Fr, 08:31 Uhr
19.05.2023
Nordhäuser Ehrenbürger verstorben
Trauer um Ehrenbürger Christoph Lerchner
Pfarrer Christoph Lerchner (i.R.) ist am 11. Mai 2023 im Alter von 89 Jahren verstorben. Die Stadt Nordhausen trauert um ihren engagierten Ehrenbürger...
Christoph Lerchner wurde in Anerkennung seiner Verdienste um das Wohl der Bürger und das Ansehen der Gemeinde Hesserode auf Beschluss der Gemeindevertretung vom 11. Februar 1993 die Ehrenbürgerrechte der Gemeinde Hesserode verliehen.
Am 26. Februar 1934 in Chemnitz geboren, wuchs Christoph Lerchner in Dresden auf. Der gelernte Gärtner besuchte Anfang der fünfziger Jahre die Predigerschule in Wittenberg, wurde im Anschluss Vikar in Bad Liebenwerda und Wohlmirstedt und kam 1958 als Pfarrer mit seiner Frau Karin nach Hesserode.
Der damals erst 24-jährige kümmerte sich von Anfang an um die Instandsetzung der Hesseröder Kirche und des Pfarrhauses, gründete den Mütterkreis, baute die Junge Gemeinde auf, engagierte sich in der Frauen- sowie Kinder- und Jugendhilfe. Auch in den umliegenden Gemeinden wirkte der engagierte Pfarrer und schob viele Projekte an. So konnte er z.B. in den 1960er Jahren die Genehmigung für den Bau einer kleinen Kapelle in Hochstedt erwirken, die dann unter schwierigsten Bedingungen und in vielen Arbeitseinsätzen aufgebaut und 1968 eingeweiht wurde, würdigt Ortsteilbürgermeister Michael Kramer Lerchners Verdienste.
Von 1987 bis 1995 war Christoph Lerchner Superintendent des evangelischen Kirchenkreises in Nordhausen. Als Superintendent gelang es ihm eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für 60 Arbeitslose zu organisieren, saß in den Jahren 1989/90 neben Probst Jäger als Stellvertreter am Runden Tisch in Nordhausen und führte einen Runden Tisch auch in der Gemeinde Hesserode ein. Er kämpfte für die Gründung der Diakonie Sozialstation in Günzerode, die am 01.01.1991 in Betrieb genommen wurde und war zur gleichen Zeit an der Gründung der Nordthüringer Lebenshilfe maßgeblich beteiligt.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1997 übernahm Pfarrer Lerchner im Auftrag des Kirchenkreises noch 10 Jahre die Krankenhausseelsorge in Nordhausen. Im Jahr 2008 rief er die Initiative Freunde der Kirche St. Viti in Hesserode ins Leben und war im Jahr 2015 Gründungsmitglied des Kulturförderverein Hesserode.
Autor: redChristoph Lerchner wurde in Anerkennung seiner Verdienste um das Wohl der Bürger und das Ansehen der Gemeinde Hesserode auf Beschluss der Gemeindevertretung vom 11. Februar 1993 die Ehrenbürgerrechte der Gemeinde Hesserode verliehen.
Am 26. Februar 1934 in Chemnitz geboren, wuchs Christoph Lerchner in Dresden auf. Der gelernte Gärtner besuchte Anfang der fünfziger Jahre die Predigerschule in Wittenberg, wurde im Anschluss Vikar in Bad Liebenwerda und Wohlmirstedt und kam 1958 als Pfarrer mit seiner Frau Karin nach Hesserode.
Der damals erst 24-jährige kümmerte sich von Anfang an um die Instandsetzung der Hesseröder Kirche und des Pfarrhauses, gründete den Mütterkreis, baute die Junge Gemeinde auf, engagierte sich in der Frauen- sowie Kinder- und Jugendhilfe. Auch in den umliegenden Gemeinden wirkte der engagierte Pfarrer und schob viele Projekte an. So konnte er z.B. in den 1960er Jahren die Genehmigung für den Bau einer kleinen Kapelle in Hochstedt erwirken, die dann unter schwierigsten Bedingungen und in vielen Arbeitseinsätzen aufgebaut und 1968 eingeweiht wurde, würdigt Ortsteilbürgermeister Michael Kramer Lerchners Verdienste.
Von 1987 bis 1995 war Christoph Lerchner Superintendent des evangelischen Kirchenkreises in Nordhausen. Als Superintendent gelang es ihm eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für 60 Arbeitslose zu organisieren, saß in den Jahren 1989/90 neben Probst Jäger als Stellvertreter am Runden Tisch in Nordhausen und führte einen Runden Tisch auch in der Gemeinde Hesserode ein. Er kämpfte für die Gründung der Diakonie Sozialstation in Günzerode, die am 01.01.1991 in Betrieb genommen wurde und war zur gleichen Zeit an der Gründung der Nordthüringer Lebenshilfe maßgeblich beteiligt.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1997 übernahm Pfarrer Lerchner im Auftrag des Kirchenkreises noch 10 Jahre die Krankenhausseelsorge in Nordhausen. Im Jahr 2008 rief er die Initiative Freunde der Kirche St. Viti in Hesserode ins Leben und war im Jahr 2015 Gründungsmitglied des Kulturförderverein Hesserode.
Kommentare
Real Human
20.05.2023, 11.54 Uhr
Wie ich Pfarrer Lerchner erlebt habe:
Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Das ist der wohl bekannteste Sinnspruch des deutschen Philosophen Theodor W. Adorno aus dessen Minima Moralia. Andere bezeichnen ihn als wohl negativsten aller möglichen Sätze. (Arno Widmann, Frankfurter Rundschau, 06.08.2019) Aber Jesus formulierte oft ähnlich schroff. Das sollte Christen eigentlich bekannt sein!
Ich interpretiere Adorno so:
Es ist schwer, in einem korrumpierten System, ein moralisch korrektes Leben zu führen.
Christoph Lerchner hat diese moralische Herausforderung auf seine Weise ausgezeichnet gemeistert.
Herr Lerchner war kein angepasster Pfarrer wie viele seiner Kollegen und auch Vorgänger im Dorfe. Zu meiner Schulzeit musste er sich gegen einen Schuldirektor behaupten, der sich immer bemühte, dem jeweiligen Zeitgeist zu entsprechen. Lerchners Vorgänger-Pfarrer heulte sehr wohl mit den damaligen Wölfen. Als nach 1945 schließlich eine (andere?) rote Fahne auf dem Schulhof gehisst wurde, kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen um die sozialistische Jugendweihe und/oder die christliche Konfirmation.
Pfarrer Lerchner war das genaue Gegenteil eines Opportunisten.
Mein Sohn bemerkte deswegen mal – mehr scherzhaft – zu mir: Da bist du wohl zu deiner Schulzeit doppelt indoktriniert worden?! Nein! Und so kam es, dass ich mir schon früh meine eigene Meinung erkämpft habe, weil ich nicht lebenslang ein indifferenter nur höchstens bauernschlauer Deutscher Philister bleiben wollte.
Statt ein lauwarmer Christ zu werden, entschied ich mich später für einen kalten – aber in sich konsistenten von der EvolutionsWISSENSCHAFT geprägten – Atheismus. (Man google auch zu Offenbarung 3:16!). Etliche gute Gespräche konnte ich später nach meiner vorübergehenden (Wieder-)Heimkehr mit Superintendent Lerchner dennoch führen. Trotz aller Kontroversen haben wir uns immer gegenseitig respektiert – jedenfalls von mir aus betrachtet.
Synthese:
Man konnte auch im totalitär vermurksten DDR-Sozialismus ein aufrichtiges Leben führen, selbst wenn man an einen lieben Gott geglaubt hat. (Ich selbst will dennoch lieber Humanist bleiben!) ...
Das ist der wohl bekannteste Sinnspruch des deutschen Philosophen Theodor W. Adorno aus dessen Minima Moralia. Andere bezeichnen ihn als wohl negativsten aller möglichen Sätze. (Arno Widmann, Frankfurter Rundschau, 06.08.2019) Aber Jesus formulierte oft ähnlich schroff. Das sollte Christen eigentlich bekannt sein!
Ich interpretiere Adorno so:
Es ist schwer, in einem korrumpierten System, ein moralisch korrektes Leben zu führen.
Christoph Lerchner hat diese moralische Herausforderung auf seine Weise ausgezeichnet gemeistert.
Herr Lerchner war kein angepasster Pfarrer wie viele seiner Kollegen und auch Vorgänger im Dorfe. Zu meiner Schulzeit musste er sich gegen einen Schuldirektor behaupten, der sich immer bemühte, dem jeweiligen Zeitgeist zu entsprechen. Lerchners Vorgänger-Pfarrer heulte sehr wohl mit den damaligen Wölfen. Als nach 1945 schließlich eine (andere?) rote Fahne auf dem Schulhof gehisst wurde, kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen um die sozialistische Jugendweihe und/oder die christliche Konfirmation.
Pfarrer Lerchner war das genaue Gegenteil eines Opportunisten.
Mein Sohn bemerkte deswegen mal – mehr scherzhaft – zu mir: Da bist du wohl zu deiner Schulzeit doppelt indoktriniert worden?! Nein! Und so kam es, dass ich mir schon früh meine eigene Meinung erkämpft habe, weil ich nicht lebenslang ein indifferenter nur höchstens bauernschlauer Deutscher Philister bleiben wollte.
Statt ein lauwarmer Christ zu werden, entschied ich mich später für einen kalten – aber in sich konsistenten von der EvolutionsWISSENSCHAFT geprägten – Atheismus. (Man google auch zu Offenbarung 3:16!). Etliche gute Gespräche konnte ich später nach meiner vorübergehenden (Wieder-)Heimkehr mit Superintendent Lerchner dennoch führen. Trotz aller Kontroversen haben wir uns immer gegenseitig respektiert – jedenfalls von mir aus betrachtet.
Synthese:
Man konnte auch im totalitär vermurksten DDR-Sozialismus ein aufrichtiges Leben führen, selbst wenn man an einen lieben Gott geglaubt hat. (Ich selbst will dennoch lieber Humanist bleiben!) ...
2
0
Login für Vote
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.