z.B. die HW-Polder am Oberrhein), sondern vor allem auch in den vielen Einzugsgebieten der Nebenflüsse. Das bringt nicht nur in der Summe mehr, sondern entlastet gleichzeitig auch genau diese Nebengewässer, die aufgrund ihres meist deutlich höheren Längsgefälles bei Hochwasser oft eine viel größere Dynamik entwickeln. Die dramatischen Folgen dieser Versäumnisse haben wir jetzt in der Eifel gesehen.

Ein entscheidender Punkt in diesem Zusammenhang ist die Flächennutzung in den Talauen außerhalb der Ortslagen. Hier ist in erster Linie die Landwirtschaft in der Pflicht. Ackerbau muss im Überschwemmungsbereich unbedingt unterbleiben, damit die Fließgewässer wieder entfesselt werden können um ihnen hier wie früher eine natürliche Laufentwicklung mit weiten Bögen und Mäandern zu ermöglichen. Diese Laufverlängerung reduziert dann gleichermaßen das Längsgefälle und die Fließgeschwindigkeit.

Die Nutzungsalternative für diese Flächen liegt in der Grünlandnutzung. Die ganzjährig geschlossene Vegetationsdecke reduziert zudem die Bodenerosion ganz entscheidend. Und nicht zuletzt ist mit der Verringerung der Fließgeschwindigkeiten und damit der Schleppkräfte auch das Gefahrenpotential im Hochwasserfall deutlich geringer.

Darüber hinaus ist der Rahmen für ein Bemessungshochwasser deutlich weiter zu fassen. Vor dem Hintergrund historischer Hochwasserereignisse vom Magdalenenhochwasser bis zur aktuellen Katastrophe in der Eifel (nach meiner Einschätzung zumindest an größeren Teilstrecken ein 500-jähriges Hochwasserereignis) darf das Hundertjährige Hochwasser als Bemessungshochwasser keinen Bestand haben. Die darauf basierenden Hochwasserkarten wiegen viel zu viele Menschen und auch Institutionen in trügerischer Sicherheit, was die Funktionalität und die Reichweite der Warnsysteme des Katastrophenschutzes erheblich beeinträchtigt.
Fönix
21.07.2021, 15.38 Uhr
Was müssen wir unbedingt ändern? - Teil 2
Aber diese Maßnahmen reichen bei Weitem nicht aus. Das größte Problem ist vielmehr die zunehmende Verbauung und Begradigung unserer Fließgewässer sowie die vielerorts schon geschlossene Bebauung der Flussauen. Wo sollen die gewaltigen Wassermengen eines großen Hochwassers denn lang fließen wenn nicht durch die Straßenzüge, durch Gewerbegebiete und durch unsere Gärten? Die durch Brücken und Ufermauern eingeengten Gewässerbetten nehmen nur einen Bruchteil auf und oft genug verkeilt sich das mitgerissene Treibgut vom Baumstamm bis zum Kleintransporter in den Engstellen und türmt so weitere Abflusshindernisse auf. Im Ergebnis staut sich das Wasser in den Ortslagen immer höher und die ohnehin schon dramatischen Pegelstände wachsen in astronomische Höhen.

An erster Stelle der notwendigen Maßnahmen steht zumindest im Berg- und Hügelland ein grundsätzliches unumstößliches Bauverbot in potentiellen Überschwemmungsgebieten. Bereits bestehende Bebauung muss wo nur irgend möglich zeitnah zurückgebaut werden, auf Hangterassen und Hochflächen gibt mehr als genügend geeignete Flächen. Ausnahmen sollten nur in wirklichen Härtefällen und zeitlich befristet eingeräumt werden. In jedem Fall sind alle Flächen mit durch Hochwasser zerstörter Bebauung zu schleifen und ausschließlich dem vorbeugenden Hochwasserschutz zur Verfügung zu stellen. Die verbleibende Bebauung kann so (wie z.B. in Grimma) wesentlich effektiver vor Extremhochwasser geschützt werden.

Natürlich gibt es Flussgebiete insbesondere in Ballungsräumen, wo in der Konsequenz ganze Ortschaften aufgegeben und in höher gelegene Gefilde verlagert werden müssten. Das ist unrealistisch und auch nicht bezahlbar. Aber unter Beachtung der jeweiligen Einzugsgebietscharakteristik sollten auch hier alle Optionen gezogen werden, dem Wasser wieder mehr Raum zu geben, sonst saufen die Menschen dort früher oder später jämmerlich ab. Nicht jeden wird es treffen, denn wir müssen hier in Zeiträumen von Generationen und nicht von Jahren denken. Aber den Menschen in den Regionen, wo die Gefahrengebiete auf absehbare Zeit nicht verlassen werden können, muss die potentielle Gefährdung viel deutlicher als bisher vor Augen geführt werden.
Fönix
21.07.2021, 15.42 Uhr
Abschließend und zusammenfassend möchte ich noch einmal
mit Nachdruck darauf verweisen, dass angesichts der vielen Opfer und der gewaltigen Schäden der aktuellen Hochwasserkatastrophe ein Paradigmenwechsel unabdingbar ist. Wir müssen unsere Überheblichkeit endlich überwinden und lernen, wieder mehr mit der Natur zu leben. Es ist ein leider weit verbreiteter Irrglaube, dass der stetige Fortschritt in Wissenschaft und Technik uns das Recht gibt, immer weiter in die funktionalen Grundstrukturen von Biosphäre und Geosphäre eingreifen zu können.

Wir riskieren bei allen Aktivitäten von der modernen Hochleistungslandwirtschaft über die totale Globalisierung bis hin zu unserem viel zu hohen Energieverbrauch unüberschaubare, unvorhersehbare und unumkehrbare Effekte, die die weitere Existenz der Menschheit eines nicht allzufernen Tages ernsthaft in Frage stellen werden. Das zunehmende Artensterben und die gewaltige weltumspannende Vermüllung unserer Umwelt sind erste ernsthafte Anzeichen. Hinsichtlich des Gefährdungspotentials ordne ich den Klimawandel erst nach diesen Kategorien ein, auch wenn er natürlich unbestritten einen Einfluss z.B. auf das Wettergeschehen hat. Aber hinsichtlich des Hochwassergeschehens ist sein Einfluss marginal, denn die auslösenden Niederschläge hat es in den entsprechenden Größenordnungen schon immer gegeben und wird es auch in der Zukunft geben und zwar unabhängig davon, ob wir die in erdgeschichtlichen Maßstäben sowieso temporäre Erderwärmung stoppen, verlangsamen oder einfach laufen lassen.

Die Ursachen für die zunehmenden Schadenspotentiale der Hochwasserereignisse liegen vielmehr nahezu ausschließlich in der immer weiter zunehmenden Bebauung der Talauen, in einem falsch verstandenen und falsch praktizierten Hochwasserschutz sowie in vielen problematischen Flächennutzungen in den Einzugsgebieten.

Deshalb ist es für mich umso verwerflicher, wenn jetzt weite Teile der Politik (und die „Klimaschützer“ sowieso) die Hochwasserkatastrophe in der Eifel und damit auch ihre Opfer instrumentalisieren und für die in vielen Teilen überzogene Klimahysterie missbrauchen.

Dass eigentliche Zauberwort existiert aber bereits und zunehmend nimmt es sogar schon die aktuelle Politik in den Mund:

ANPASSUNG an den Klimawandel!
Eckenblitz
21.07.2021, 16.28 Uhr
Wer hat das verschuldet?
Mit Sicherheit nicht das Volk, es waren und sind die Politexperten, die Jahrzehntelang die Falsche Politik betrieben hat. Und auch heute merken sie nicht, dass sie wieder auf das Falsche Pferd setzen und das nur aus reiner GIER nach MACHT. Mann kriecht den Lobbyisten in den Hintern und weiß nicht einmal genau warum, oder?
tannhäuser
25.07.2021, 00.38 Uhr
Es stimmt einfach nicht...
...weder Ihre Schuldzuweisungen an die betroffenen Menschen noch Ihre Verweise auf den Föderalismus, Oberstudienrat.

Der DWD hat nicht gewarnt und die Schnarchnasen, die für den Bund (Und damit für alle Bürger verantwortlich) sind haben das auch nicht getan.

Die Warnungen des britischen Wetterdienstes sind 4 Tage vorher wegen der zu erwartenden Extremwetterlage an den Bund gegangen und von dort hätte man das weiterleiten müssen an die betroffenen Bundesländer!

Selbst der WDR hat inzwischen Informationsdefizite (Die Menschenleben kosteten, aber DAS kann man natürlich bei aller Selbstkritiik nicht offiziell einräumen) zugegeben.

So gesehen ist Ihre bundesregierungs- und ÖR-freundliche Fehlerlosigkeitspropaganda obsolet.
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